14 Jahre Regenwald: Paderborner Paar feiert mit Indigenen und hütet Orang-Utan-Baby

Paderborn. Dieter Schonlau ist hoch konzentriert. Er fotografiert eine Pilzgruppe auf dem warmen Boden des Regenwaldes. Seine Partnerin Sandra Hanke sorgt für die richtige Bildbeleuchtung, unterbricht Schonlau aber immer wieder. &bdquo;Hör mal, hör doch mal“, sagt Hanke. Schonlau ist erst genervt und blickt doch hinauf in die Kronen des Regenwaldes.

&bdquo;Über uns hing ein Orang-Utan-Männchen, das uns beobachtete“, erzählt Schonlau begeistert. Der Primat lag mit dem Gesicht auf seinen Händen, beobachtete die beiden, ohne sie zu stören. Ein besonderer Augenblick. &bdquo;Jeder Tag ist im Regenwald schön“, sagt Schonlau.

Er und Hanke müssen das wissen. Seit 1987 sind die beiden Paderborner ein Paar. Und seitdem auch gemeinsam dem Regenwald verfallen. Sie berichten von ihren Reisen um die Welt mit Fotografien, Vorträgen und in Büchern. Sie waren in Südostasien, Südamerika und Afrika. &bdquo;Zusammengerechnet haben wir von den letzten 37 Jahren, 14 im Regenwald verbracht“, sagt der 62-Jährige. Das hat sie auch berühmt gemacht. Sie füllen Hörsäle und sind zu Gast in Fernsehsendungen, wie bei Markus Lanz.

Mit 8.000 D-Mark und einem Rucksack nach Indonesien Schonlau ist sichtlich begeistert, wenn er von den Nächten in der freien Natur spricht. Von den Geräuschen, den Tieren, dem Klima. Die 56-jährige Hanke lächelt und nickt. An den Wänden ihrer Paderborner Wohnung hängen auf Glas bedruckte Fotografien. Von Schlangen, die entlang dicker Äste kriechen oder Großaufnahmen von Käfern, die sich langsamen Schrittes fortbewegen.

Bei ihrem ersten Kennenlernen trafen sich die beiden in der Paderborner Diskothek &bdquo;Playa“, zu Deutsch &bdquo;Strand“ – ein Vorausblick auf das exotische Leben, das Hanke und Schonlau führen würden. Beide waren von Kindheitsbeinen mit dem Regenwaldfieber infiziert. Hanke in der Grundschule durch einen Lehrer, der ihr vom Dschungel berichtete, Schonlau durch Comics, Bilder und Berichte.

Die kindliche Begeisterung wechselte schnell zu realen Plänen. Die gelernte Restaurantkauffrau und der Konditormeister sparten für ihre erste Reise 8.000 D-Mark, besorgten sich ein One-Way-Ticket und verließen Deutschland Richtung Indonesien. &bdquo;Alles, was wir hatten, passte damals in einen Rucksack“, sagt Hanke. Ihre Wäsche machten sie im Kochtopf oder einer Badewanne. &bdquo;Ich würde es heute genauso machen“, sagt Schonlau strahlend, während Hanke lächelt.

So ist der Tagesablauf für die Paderborner im Regenwald Das war die Blaupause für viele ihrer Reisen. Es gleicht einem Film oder Roman, wenn das Paar von ihren wochen- und monatelangen Aufenthalten im tiefsten Dschungel erzählen. Manchmal reisen sie mit NGOs oder Forschungsteams, manchmal auch alleine. Dann schlafen sie in ihren Zelten oder unter freiem Himmel in den artenreichsten Regionen der Erde.

Der Tag im Regenwald beginnt für die beiden früh. Denn die Tierwelt ist nachtaktiv. Um vier Uhr morgens sind sie auf den Beinen, jagen besonderen Motiven nach – natürlich nur mit der Kamera. Um 8 Uhr morgens sei die Sonne bereits hoch am Himmel. &bdquo;Am Äquator geht die Sonne früh auf“, sagt Schonlau. Es werde dann heiß, feucht und schwül. Moskitos und Insekten plagen einen an den Armen und Beinen. Und manchmal schüttet es, wie aus Eimern.

Am Vormittag machen sie dann Wäsche, Schonlau fängt Fische, die dann gemeinsam mit Reis zu einem Brei verarbeitet werden. Über längere Zeit werde das eintönig, aber das sei schon in Ordnung. &bdquo;Manchmal fehlt mir eine dicke Scheibe Brot“, sagt Schonlau. Den Paderborner Ableger esse er besonders gerne.

Es gab im Regenwald auch lebensgefährliche Situationen Tagsüber würden die beiden auch mal schlafen, weil es zu heiß werden würde. Am Abend erwachen die Fotografen, aber auch der Regenwald von Neuem. Da machen sich Hanke und Schonlau nochmals auf den Weg nach bestimmten Motiven. Das kann mühselig sein. &bdquo;Manchmal braucht es für ein Foto auch mehrere Wochen“, sagt Schonlau.

Frust hört man dabei nicht heraus. Im Gegenteil. &bdquo;Hier fühlen wir uns richtig am Leben“, sagt Schonlau und Hanke ergänzt: &bdquo;Wir leben unseren gemeinsamen Traum.“ Das sei auch nicht immer einfach gewesen. So gab es lebensgefährliche Situationen. Schonlau hatte ein Blinddarmbruch, kurz nachdem er wieder in Paderborn angekommen war. &bdquo;Wäre mir das im Dschungel passiert, wäre ich tot gewesen.“

Aber selbst den Krankheiten gewinnt Dieter Schonlau etwas ab: &bdquo;Ich hatte einmal eine Entzündung am Fuß, die kein Arzt richtig behandeln konnte.“ Letztendlich geheilt habe ihn ein Mann einer indigenen Gruppe, der die Wunde sah und eine Pflanze darauf rieb. Nach wenigen Tagen sei die Entzündung verschwunden.

Paderborner erleben Rituale und Feste indigener Gruppen Diese Interaktionen seien mitunter das, was Hanke und Schonlau zurück in den Regenwald bringen würden. Sie durften an der Jagd, Ritualen und Feiern indigener Gruppe teilnehmen. &bdquo;Wir haben dort die wildesten Partys gefeiert“, sagt Schonlau. Nicht immer sprachen sie dieselbe Sprache, fanden aber Wege, um sich mit Gestik und Mimik zu verständigen. &bdquo;Diese Menschen sind nicht primitiv, wie oft geglaubt wird. Wir können viel von ihnen lernen“, sagt Schonlau. Auch die Tiere gewöhnen sich an die Besucher. So hatte ein Orang-Utan-Weibchen Schonlau ihr Kind auf den Schoss gesetzt.

Wenn Sandra Hanke aus dieser Welt zurückkehrt, habe sie regelmäßig einen Kulturschock. An die Zivilisation, an Deutschland, an Paderborn müsse sie sich dann erst wieder gewöhnen. Bis es sie und Dieter Schonlau wieder zurückzieht. Zurück in den Regenwald.

14 Jahre Regenwald: Paderborner Paar feiert mit Indigenen und hütet Orang-Utan-Baby

Angebot zur Kommunalwahl

Orang-Utans im Bus: Waldschule auf Borneo zieht um

Tierische Supermama: Orang-Utan adoptiert Kind von Freundin

An vorderster Front: Indigene im Klimawandel

Naturphänomen in Bielefeld: Mehr als 80 Weißstörche sorgen für Staunen bei Anwohnern

Doch kein Entführungsfall? Ermittler zweifeln an Aussage von Löhner Politiker

Messerangriff in Paderborn: 50 Einrichtungen lehnten mutmaßliche Islamistin (13) ab