Ein Fremder vorm Bett: Junge Mutter verjagt Bielefelder Intensivtäter aus dem Schlafzimmer

Bielefeld. Als Jugendlicher hatte der junge Bielefelder Polizei und Justiz in den vergangenen Jahren über Gebühr beschäftigt. Bis er schließlich so viel auf dem Kerbholz hatte, dass ihn die Jugendgerichte zu einer saftigen Jugendstrafe jahrelang hinter Gitter steckten. Dadurch endete logischerweise seine kriminelle Karriere vorübergehend. Doch kaum war er wieder auf freiem Fuß, schlug der inzwischen 27-Jährige wieder zu. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat jetzt erneut Anklage gegen ihn erhoben.

Wie Kim Beatrix Simon, Sprecherin der Anklagebehörde, mitteilte, soll der Bielefelder kurz nach seiner Entlassung in zwei Fällen in fremde Wohnungen eingebrochen sein. Eine Mutter und ihre Kinder, die just in dem Moment aufwachten, als er ihr Schlafzimmer nach Wertsachen durchwühlt haben soll, erlebten dabei den Schock ihres Lebens.

26. Juli 2024, Weddigenstraße, 6.35 Uhr: Konstanze Z. braucht im Schlafzimmer ihrer Mutter erst einen Augenblick, um zu realisieren, dass sie nicht träumt. Da steht an der Kommode ein fremder Mann und wühlt darin. Die Mutter entscheidet sich, zum Angriff überzugehen: Mit der festen Absicht, ihre beiden schlafenden Kinder gegen den Eindringling zu verteidigen, will sie sich schreiend auf ihn stürzen. Doch der Unbekannte hatte wohl die Unruhe hinter sich bereits bemerkt und sich schon aus dem Zimmer geflüchtet.

Die Kinder weinen, als die Bielefelderin in Rage aufspringt Wie in Rage rennt Konstanze Z. hinter dem Mann hinterher, doch der Fremde ist bereits verschwunden. Z. kehrt sofort zurück zu ihren weinenden Kindern, die nach ihrer Mutter rufen. Sie tröstet das Baby und das große Geschwisterchen, während ihre Schwester aus der Nachbarwohnung zu Hilfe eilt.

Zusammen mit den Polizisten machte die Schwester kurz darauf eine entscheidende Entdeckung: Auf dem Balkon, über den der Täter eingedrungen war, stand eine angebrochene Getränkedose. Offenbar hatte sie der Einbrecher bei seiner überstürzten Flucht vergessen. Genau so eine Dose eines alkoholischen Getränks finden die Schwester wenig später in einer nahe gelegenen Tankstelle wieder. Die Überwachungsvideos der Tankstelle liefern wenig später tatsächlich den entscheidenden Hinweis.

Zurück zum Täter: Im Februar 2024 war der Bielefelder nach fünfjähriger Jugendhaft aus der JVA Herford entlassen worden. Er hatte zuvor als Jugendlicher und Heranwachsender im Alkohol- und Kokainrausch mehrere zum Teil brutale Raubüberfälle verübt. Am Ende verhängten die Richter gegen ihn für sechs verschiedene Taten eine Einheitsjugendstrafe von fünf Jahren Haft. Eine lange Zeit, in der theoretisch – insbesondere bei jungen Menschen – eine Besserung eintreten und ein straffreier Wiedereintritt in die Gesellschaft angestrebt werden soll.

Bielefelder wirft alle guten Vorsätze nach der Haft über Bord Doch in diesem Fall waren wohl spätestens im Sommer nach der Entlassung alle guten Vorsätze für einen Neuanfang wieder über Bord geflogen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem zuletzt lange untergetauchtem Bielefelder vor, im Juli 2024 an der Falkstraße und eben an der Weddigenstraße in zwei fremde Wohnungen eingedrungen zu sein, während die Bewohnerinnen und ihre Kinder dort noch schliefen.

Nach Ansicht der Ermittler drang er in beiden Fällen über den Balkon der Frauen in die jeweiligen Wohnungen ein. An der Falkstraße fand er am 12. Juli Schmuck im Gesamtwert von gut 1.800 Euro und nahm sogar noch den Fahrzeugschlüssel der Mieterin mit. Während er die fremde Wohnung nach Wertsachen durchsuchte, schliefen die Mieterin und ihre Mutter nebenan im Schlafzimmer. Mit dem Wagen der Frau fuhr er – obwohl er keinen Führerschein hat – 2,5 Kilometer weit, um dann das Auto stehenzulassen und mit der wertvollen Beute zu verschwinden.

Mutter und Kinder schreien in ihrer Bielefelder Wohnung um Hilfe Vierzehn Tage später soll er genauso dreist in die Wohnung von Kontanze Z. Mutter eingedrungen sein, in der in dieser Nacht die Mutter mit den zwei kleinen Kindern übernachtet hatte. Die Mutter hatte bereits die Wohnung verlassen und war zur Arbeit gegangen. Anschließend durchwühlte er gegen 6.30 Uhr mehrere Schränke und Kommode – auch diejenigen des Schlafzimmers. Als die Mutter losschreit, hat der 27-Jährige bereits ein Smartphone, einen wertvollen Ring (Wert: 475 Euro) sowie knapp 400 Euro Bargeld eingesteckt.

Auch mit Hilfe der Getränkedose und nach Auswertung der Überwachungsvideos aus der Tankstelle ist einen Monat später die Identität des Täters klar. Wie die Sprecherin der Staatsanwaltschaft berichtet, wurde am 23. August 2024 ein Haftbefehl gegen den polizeibekannten Intensivtäter ausgestellt. Bis er den Behörden allerdings in die Finger geriet, dauerte es nochmals neun Monate. Der Bielefelder lebte offenbar ohne festen Wohnsitz in der Stadt, war für die Behörden nicht greifbar.

Am 29. Mai klickten schließlich doch die Handschellen, seitdem sitzt der Serientäter in U-Haft. Der Beschuldigte habe sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. Der Termin für den Prozess gegen den jungen Mann steht aktuell noch nicht fest. Für die junge Mutter wird das Verfahren all die Panik und die Angst, die der Einbrecher bei ihr auslöste, wieder hochkommen lassen.

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