Dem Paderborner Computerpionier ganz nah: Martin Nixdorf spricht über berühmten Vater

Paderborn. Als irgendwann im Gespräch mit Martin Nixdorf (64) über seinen berühmten Vater kurz der Begriff Dynastie fällt, wehrt der älteste Sohn des Paderborner Computerpioniers Heinz Nixdorf (1925 bis 1986) freundlich ab.

Nein, Martin Nixdorf würde dieses Wort nie verwenden. Mit Blick auf das Erbe seins Vaters sind beispielsweise die &bdquo;Heinz Nixdorf Stiftung“ und die &bdquo;Stiftung Westfalen“ wichtiger, deren Vorsitzender Martin Nixdorf ist. Von ihnen profitieren viele Menschen bis heute. Auch wenn selbst einige Paderborner überhaupt nichts mehr mit dem Namen &bdquo;Nixdorf“ anfangen können. Dabei war Heinz Nixdorf zu seiner Zeit so bekannt, dass er als Unternehmer sogar mit dem 1984 mächtigsten Mann der Welt zusammentraf: US-Präsident Ronald Reagan. Bereits 1980 waren übrigens Rechner vom Typ Nixdorf 480 bei der Volkszählung in den USA im Einsatz. Und das im Heimatland des Konkurrenten IBM.

Daran und viel mehr erinnert das Jubiläumsjahr &bdquo;Nixdorf100“ des Heinz-Nixdorf-Museumsforums (HNF). Und das HNF mit einem neugestalteten Bereich sowie andere Institutionen wie beispielsweise der Flughafen rücken den Computerpionier mit vielen Aktionen und Terminen in den Mittelpunkt. Dennoch stellt Martin Nixdorf fest: &bdquo;Ich glaube, es gibt viele, die die Person Nixdorf überhaupt nicht mehr kennen.“

&bdquo;Heinz Nixdorf Stiftung“ fördert Baseball in Deutschland Dabei wäre ohne Heinz Nixdorf vieles anders in Paderborn und darüber hinaus. Die &bdquo;Stiftung Westfalen“ trägt letztlich den Ahorn-Sportpark, die &bdquo;Heinz Nixdorf Stiftung“ fördert unter anderem den deutschen Baseball und somit den Nachwuchs. Und den Stiftungsangaben zufolge gelte die &bdquo;Heinz Nixdorf Recall Studie“ zu den &bdquo;weltweit bedeutendsten Studien“ zur frühzeitigen Vorhersage von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Aber zurück zur Dynastie. Die Chance, eine solche mit ihrem Computerunternehmen zu werden, hatte die Familie nach dem plötzlichen Tod von Heinz Nixdorf 1986 nicht. Turbulent waren besonders die Jahre von 1988 bis zur Übernahme der Aktienmehrheit durch Siemens 1990. Den Höhepunkt erlebte die Nixdorf Computer AG (NCAG) 1988 mit fünf Milliarden D-Mark Umsatz sowie 31.000 Mitarbeitern in 40 Ländern. Wenig später mussten die Eigentümer ihre Anteile abstoßen. Damit war die Familie Nixdorf raus.

Der Verlust der Firma, mögliche finanzielle Einbußen der Familie: Schmerzt das nicht? &bdquo;Ich habe das völlig emotionslos gesehen“, sagt Martin Nixdorf etwa 35 Jahre später. &bdquo;Ich habe daran geglaubt, dass das Unternehmen in einem größeren Verbund aufgehen muss.“ Und: &bdquo;Natürlich gibt es auch so etwas wie persönlichen Stolz, aber das war für mich kein Faktor.“ Zuvor sei er zwar in das Unternehmen &bdquo;eingestiegen, um zu sondieren, was es für Lösungen“ gibt. &bdquo;Ich hatte nur keine Macht und nur ein Drittel der Stimmen in der Stiftung. Als Familie waren wir auch nicht akzeptiert.“ Und zwar habe er sich gefreut, dass es &bdquo;eine Lösungen“ gegeben habe – nur hätte sie früher kommen müssen.

Familie Nixdorf hat längst neue Unternehmensziele Um das vorwegzunehmen: Längst ist die Familie zu neuen unternehmerischen Zielen aufgebrochen. Über ein sogenanntes Familiy Office hält die Familie beispielsweise die Mehrheit am Immobilienunternehmen Garbe mit Sitz in Hamburg. Mit etwa 600 Beschäftigten an 20 Standorten in 13 Ländern entwickele Garbe eigenen Angaben zufolge Immobilien, verwalte ein Gesamtvolumen von mehr als 15 Milliarden Euro in Fonds und sei führend in Europa. Zudem habe die Familie Nixdorf in Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel investiert. &bdquo;Wir haben ein tolles Netzwerk“, sagt Martin Nixdorf, wenn auch &bdquo;auf kleinerer Flamme“ als zu Zeiten der NCAG. Bis dahin, das wird deutlich, war es aber auch kein einfacher Weg. &bdquo;Es war ein Prozess, eine interessante Reise“.

Martin Nixdorf betont, dass die Familie nach 1990 vor allem ihr Netzwerk neu aufbauen musste. Er selbst habe sich dann zunächst beim Nachrichtensender N-TV engagiert und den berühmten US-Medienunternehmer Ted Turner, Gründer von CNN, kennengelernt.

Martin Nixdorf musste sich zwischenzeitlich sogar um die große Ranch in Denver im US-Bundesstaat Colorado kümmern, die noch der Vater gekauft hatte und die Investoren eigentlich aufbereiten sollten. Das Projekt, bei dem es letztlich um den Bau von 11.000 Häusern ging, habe die Familie 2004 profitabel beendet. &bdquo;Sehr erfolgreich“ sei die Familie dann in Boston gewesen. Später habe dann in Deutschland nicht jedes Projekt Erfolg gehabt. Aber dann kam der Einstieg bei Garbe. Heute hat die Familie &bdquo;ein kleines Büro in Paderborn“, eines in Hamburg.

Nixdorf Computer AG war wie ein &bdquo;Dinosaurier“ Kleines Büro heute, großer Konzern damals. Eine Zeit mit seinem Vater, der am 17. März 1986 gestorben war, ist Martin Nixdorf besonders in Erinnerung geblieben: &bdquo;Einen Monat vor seinem Tod durfte ich ihn intensiv erleben.“ Gemeinsam waren sie in einem New Yorker Restaurant essen und redeten. Nur Vater und Sohn.

Welchen Kraftakt sein Vater zuvor immer und immer wieder leistete, lässt sich nur erahnen. Das Unternehmen wuchs und wuchs – und damit die Verantwortung. &bdquo;Mein Vater hatte die Aufgabe, jeden Monat 120 Millionen D-Mark an Lohnsumme reinzuholen. Egal, ob ein Produkt da ist, was funktioniert, oder nicht. Er musste das Geld reinholen“, sagt Martin Nixdorf. Dabei war das Unternehmen mit der Hardwareproduktion zu einem &bdquo;Dinosaurier“ geworden. &bdquo;Diesen voranzuschieben, das war am Ende schwer für ihn.“ Unternehmen wie Microsoft setzen dagegen auf Software. Die Folge der Verantwortung waren schließlich zwei Herzinfarkte.

Heinz Nixdorf war aber auch mit viel Leidenschaft dabei. &bdquo;Diese Firma war für meinen Vater nicht sein Besitz oder sein Eigenkapital. Diese Firma war seine Mission“, ist sich Martin Nixdorf sicher.

Heinz Nixdorf begeisterte sich für die Natur Dennoch sei sein Vater im persönlichen Erleben in den letzten Lebensjahren immer lockerer geworden: &bdquo;Ich habe ihn als jemand mit viel Humor empfunden, als sehr sportlich. Er war jeden Tag auf dem Trimmbike, das hat ihn am Leben gehalten.“ Zudem habe sich Heinz Nixdorf für die Natur begeistert. &bdquo;Er war ein Grüner, die Natur war für ihn Gott.“

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