Diese Familie lebt in Versmold ihren ungewöhnlichen Wohn-Traum

Versmold. Das Feuer im Ofen sorgt für wohlige Wärme im Gemeinschaftsraum. Auf dem großen Tisch stehen Tee, Kaffee und Wasser. Nebenan in der Küche wird gerade das Mittagessen vorbereitet. Dort, wo Alina Mohn sowie ihre Nachbarn Pirjo Schack und Matthias Hoffmeier von ihrem Wohn-Traum erzählen, werden wenig später die Menschen zum gemeinsamen Mittagessen zusammensitzen. &bdquo;Das ist auch Teil unseres Konzeptes“, sagt der Landwirt und freut sich, dass die Hesselteicher Dorfküche gut angenommen wird. Alle zwei Wochen donnerstags wird hier ein Mittagstisch für Gäste von außerhalb angeboten. Den Bewohnerinnen und Bewohnern der Hausgemeinschaft steht der Raum jederzeit zur Verfügung.

Mal wird eine Tasse Kaffee gemeinsam getrunken, mal ein Glas Wein. Mal kocht man zusammen oder feiert Geburtstag in größerer Runde, dann wieder trifft man sich nur auf einen Schnack. &bdquo;Zu zweit wäre es uns hier zu einsam und groß gewesen“, sagt Pirjo Schack und erinnert sich an die Überlegungen, die sie sich mit ihrem Mann vor einigen Jahren machte. Matthias Hoffmeiers Elternhaus auf der bekannten Hofstelle an der Oesterweger Straße stand zu dem Zeitpunkt leer.

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Nachhaltigkeit und ökologisches Handeln waren die Kerngedanken, als es darum ging, dem alten Bauernhaus neues Leben einzuhauchen. Es ging dem Ehepaar nicht nur darum, ein Gebäude zu sanieren, sondern eine alternative Wohnform zu schaffen. Mehr noch: eine Lebensform.

Neue Mitbewohner für Hausgemeinschaft auf dem Hof gesucht &bdquo;Wir suchen keine Mieter, wir suchen Mitbewohner“, betont Matthias Hoffmeier und beschreibt damit gut die Philosophie, die er als Eigentümer des Hofes verfolgt. In einigen Wochen wird eine der vier Wohnungen in der Hausgemeinschaft frei. Unter anderem über das Online-Portal &bdquo;Wohnprojekte“ der Stiftung Trias sucht er nach geeigneten Menschen, die Lust auf gemeinschaftliches Wohnen haben. &bdquo;Gerne eine Familie“, sagen Hoffmeier und Schack.

Darüber würden sich auch Alina Mohn und Merlin Mitzel freuen. Das Paar lebt zusammen mit seinem Sohn Felix (dreieinhalb Jahre) auf dem Hof. Im Frühjahr erwarten die beiden ihr zweites Kind. Da wären Spielkameraden nebenan ideal. Kühe, Katzen, Trecker, Feldarbeit - das Bauernhof-Leben direkt vor der Haustür. Die Natur, den Platz, insbesondere die Gemeinschaft, all das wissen Felix’ Eltern für das Aufwachsen ihres Sohnes sehr zu schätzen. &bdquo;Hier können wir kleine Projekte verwirklichen“, erzählt Alina Mohn von Haus, Hof und Garten.

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Die bald zweifache Mutter sagt über das gemeinschaftliche Wohnen auf dem Biohof: &bdquo;Unsere absolute Traumvorstellung.“ Alina Mohn stammt aus Münster und lebte als junge Erwachsene mehrere Jahre in Dresden. Das WG-Leben kennt das Paar aus der sächsischen Landeshauptstadt. &bdquo;Wir haben die Gemeinschaft und das Vertrauen sehr zu schätzen gewusst - für uns ist das Lebensqualität“, sagt die 32-Jährige. Als es die jungen Eltern zurück nach NRW zieht, suchen sie bewusst nach einem alternativen Wohnprojekt, grob zwischen Bielefeld und Münster. Eben nicht das klassische Eigenheim in der Neubausiedlung: mein Haus, mein Garten, meine Garage.

Auf dem Versmolder Hof leben vier Generationen unter einem Dach Im kleinsten Versmolder Ortsteil wird die Familie fündig. Seit etwa einem Jahr lebt sie unter einem Dach mit dem Ehepaar Hoffmeier/Schack (beide Ende 50), einer weiteren Familie sowie Helga Schack. Pirjo Schacks Mutter ist mit 86 Jahren die Älteste in der Hausgemeinschaft, das jüngste Mitglied nicht einmal geboren – ein echtes Generationen-Projekt. &bdquo;Uns war schnell klar: Das passt“, erinnern sich die Vermieter Pirjo Schack und Matthias Hoffmeier ans Kennenlernen der Familie Mohn/Mitzel. Ein ähnlich gutes Gefühl wünschen sie sich für die Mitbewohner der frei werdenden 145 Quadratmeter großen Einheit.

Unter einem Dach, aber dennoch separat. Jede Partei hat ihre eigene, in sich abgeschlossene Wohnung. Ein wichtiger Rückzugsort fürs Familienleben, nach einem anstrengenden Arbeitstag, für Privatsphäre. &bdquo;Jeder hat ja seine Themen“, sagt Alina Mohn. &bdquo;Der begrenzende Faktor ist oft die Zeit“, schildert Matthias Hoffmeier, warum im Alltag manchmal das Gemeinsame kürzer kommt als gewünscht. Er selbst bewirtschaftet den Biohof mit Bauernmarkt. Seine Frau Pirjo Schack arbeitet als Professorin für Oecotrophologie an der Fachhochschule Münster.

Es geht um Geselligkeit, aber auch um gegenseitige Unterstützung und gemeinsames Wirken. So wird beispielsweise die Gartenarbeit zusammen erledigt, Zäune gibt es auf dem Außengelände nicht. &bdquo;Das Schöne ist, dass die Kinder hier ihre Freiheit haben“, erzählt Pirjo Schack und freut sich, wenn der Nachwuchs draußen herumtollt. Die Kinder wissen genau, bei wem sie vorbeischauen müssen: &bdquo;Hof-Uroma“ Helga Schack steckt ihnen gerne Schokoladen-Bonbons zu. Genau eins pro Kind! Da nimmt sie es sehr genau. Und genau nimmt sie es auch mit dem Bonbonpapier. Wehe dem, sie findet später eins im Garten herumfliegen ...

Hausgemeinschaft mit Fokus auf ökologischer Lebensweise In Urlaubszeiten hat der jeweils andere ein Auge auf die Wohnung des Nachbarn. &bdquo;Es ist gut, zu wissen, dass Leben im Haus ist“, sagt Pirjo Schack. Für Matthias Hoffmeier hat das gute Miteinander in der Hausgemeinschaft einen weiteren Vorteil: Mitbewohner Merlin Mitzel hilft nebenbei im Biobauernmarkt. &bdquo;Das ist für uns ideal“, sagt der Landwirt.

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Das Ehepaar Hoffmeier/Schack und die Familie Mohn/Mitzel leben die ungewöhnliche Wohnform aus Überzeugung. Der Hesselteicher Landwirt sieht in dem Konzept auch einen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit. &bdquo;Je enger und kompakter wir wohnen, desto preiswerter wird es“, sagt er. Die Investitionskosten für eine Familie alleine seien angesichts der Anforderungen der Energiewende beim Neubau oder bei einer Sanierung sehr hoch. Genauso wie die Nebenkosten bei der Miete einer Wohnung.

Das mehr als 100 Jahre alte Bauernhaus im Versmolder Ortsteil wurde vor knapp zehn Jahren baubiologisch renoviert - die Wohnungen bieten moderne Ausstattung mit bäuerlichem Charme. Geheizt wird mit Erdwärme, und das Gebäude verfügt über eine Lüftungsanlage.

&bdquo;Wir suchen Menschen, die Freude an Gemeinschaft und an der Umsetzung einer ökologischen Lebensweise haben sowie eine ökologische Ernährungsweise praktizieren und die Demeterlandwirtschaft wertschätzen“, beschreiben die Eigentümer. Für Alina Mohn und Merlin Mitzel ist es genau das richtige Projekt, um ihren Wohn-Traum als junge Familie zu leben.

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