Historisches Fachwerk in Warburg: Arnoldihaus sucht neuen Eigentümer

Warburg. Das markante spätgotische Fachwerk: Seit mehr als fünf Jahrhunderten prägt das Arnoldihaus das Bild und das Leben in der in der Warburger Altstadt. Zuletzt als Pfarrzentrum. &bdquo;Doch beim Schützenfest am Wochenende gab es Irritationen“, sagt Martin Hünemeyer. Jetzt kündigt der Verwaltungsleiter der katholischen Gemeinden im Pastoralen Raum Warburg den Verkauf an.

Die Schützen wollten im Haus ihr Regentenpaar zum Festzug abholen und unter dem Jubel des Schützenvolks am Straßenrand hinauf zur Stadthalle geleiten. Daraus wurde nichts. Der Ablauf musste kurzfristig geändert werden. Obwohl allen klar sein musste: Das Gemeindezentrum wird nicht mehr vermietet. &bdquo;Schon lang nicht mehr“, erinnert Hünemeyer an die Corona-Pandemie und die Zeit danach. Zudem war bereits nach der Königsproklamation am Freitagabend zuvor im Haus die erwartete Feier mit allen Gästen ausgefallen. Lieb gewordene Traditionen machen manchmal blind.

Die Veräußerung von Gebäude und Grundstück geschehe &bdquo;auf Grundlage des Immobilienkonzepts des Erzbistums“, sagt Hünemeyer. &bdquo;Der Anzug ist zu groß geworden“, hatte bereits vor Jahren der damalige Erzbischof Heinz-Josef Becker mit Blick auf schwindende Mitglieder- und Kirchenbesucherzahlen und einem großen Immobilienbestand in den einzelnen Gemeinden einen treffenden Vergleich gefunden. Da wird ein Kirchturmdenken, das nur auf den Erhalt von Altem und Gewohnten zielt, zukünftig wenig hilfreich sein.

Die Vermarktung: Der Verkaufspreis wird in Paderborn ermittelt Das Unternehmen Consolido hat die Vermarktung übernommen. Die Gesellschaft für kirchliche Immobilienverwaltung ist eine Neugründung des Erzbistums Paderborn. &bdquo;Die kirchlichen Immobilien erfahren eine grundlegende Transformation“, erklärt Hünemeyer. Auch um diesen Prozess zu steuern, sei die Consolido gGmbh, mit der die Gemeinde jetzt ein Vermittlungsauftrag unterzeichnete, gegründet worden. Bis der Verkaufspreis feststehe, &bdquo;werden noch gut vier Wochen vergehen“, merkt Hünemeyer an.

Im Generalvikariat sei man damit beschäftigt gewesen, ein Immobilienkonzept zu erarbeiten. Welche Liegenschaft werde nicht mehr benötigt, von welchem Bau könne und sollte man sich trennen. Dabei gehört das Arnoldihaus zur Kategorie der betriebsnotwendigen Gebäude. Im Kirchenvorstand der Altstadtgemeinde werde schon seit Jahren überlegt, &bdquo;wie es mit dem Gebäude weitergehen kann“, sagt Hünemeyer beim Gang mit der NW übers Gelände.

Denkmalgeschütztes Fachwerk in der Warburger Altstadt Der Sanierungsstau, dazu die Unterhaltungskosten, die kaum zu stemmen sind. Da schlagen besonders heftig die stetig steigenden Energiepreise ins Kontor. Seit Corona ist die Nutzung des Arnoldihauses eingeschränkt. Im Klartext: Nur die Frauengemeinschaft und das Büchereiteam nutzen aktuell Räume im Gebäude für ihre Zwecke. Für andere kirchliche Gruppen sei man offen, versucht Hünemeyer einen Zusatz. Die große Deele als Veranstaltungsort im Erdgeschoss, Messdienerraum und Hausmeisterwohnung im Obergeschoss stehen leer. &bdquo;Bis auf das angebaute Treppenhaus im rückwärtigen Teil insgesamt ein Denkmal“, beschreibt Hünemeyer.

Ein stattliches Bürgerhaus mit einer stattlichen Fassade: 22 Meter sind es bis zum Dachfirst. Der Bauherr lässt sich aus der Inschrift des Torbogens und seinem dazu gesetzten Wappen identifizieren. Um das Jahr 1513 hatte es der reiche Warburger Bauer Henrick Santmann als Wohn- und Speicherhaus erbauen lassen.

Im 20. Jahrhundert vermachten die damaligen Hausbesitzer, Bäckermeister Josef Friedel mit seiner Frau Anna, testamentarisch das Haus der Altstädter Kirchengemeinde. 1936 übernahm die Marien-Gemeinde Haus und Grund und überließ es den Paderborner Schwestern des St.-Vinzenz-Ordens. Sie vermieteten einen Großteil des in Warburg &bdquo;Friedel-Haus“ genannten Baus als Wohnungen und richteten im Anbau eine Nähschule ein.

Das morsche Dach wurde vor einigen Jahren saniert In den 1960ern war das Haus in einem dermaßen schlechten Zustand, dass es die Gemeinde abreißen wollte. Doch wurde es stattdessen aufwendig restauriert. Die Denkmalpflege hatte interveniert. 1969 bis 1972 wurde das Haus durchgreifend saniert und zum Teil auch rekonstruiert. Unter anderem wurde der straßenseitige Spitzgiebel wieder hergestellt und das Fachwerk freigelegt. Seit 1976 diente das Fachwerkgebäude als Pfarrzentrum dem Gemeindeleben der Gläubigen von St. Marien.

Doch ließ der Zahn der Zeit nicht locker. Das morsche Dach wurde 2012 saniert. Es drohte der Einsturz. Eine halbe Million Euro hatten die Sicherung der Giebel, tragender Balken, der Dachkonstruktion und neuer Ziegel gekostet. &bdquo;Eine echte Hausnummer“, merkt Hünemeyer an. Jetzt leckt die Fußbodenheizung im Erdgeschoss, Teile der Gefache in der Fassade bröckeln, &bdquo;im Inneren ist vieles, vorsichtig ausgedrückt, in die Jahre gekommen“, hält Hünemeyer fest.

Ein Liebhaberobjekt im Herzen der Warburger Altstadt &bdquo;Ein Liebhaberobjekt mit riesigen Möglichkeiten“, wirbt Martin Hünemeyer dennoch. Trotz Sanierungsbedarf sieht er Potenzial und macht besonders auf den Pfarrgarten hinter dem Haus aufmerksam. Eine freie grüne Wiese mit leichtem Baumbestand.

Insgesamt umfasse das Areal rund 1.700 Quadratmeter, nennt Hünemeyer Zahlen. Allein die Grundfläche des Arnoldihauses betrage mehr als 1.000 Quadratmeter. Interessenten, die in die Zukunft des stadtbildprägenden Fachwerkgebäudes investieren wollten, habe es bereits gegeben, berichtet der Verwaltungsleiter der 15 Gemeinden im Verbund. Doch hätten bisher alle ihre Pläne beiseitegelegt und abgesagt.

Hünemeier hofft auf einen Verkauf und eine sinnvolle Nachnutzung, wie es Anfang 2022 ähnlich beim ehemaligen Pfarrhaus der St.-Alexander-Gemeinde in Daseburg gelang. Als neuer Eigentümer zog das Jugenddorf Petrus Damian ins Fachwerk-Ensemble an der Alexanderstraße, das seit dem Sommer 2020 leer gestanden hatte. Nach einem Umbau bedeutete dies neues Leben im alten Gemäuer für eine Wohngruppe für Kinder in Krisensituationen.

Als Ersatz gerät ein weiteres Pfarrzentrum in Warburg in den Blick Als Ersatzlösung für das entgangene Pfarrheim der Warburger Marien-Gemeinde wird unter anderem über das &bdquo;Haus Böttrich“ an der Sternstraße diskutiert. Das Gemeindezentrum der Neustadt sei &bdquo;eine interessante Idee, die ins Auge gefasst wurde“, sagt Hünemeyer.

Eine gemeinsame Nutzung biete sich sicherlich an. Doch auch das Fachwerkhaus im Herzen der Neustadt aus dem Jahr 1598 harrt unter anderem aus Gründen des Brandschutzes der Umgestaltung. Die Pläne liegen vor, die Gewerke sind ausgeschrieben. Die Gemeinde wartet auf das Okay aus Paderborn.

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Arnoldihaus Warburg

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