Ohne Heizung und Warmwasser: Mieter in Bielefeld sind wütend

Bielefeld. Beginnt wieder das Rauschen in den Rohren, spitzen alle im Haus die Ohren: Das sei kein gutes Zeichen, sagt Marvin Krönke – und jeder Nachbar kenne das akustische Warnsignal. Nicht die Trompeten von Jericho versetzen die Mieter der LEG Siedlung zwischen Gerhart-Hauptmann-Straße und Gustav-Freytag-Straße latent in Panik, sondern das Gluckern und Glucksen von Gellershagen. Wenn es erklingt, droht für ungewisse Zeit wieder der Ausfall von Heizung und Warmwasser.

Manchmal seien es nur Stunden, manchmal aber auch mehrere Tage, klagen die leidgeplagten Mieter der Siedlung, die so alt ist wie die Bundesrepublik. Mittlerweile protokolliere jeder Nachbar den Ausfall der Anlage, der mit Beginn der Heizperiode verlässlich starte: &bdquo;Im September blieb das Wasser an drei Tagen kalt, im November streikte die Anlage vom 7. bis zum 18. Im Dezember saßen wir zum Glück nur am 19. im Kalten, doch das neue Jahr begann gleich mit einer kalten Dusche und eisigen Heizkörpern.“

Von den 31 Tagen des Januars habe sie elf in der Kälte gesessen, sagt Evelyn König, die sich an einem kalten Dienstagnachmittag im Februar spontan mit weiteren Bewohnern der vier akut betroffenen Häusern auf der Straße versammelt hat, um dem Protest gegen die Zustände bei der LEG ein Gesicht zu geben. Das Frustrierende sei neben der wiederholt defekten Anlage das lange wie vergebliche Telefonieren oder Mailen um Hilfe. Wobei die Verlorenheit in den Warteschleifen der Callcenter das eine Problem sei, das andere jedoch die unklaren Zuständigkeiten: Mit dem Thema befasst sich Mieter Martin Unger aus der Gustav-Freytag-Straße schon recht lange, und weil es ihm jetzt reiche, habe er einen Anwalt eingeschaltet.

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Ende Januar hatten die Mieter großes Glück, die wiederholte Reparatur verlief erfolgreich, seitdem blieben die Heizungen warm (Stand 18. Februar): &bdquo; Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Anlage wieder ohne Fehler in Betrieb. Dies wurde durch ein externes Unternehmen im Auftrag des Eigentümers der Anlage, der EGC, bestätigt. Grund für die wiederkehrenden Ausfälle sind laut den Handwerkern Druckverluste in der Anlage, durch die eine Abschaltung eingeleitet wird“, teilt die Pressestelle der LEG-Immobilien-Gruppe in einem Statement mit.

&bdquo;Wie genau diese Druckverluste entstehen, können wir derzeit leider noch nicht sagen, hierzu arbeiten wir gemeinsam mit der EGC und deren Nachunternehmer gerade an einer Lösung. Wir hoffen darauf, die Probleme hierdurch zeitnah im Sinne unserer betroffenen Mieterinnen und Mieter nachhaltig beseitigen zu können“, heißt es weiter. Mieter Martin Unger hat da so eine Ahnung: Er habe von einem der Techniker gehört, dass die Anlagen für den Bedarf unterdimensioniert seien, weswegen es immer wieder zu Ausfällen komme. Das führt zu Temperaturen von 15 Grad in den Zimmern, oder vermeintliches Heißwasser läuft mit 30 Grad aus dem Hahn – alles dokumentiert.

Bielefelder Lokalpolitiker setzen sich ein für frierende Mieter Seit diesem Jahr sind die Mieter der Siedlung nicht mehr allein mit ihren Thermometern in den Wohnungen unterwegs zum Messen der oft grenzwertigen Temperaturen: Lokalpolitiker aus dem Stadtbezirk Schildesche unterstützen sie beim Protokollieren. Dabei kommt die kleine Fraktion der Partei Die Linke groß raus: Bernd Adolph und Carsten Stölting sprechen mit den Mietern, notieren Missstände und mobilisierten jüngst das Gesundheitsamt mit der Bitte um eine Stellungnahme zur Situation in der LEG-Siedlung.

Denn die chronisch niedrigen Wassertemperaturen in den alten Leitungen bergen das Risiko einer vermehrten Legionellenbildung: &bdquo;Das warme Wasser sollte überall im Leitungssystem immer eine Temperatur von mindestens 55 Grad Celsius haben und am Austritt des Trinkwassererwärmers stets eine Temperatur von mindestens 60 Grad Celsius einhalten, damit es zu keinem Legionellenwachstum kommt“, schreibt dazu das Umweltbundesamt.

&bdquo;Das ist kein Zustand“ Bei der Sitzung der Bezirksvertretung am Donnerstag steht das Thema auf der Tagesordnung. Wobei es nicht so wäre, als gäbe es gar kein Entgegenkommen durch die LEG, sagt die Hausgemeinschaft: &bdquo;Für jeden Tag ohne Heizung schreibt der Konzern 30 Prozent einer Tages-Kaltmiete gut und nach der Erledigung von Reparaturen schicke der Vermieter auch schon mal eine SMS – aber das ist doch auf Dauer kein Zustand“, sagt Marvin Krönke.

Schließlich leben in den Häusern auch pflegebedürftige Senioren oder Eltern mit Kleinkindern. Wenn es wieder gluckse und gurgele in den Wänden, dann könne er zum Duschen ins Fitnesscenter fliehen – die anderen aber seien auf Radiatoren und Wasserkocher angewiesen – und weder Geräte noch Energie würde die LEG ersetzen.

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