Rückblick auf Germanwings-Absturz vor zehn Jahren: Sieben Opfer kamen aus OWL

Prads-Haute-Bléone/Bielefeld. Es war ein einschneidendes Ereignis für viele Menschen in OWL: Vor zehn Jahren zerschellte eine Germanwings-Maschine auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen. Unter den Opfern waren auch sieben Menschen aus OWL. Zum zehnten Jahrestag blicken wir auf das Unglück zurück.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht bereits am Abend des Unglückstags am 24. März 2015: Bei dem Absturz des Airbus A320 waren 72 Deutsche, darunter 50 Menschen aus NRW ums Leben gekommen. Die sterblichen Überreste der getöteten Menschen an Bord werden in den Tagen nach dem Unglück geborgen. Spätestens da haben auch die Angehörigen der sieben Opfer aus OWL traurige Gewissheit, dass sie sich von ihren Eltern, Freunden und Bekannten verabschieden müssen.

Der Abschlussbericht der französischen Untersuchungsbehörde stellte die Ursache fest: Der unter Depressionen leidende Co-Pilot Andreas Lubitz hatte den Airbus absichtlich zum Absturz gebracht. Er wollte sich so das Leben nehmen. 149 Menschen aus sieben Nationen mussten mit ihm sterben.

Zwei Ehepaare aus Porta saßen in der Germanwings-Maschine Eine große Gruppe der Getöteten aus NRW sind 16 Schülerinnen und Schüler und zwei Lehrerinnen des städtischen Joseph-König-Gymnasiums aus Haltern am See. Die Gruppe war auf dem Rückflug von einem Schüleraustausch. Eine der Lehrerinnen stammte aus Brakel im Kreis Höxter und hat am Brakeler Gymnasium Brede 2001 ihr Abitur abgelegt. Für die ehemalige Schülerin und Kollegin wurde am Tag nach dem Absturz an den Bredeschulen eine Gedenkminute eingelegt.

Der Kreis Minden-Lübbecke musste zwei Ehepaare aus Porta unter den Opfern beklagen. Die vier Portaner waren befreundete Ehepaare, die einen Kurztrip gemacht hatten. Alle vier waren in Porta verwurzelt, hatten Familie, viele Freunde und Bekannte. Und beide Paare hinterließen Kinder. Noch am Unglückstag waren fünf Notfallseelsorger mit den Angehörigen in Kontakt.

Landrat Ralf Niermann sagte damals: &bdquo;Wir haben den Betroffenen unser Beileid ausgesprochen.“ Der Kreis werde sich um Unterstützung bemühen. Portas damaliger Bürgermeister Bernd Hedtmann betonte, dass den Betroffenen genug Raum für Ihre Trauer gelassen werden müsse. Er sagte: &bdquo;Wir sind mit denen, die als Kinder ihre Eltern verloren haben und mit denen, die als Eltern ihre Kinder verloren haben.“

Ein Ehepaar aus Werther war ebenfalls unter den Opfern Unter den Opfern der Unglücksmaschine befand sich auch das Ehepaar Ursula Rosse (66) und Dieter Rosse (77). Beide waren in Werther beliebt und Teil des öffentlichen Lebens. Dieter Rosse hatte zum Fliegen eine ganz besondere Beziehung: Er war Fluglotse und bis zu seiner Pensionierung Ende der 90er-Jahre-Sprecher der Deutschen Flugsicherung.

In Werther war Dieter Rosse mehr als zehn Jahre im CDU-Stadtverband aktiv, fünf Jahre davon als stellvertretender Bürgermeister. Er war Mitbegründer des Wertheraner Kinderfonds, im Heimatverein engagiert und in der Freiwilligen Feuerwehr. Ursula Rosse, mit der er in zweiter Ehe verheiratet war, arbeitete bis 2007 als Erzieherin.

&bdquo;Kinder waren für mich immer wie kleine Pflanzen, die wir sichern und stärken“, hatte sie bei der Feier zu ihrer Entlassung gesagt. Wegen familiärer Bindungen war das Ehepaar öfter nach Barcelona gereist. Dieter Rosse hat zwei erwachsene Söhne hinterlassen, Ursula Rosse eine erwachsene Tochter und eine Enkelin.

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Großes Glück hatte eine 24-jährige Frau aus Gütersloh, die das Flugzeug aus Barcelona am Dienstagmorgen verpasst hatte – und so mit dem Leben davon kam. Die junge Frau, die in Berlin studierte, war zu einem Besuch in der katalanischen Hauptstadt gewesen und hatte eigentlich mit der Unglücksmaschine zurückfliegen wollen. Aber sie verschlief und kam nicht rechtzeitig zum Flughafen.

Neben Trauer und Fassungslosigkeit hatte das Unglück auch einige Konflikte zur Folge. Kritisiert wurden die teils unverhältnismäßigen Versuche der Berichterstatter, an Informationen über die Verunglückten zu gelangen, verfrühte Spekulationen über die Unglücksursache und das enorme Medienaufkommen in Haltern unmittelbar nach dem Unglück.

Klage auf Schmerzensgeld gegen die Lufthansa Dutzende Angehörige reichten außerdem Klage auf Schmerzensgeld gegen die Lufthansa ein. Die Klage blieb ohne Erfolg. 2023 folgte eine weitere Klage gegen das Luftfahrt-Bundesamt. Der Vorwurf: Die flugmedizinischen Untersuchungen des Co-Piloten seien nicht ordentlich durchgeführt worden.

Unglaublich ist auch die Geschichte eines Betrugs, der sich als Konsequenz des Unglücks ereignet hat. So hat sich eine 35-jährige Frau aus Beverungen gegenüber der Germanwings-Muttergesellschaft Lufthansa als Cousine der beim Absturz getöteten Lehrerin Stefanie T. aus Brakel ausgegeben, um sich Leistungen der Lufthansa zu erschleichen.

Laut Anklage ließ sie sich zweimal auf Kosten der Lufthansa nach Marseille fliegen, wo sie in einem gehobenen Hotel untergebracht wurde. Dabei wurde sie jeweils von einem Bekannten und einmal auch zusätzlich von ihren beiden Kindern begleitet. Insgesamt entstand dem Unternehmen so ein Schaden von rund 16.000 Euro.

Wegen zweifachen Betrugs verurteilt &bdquo;Sie wollte sich vor dem zweiten Sonderflug den Namen ihrer Schwester, die Flugnummer, die Unglückszeit und die Koordinaten der Absturzstelle in den Nacken stechen lassen“, erzählt ihr Tätowierer Thomas Prochazka, Inhaber eines Studios in Dietzenbach im Kreis Offenbach.

&bdquo;Weil wir Menschen in Not helfen, haben wir sie an Karfreitag tätowiert und ihr nur die Materialkosten berechnet.“ Die Ungereimtheiten fielen anschließend Passagieren des Sonderfluges auf. Die Frau wurde vom Kölner Amtsgericht zu einem Jahr auf Bewährung wegen zweifachen Betrugs verurteilt.

mit Material von dpa und epd

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