Wie ein NRW-Projekt gefährdete Pflanzen und Tiere in OWL rettet

Düsseldorf. Ein Landesprogramm zum Natur- und Artenschutz erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Allein in Ostwestfalen-Lippe beteiligen sich rund 1.600 Landwirte am sogenannten Vertragsnaturschutz. Experten sprechen von einer Win-win-Situation.

Das Modell ist simpel: &bdquo;Wir zahlen Landwirten eine Förderung, damit sie ihre Flächen zeitweilig stilllegen oder einen Teil nicht oder naturfördernd bewirtschaften – zum Beispiel, dass sie nicht düngen oder erst später im Jahr mähen“, sagt NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) im Gespräch mit dieser Zeitung. In NRW gibt es laut Krischer viele Pflanzen- und Tierarten, die auf Weiden und Äckern leben, also welche die Landwirtschaft brauchen, aber dort eben eine bestimmte Form dieser Bewirtschaftung brauchen. Als klassische Beispiele nennt Krischer Kiebitz, Greifvögel und Grauammer.

In NRW ist die Zahl dieser sogenannten Vertragsnaturschutzflächen inzwischen auf 43.000 Hektar angewachsen – Rekord. Dies sei zwar eine große Zahl, aber nicht so groß, als dass sie &bdquo;ernsthafte Auswirkungen“ auf die landwirtschaftlichen Erträge in NRW hätte, sagt Krischer. &bdquo;Oft handelt es sich bei den Flächen nicht um 1a-Standorte aus Sicht der Landwirte, sondern um Gebiete, bei denen die Bedingungen für eine intensive Bewirtschaftung nicht optimal sind.“

Minister Krischer stellt hohes Interesse der Landwirte fest Diese Flächen eigneten sich dann umso mehr für den Naturschutz – mit positiven Folgen. &bdquo;Die Grauammer wäre ohne Vertragsnaturschutz als Vogelart in NRW schon verschwunden“, sagt Krischer. NRW feiere in diesem Jahr 40 Jahre Vertragsnaturschutz. Die Nachfragen seien in der Vergangenheit eher durchwachsen gewesen. &bdquo;Das ist jetzt anders. Es gibt jetzt ein hohes Interesse in der Landwirtschaft“, erklärt der Minister.

Allein in OWL haben im vergangenen Jahr nach Zahlen des Ministeriums 1.606 Landwirte Fördermittel beantragt – in Höhe von rund sieben Millionen Euro. Die Flächen umfassen knapp 10.000 Hektar in OWL, davon machen Weiden und Wiesen den Großteil und Äcker einen kleineren Teil aus. Krischer bezeichnet die Zahlen als mutmachend. &bdquo;Hier kommen Interessen zusammen – mehr Naturschutz und das ohne Verbote auf freiwilliger Basis.“

Antonius Tillmann, Vorsitzender des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands in OWL, bezeichnet das Modell als Erfolg. Es zeige: Die Bereitschaft, Naturschutzleistungen zu erbringen, sei unter Landwirten &bdquo;auf jeden Fall vorhanden“, sagt Tillmann. Für die Zukunft brauche es Konzepte für eine sinnvolle Biotopvernetzung.

Lob gibt es auch von der Bezirkskonferenz Naturschutz in OWL. Dass von den Landwirten jetzt vermehrt Ackerstandorte in die Verträge einbezogen werden dürften, &bdquo;könnte für etliche bedrohte Tier- und Pflanzenarten ein Rettungsanker sein“, sagt Sprecher Karsten Otte. Mit dem Vertragsnaturschutz könnten in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft gerade für die bedrohten Arten der &bdquo;extensiv genutzten Kulturlandschaft“ zusätzliche Lebensräume erhalten und gestaltet werden, was mit reinen Schutzgebietskategorien nicht immer gut funktioniere. Vertragsnaturschutz könne zwar den hoheitlichen Gebietsschutz nicht ersetzen, aber ergänzen.

Wie ein NRW-Projekt gefährdete Pflanzen und Tiere in OWL rettet

Ein Moor-Nationalpark in OWL? Experte sieht „verschiedene Ansatzpunkte“

Wie die Zukunft der Landwirtschaft aussehen kann, zeigt ein Hof in OWL

Nationalpark durch die Hintertür? NRW will große „Wildnisgebiete“ ausweisen

NRW-Umweltminister staunt über geheimen Naturschatz im Kreis Höxter

Windräder, Wohnungen und Naturschutz: NRW streitet um seine Flächen

Überschwemmungen in OWL: Wie Landwirte bei dem Problem helfen wollen

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus