Außergewöhnliche Baustelle im Kreis Gütersloh: Sogar mehrere TV-Teams waren schon da

Verl. Diese Baustelle ist anders. Das sieht man sofort. Und man hört es. &bdquo;Bei uns läuft auf jeden Fall deutlich lautere Musik“, sagt Teodor Arsich und grinst, &bdquo;und es wird mehr gelacht.“ Der 20-Jährige ist Teil eines besonderen Projekts im Kreis Gütersloh, das aktuell deutschlandweit Aufmerksamkeit auf sich zieht: die Juniorbaustelle. Eine Baustelle, auf der ausschließlich Auszubildende und junge Gesellen arbeiten.

Teodor Arsich macht seine Ausbildung zum Maurer bei dem Verler Bau-Unternehmen Hauphoff. Gemeinsam mit seinen Azubi-Kollegen baut er aktuell ein Zweifamilienhaus – quasi in Eigenregie. &bdquo;Als ich das erste Mal davon gelesen habe, konnte ich es erst selbst nicht glauben“, gibt er zu. Die Idee für die außergewöhnliche Baustelle stammt von seinem Chef: Geschäftsführer Michael Hauphoff.

Er leitet das mittelständische Bau-Unternehmen mit Sitz an der Brummelstraße in Verl seit 24 Jahren. Sein Vater Josef hatte den Betrieb 1976 gegründet. Hauphoff macht laut eigenen Angaben heute jährlich einen Umsatz von elf Millionen Euro. Der Fokus liegt auf dem Hochbau, aber auch Abbruch- und Tiefbau-Arbeiten bietet das Team mit rund 60 Mitarbeitern an. Das Besondere: In dem Unternehmen arbeiten sieben Frauen.

Als bester Ausbildungsbetrieb Deutschlands ausgezeichnet &bdquo;Für einen Handwerksbetrieb ist das schon ziemlich auffällig“, sagt Michael Hauphoff, &bdquo;wir achten jedes Jahr darauf, dass wir nach Möglichkeit auch wieder eine Auszubildende einstellen.“ Der 47-Jährige ist nicht nur stolz, dass sich auch Frauen für die noch immer von Männern dominierte Baubranche interessieren, sondern dass er auch regelmäßig Nachwuchskräfte gewinnen kann.

2021 wurde das Verler Unternehmen zum besten Ausbildungsbetrieb Deutschlands gewählt. &bdquo;Das war eine tolle Anerkennung für unser Engagement“, sagt Hauphoff rückblickend, &bdquo;wir haben uns darauf aber nicht ausgeruht.“ Im Gegenteil. Nur wenig später hat der Verler die erste Juniorbaustelle eingerichtet. Michael Hauphoff ist damit etwas gelungen, das bundesweit Beachtung findet. Mehrere TV-Teams waren zuletzt da, um Fernsehbeiträge zu drehen.

&bdquo;Es ist schwer, Nachwuchs zu finden. Heutzutage muss man als Unternehmen viel bieten, um sich für potenzielle Auszubildende auf dem Markt attraktiv zu machen und genau das versuchen wir mit solchen Projekten.“ Das Konzept der Juniorbaustelle: Die jungen Nachwuchskräfte machen fast alles alleine. Es gibt einen Bauleiter und einen Polier, die unterstützen und jederzeit für Fragen zur Verfügung stehen – ansonsten liegt die Verantwortung aber komplett bei den Azubis.

Azubi im Kreis Gütersloh: &bdquo;Respekt vor so viel Verantwortung“ Die Idee hatte der verheiratete Familienvater schon vor mehr als 20 Jahren; allerdings tüftelte er lange an der Umsetzung. &bdquo;Ich sehe in der Jugend unsere Zukunft“, sagt Hauphoff, &bdquo;ich möchte die Nachwuchskräfte so gut ausbilden, dass sie im Anschluss ein Einfamilienhaus alleine bauen können.“ Gesagt, getan.

Sechs Auszubildende arbeiten aktuell bei Hauphoff. Marco Nutsch befindet sich derzeit im zweiten Lehrjahr seiner Ausbildung zum Maurer und ist regelmäßig auf der mittlerweile vierten Juniorbaustelle im Einsatz.

&bdquo;Anfangs hatte ich echt Respekt vor so viel Verantwortung oder dass ich irgendetwas falsch mache“, gibt der 21-Jährige zu. Das habe sich aber schnell gelegt. Ihn mache es stolz, dass den Azubis so viel zugetraut wird. &bdquo;Man lernt automatisch viel mehr, wenn man mehr selbst machen darf.“

Größtes Projekt des Unternehmens im Kreis Gütersloh Die vierte Juniorbaustelle ist Teil des bislang größten Projekts des Unternehmens. An der Westallee in Verl entstehen aktuell zwölf Mehrfamilien- und vier Zweifamilienhäuser mit insgesamt 120 Wohnungen. Auch eine riesige Tiefgarage ist vor Ort geplant. Eines der Zweifamilienhäuser wird von den jungen Nachwuchsmaurern gebaut.

&bdquo;Ich bin seit der ersten Juniorbaustelle auf jeden Fall entspannter geworden und habe mehr Geduld“, gibt Chef Michael Hauphoff zu und lacht, &bdquo;ich war schon sehr fordernd.“ Heute nehme er sich mehr zurück. Ihm sei es vor allem wichtig, dass die Qualität des Hausbaus nicht darunter leide, dass nur Nachwuchskräfte am Werk sind. &bdquo;Bislang hat das aber auch immer geklappt. Beschwerden der Bauherren gab es nie.“

Auch die etwas längere Bauzeit würden die Bauherren ohne Probleme in Kauf nehmen. &bdquo;Einem muss halt bewusst sein, dass Nachwuchskräfte etwas länger für einzelne Schritte brauchen als jahrelang erfahrene Maurer.“ Aus ganz OWL erhält der Unternehmer mittlerweile Anfragen für Juniorbaustellen.

Folgt bald eine reine Frauen-Baustelle? Neben diesem Projekt hat Michael Hauphoff durchaus noch weitere Ideen für die Zukunft. An seinem nächsten Plan pfeilt er bereits. Er könne sich gut vorstellen, zukünftig mal eine reine Frauen-Baustelle einzurichten. &bdquo;Dafür fehlt uns allerdings aktuell noch eine Kranfahrerin“, sagt er und grinst, &bdquo;aber wenn sich in dem Bereich jemand findet, können wir das Thema auf jeden Fall angehen.“

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