Anträge auf Insolvenzgeld in OWL haben sich seit 2022 fast verdoppelt

Düsseldorf. Die angespannte wirtschaftliche Lage wirkt sich auf den Arbeitsmarkt in NRW aus. Im einwohnerstärksten Bundesland sind zuletzt 48.967 Anträge auf Insolvenzgeld eingegangen – und somit mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2022, mit damals rund 23.400.

Die Anträge stellen Unternehmer, wenn ein sogenanntes &bdquo;Insolvenzereignis“ eingetreten ist, heißt es von der NRW-Arbeitsagentur. Laut Statistischem Landesamt erreichte die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in NRW im 1. Quartal 2025 den höchsten Stand seit neun Jahren.

Vor der Region OWL macht die Entwicklung keinen Halt. Laut Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld steigt aktuell die Zahl der Unternehmensinsolvenzen auch in Ostwestfalen spürbar an zuletzt um rund 15 Prozent im ersten Quartal. Eine Häufung der Fälle sei auffallend.

Zahl der Neugründungen geht zurück Zudem sind in OWL die Anträge auf Insolvenzgeld in den vergangenen drei Jahren um 87 Prozent gestiegen – von rund 2.600 auf aktuell knapp 5.000. Die schwierige Lage vieler Unternehmen zeigt sich noch an weiteren Indikatoren. Die Neugründungen in NRW sind seit Jahren rückläufig und sanken zuletzt auf 698 im Jahr 2024, während es im Jahr 2009 noch 1.081 Neugründungen gab.

Auch die Kurzarbeit steigt aktuell noch – und liegt in OWL mit 1,9 Prozent über dem Landesschnitt. Das berichtet der Chef der Arbeitsagentur in NRW, Roland Schüßler, im Interview mit dieser Zeitung.

Besorgt ist Schüßler angesichts einer Entwicklung, die sich erst auf den zweiten Blick zeigt. Während die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter seit Jahren steige, gehe dieses Wachstum aber an kleineren Unternehmen vorbei. &bdquo;In Betrieben mit maximal 100 Beschäftigten hatten wir bereits in den vergangenen zwei, drei Jahren keinen Stellenaufwuchs mehr“, sagt Schüßler.

Größere Betriebe können eher Personal aufstocken In OWL haben Kleinbetriebe mit bis zu 49 Mitarbeitern von Juni 2022 bis Juni 2024 sogar knapp 5.400 Mitarbeiter verloren, ein Minus von 1,6 Prozent. Dem gegenüber legen größere Unternehmen in ihrer Beschäftigtenzahl zu. In OWL sind Betriebe mit einer Größenordnung von 50 bis 250 Beschäftigten zuletzt um rund 6.300 Mitarbeiter gewachsen. Landesweit beträgt der Aufwuchs bei Unternehmen ab 1.000 Beschäftigten sogar 75.000 Mitarbeiter.

Einen Beschäftigten-Rückgang verzeichnet die Arbeitsagentur im verarbeitenden Gewerbe, das betrifft zum Beispiel die Bereiche Metallverarbeitung, Papier, Fahrzeugbau, Holz und Möbel. Ein Grund könne sein, dass es kleinen Unternehmen schwerer falle, eine Transformation anzustoßen und Chancen der Digitalisierung zu nutzen, so Schüßler.

Laut IHK würden aber insbesondere auch die anhaltend hohen Standortkosten, die Bürokratiebelastung und der Fachkräftemangel den Handlungsspielraum vor allem vieler kleiner und mittlerer Betriebe zunehmend einengen.

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