Überschwemmungen in OWL: Wie Landwirte bei dem Problem helfen wollen

Herzebrock-Clarholz. Unwetter mit Starkregen sind in Ostwestfalen-Lippe keine Seltenheit mehr. Nur wenige Tage ist es her, dass zuletzt im Kreis Paderborn monsunartige Niederschläge für überflutete Straßen und Keller gesorgt haben. Doch auch in den anderen Kreisen der Region kommen solche Extremwetterereignisse immer häufiger vor.

&bdquo;Das sind die Folgen des menschengemachten Klimawandels“, sagt Antonius Tillmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe. &bdquo;Auf große Hitze folgen Starkniederschläge, die wir irgendwie bewältigen müssen.“ Und damit meint er insbesondere die Landwirtschaft, die dazu mit Anpassungen im Pflanzenbau einen großen Teil beitragen kann.

Denn genauso wie unter Wasser stehende Straßenkreuzungen zu den Folgen von Starkregen gehören, rutscht immer wieder auch die Erde von frisch eingesäten Getreideäckern von den Feldern. Das ist nicht nur ärgerlich für denjenigen, bei denen der Acker im Garten oder im Keller landet, sondern auch für den Landwirt. Er erleidet einen erheblichen Ertragsverlust.

Schwammstädte und Schwammböden &bdquo;Um diese zunehmenden Wetterextreme abfedern zu können, brauchen wir nicht nur Schwammstädte, sondern auch Schwammböden“, betont Tillmann. Diese bieten durch hohe Humusgehalte eine bessere Wasserhaltefähigkeit und Schutz vor Verschlammung und Bodenerosion. Schon ein Prozent mehr Humusgehalt habe deutliche Auswirkungen auf die Speicherkapazität. Doch wie lässt sich das umsetzen?

Eine Möglichkeit ist die Direktsaat. Dabei wird das Getreidesaatgut ohne vorherige Bodenbearbeitung ausgesät, um Erosion und Verdunstung zu vermeiden. Die wichtigsten Helfer sind dabei die Regenwürmer, weil sie durch verdaute Erntereste Humus erzeugen und durch ihre tiefen Poren, die sie in die Erde graben, Regenwasser abfließen kann. &bdquo;Soweit so gut, aber diese Anbauart ist erst nach mehreren Jahren profitabel und funktioniert nicht ohne den Einsatz von Totalherbiziden“, sagt Tillmann.

Investitionen von 50.000 Euro nötig Eine Alternative ist im Abstand von mehreren Jahren die Bodenbearbeitung mit dem Schichtenpflug. Dieser pflügt so tief, dass er einen Teil des sogenannten &bdquo;toten Bodens“ nach oben befördert, sodass die Erde sich insgesamt lockert und viel durchwurzelbarer Raum entsteht. Das Ergebnis: mehr Humus. &bdquo;Weil es noch ein recht neues Verfahren ist, gibt es keine belastbaren Erfahrungswerte“, gibt Tillmann zu bedenken. Außerdem seien die Anschaffungskosten von 30.000 bis 50.000 Euro für viele Landwirte ohne Planungssicherheit eine riskante Investition.

Die Dammkultur ist die dritte Möglichkeit, um auf den Äckern mehr vom dringend benötigten Humus aufzubauen. &bdquo;Bei der Anbaumethode werden alle Pflanzen wie beispielsweise Kartoffeln oder Spargel auf Dämmen angebaut“, erklärt Tillmann. Dadurch, dass sich der Damm schneller erwärme, bilden die Pflanzen mehr Wurzelmasse, die zu Humus werde. &bdquo;Die Verteilung der Pflanzen auf dem Damm ist aber insbesondere bei Getreide nicht optimal.“

Alle Möglichkeiten mit Für und Wider Bei allen Möglichkeiten gibt es ein Für und Wider, das sei den Landwirten bewusst. Den goldenen Lösungsweg gebe es nicht. &bdquo;Aber wir sind ergebnisoffen, wir unterstützen die Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Forschung und wir Landwirte sind bereit, uns auf neue Gegebenheiten einzustellen“, sagt Tillmann. Denn ausgeglichene Jahre mit ausreichend Sonnenschein und Niederschlag seien immer seltener.

Viel wichtiger sei aber, dass bei der Suche nach der Lösung auch die Politik mitspiele, fordert Tillmann. Hätte die Landwirtschaftsbranche einen Wunsch frei, wären das sofort weniger Auflagen. &bdquo;Aber nicht, damit wir tun und lassen können, was wir wollen“, betont Tillmann. Vielmehr wünsche sich die Branche mehr Vertrauen und Augenmaß. &bdquo;Denn auf Wettereinflüsse müssen wir schneller reagieren, als politische Vorgaben sich entwickeln.“

Wünschenswert sei ein grobes Raster an gesetzlichen Vorgaben, das beispielsweise auf Kreisebene umgesetzt werde, um spezifischer auf die Lage vor Ort zu reagieren. &bdquo;Keinem Bauern ist es egal, wenn der Boden bei Starkregen von seinem Acker fließt“, betont Tillmann.

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