Insolvenz in Bad Oeynhausen: Medical City Plaza vor dem Aus

Bad Oeynhausen. Das nächste Großbauprojekt der Kurstadt wackelt: Die Investorenfirma zum Bau des Gesundheitszentrums Medical City Plaza (MCP) auf dem ehemaligen Hockeyplatz ist zahlungsunfähig. Das geht aus den Bekanntmachungen des Amtsgerichts Bielefeld hervor. Demnach hat das Gericht am Dienstag ein Insolvenzverfahren über das Vermögen der Investorenfirma eröffnet.

Auslöser für das Insolvenzverfahren der MCP-Investment GmbH seien &bdquo;Liquiditätsschwierigkeiten, die durch verzögerte Entscheidungen eines italienischen Investors hervorgerufen worden sind“, heißt es in einer Pressemitteilung des vorläufigen Insolvenzverwalters Stefan Meyer.

Zum Firmenvermögen und damit zur möglichen Insolvenzmasse zählt nach Meyers Angaben das Baugrundstück, der ehemalige Hockeyplatz. Die MCP-Investment sei für die Entwicklung und Realisierung des Projekts verantwortlich. Das Gesundheitszentrum sollte auf etwa 20.500 Quadratmetern Grundfläche und sechs Etagen Platz für 20 Arztpraxen und medizinische Dienstleister schaffen.

Wer ist der &bdquo;italienische Investor“? Von einer Fortsetzung des Projektes durch eine andere Kapitalgesellschaft steht in der Pressemitteilung nichts. Unklar ist zudem, wer der &bdquo;italienische Investor“ ist, dessen Verhalten Grund für die Insolvenz sein soll. Die Pressestelle des vorläufigen Insolvenzverwalters konnte weitergehende Fragen mit Hinweis auf das neue Verfahren nicht beantworten.

Wenige Monate nach dem Aus für das 40-Millionen-Euro-Projekt auf dem Grundstück des City-Centers steht damit auch das zweite Millionen-Projekt in der Kurstadt auf der Kippe. Hinter dem Bauvorhaben stecken - soweit bislang bekannt - die Familien Fennel und Ueckermann. Vor etwas über einem Jahr haben sie im Beisein von Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU) und weiteren Gästen aus Rat und Verwaltung noch den symbolischen Spatenstich mit goldenen Schaufeln an einem Haufen Sand gefeiert.

In den Monaten danach tat sich jedoch auffällig wenig auf dem ehemaligen Hockeyplatz. Um das Baufeld herum wurde zwar ein Zaun errichtet und dabei aus Versehen die Ampel der verkehrsreichsten Kreuzung der Kurstadt lahmgelegt. Das Baugrundstück wurde mit Radladern geräumt, Boden sortiert und mehrere Erdhaufen angelegt. Der Beginn der Hochbauarbeiten ließ - und lässt - jedoch auf sich warten.

Eine neue Kapitalgesellschaft sollte den Bau vorantreiben Der Geschäftsführer der projektsteuernden Investorenfirma, Achim Fratzke, kündigte am 5. März 2025 in Briefen an die Gesellschafter der Investorenfirma an, sein Amt niederzulegen. Das geht aus den öffentlichen Registereinträgen hervor. Stattdessen sollte das Bauprojekt Medical City Plaza von Fratzke in anderer Funktion mit einer anderen Investorenfirma fortgeführt werden. Das hatte Fratzke bereits im November 2023 in Briefen an Rat und Verwaltung der Stadt Bad Oeynhausen angekündigt und in öffentlicher Sitzung verteidigt. Fratzke versicherte, für die Stadtverwaltung weiterhin Ansprechpartner des Großbauprojekts zu sein.

Auf Nachfragen der Redaktion bekräftigte Fratzke noch vor wenigen Wochen den Willen zum Bau in einer schriftlichen Erklärung: &bdquo;Außer Frage steht nicht, ob die Maßnahme umgesetzt wird, sondern nur, wann die Umsetzung final beginnt.“ Den Stillstand auf dem Baugrundstück erklärte er so: &bdquo;Die zwischenzeitlich eingetretenen Verzögerungen im Bauablauf sind der aktuellen Firmenkonstellation geschuldet.“

Die neue Investorenfirma sollte überraschenderweise keine GmbH, sondern eine Aktiengesellschaft sein. Noch dazu eine mit dem Namen des ehemaligen Konkurrenz-Projektes auf dem Grundstück des City-Centers, der Medicampus AG. Im Februar tauchte dieser Name erstmals auf einem Briefkasten am Bauzaun des MCP-Geländes an der Eidinghausener Straße auf. Was zunächst wie Satire wirkte, war aber offenkundig ernst gemeint. Laut öffentlichen Registereinträgen gründete Fratzke selbst die Aktiengesellschaft Medicampus AG und ließ sich zum Vorstandsvorsitzenden wählen.

Stadt schließt Rückkauf des Grundstücks nicht aus Nach letzten Informationen aus dem Rathaus ist dieser Wechsel der Investorenfirma aber noch nicht förmlich vollzogen worden. &bdquo;Der Vorhabenträgerwechsel ist bislang nicht durchgeführt worden“, bestätigte Stadtsprecherin Kerstin Vornheder am Mittwoch. Die Verwaltung habe derzeit &bdquo;urlaubsbedingt keinen näheren Kontakt“ zu den Vorhabenträgern.

Welche Auswirkungen die Insolvenz der bisherigen Investorenfirma auf das Großprojekt hat, ist noch unklar. Anfragen dazu an die Gesellschafterfamilien und den Projektverantwortlichen blieben bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Bürgermeister Lars Bökenkröger kündigte im Gespräch mit der Redaktion an, &bdquo;schnellstmöglich Kontakt herzustellen“, um &bdquo;Klarheit über das Projekt“ zu bekommen. Dabei zeigte er sich offen für den Rückkauf des Baugrundstücks: &bdquo;Das könnte Sinn machen“, so Bökenkröger.

Dieses Grundstück hatte die Stadt Bad Oeynhausen an die Investorenfirma verkauft und damit Bedingungen verknüpft: So wurde im Kaufpreis auch ein Aufschlag für den Neubau des Hauses der Jugend eingerechnet. Das Jugendzentrum musste für das Parkhaus des Großprojektes weichen. Das Parkhaus ist nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters ebenfalls von der Insolvenz betroffen. Dort können 234 Autos parken.

Insolvenzverwalter will Projekt wieder in Gang bringen Die Stadtverwaltung hat einen Durchführungsvertrag mit der nun zahlungsunfähigen Investorenfirma geschlossen. Laut diesem Vertrag sollte die MCP-Investment das Bauprojekt zunächst binnen 24 Monaten - später wurden daraus 36 Monate - fertigstellen.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Stefan Meyer versichert laut Pressemitteilung, sich &bdquo;umfassend in das komplexe Projekt“ einarbeiten zu wollen. Man werde mit allen Beteiligten und Vertragspartnern in den nächsten Tagen und Wochen umfassende Gespräche und Verhandlungen führen. &bdquo;Mein Ziel ist es, das ins Stocken geratene Projekt so schnell wie möglich wieder in Gang zu bringen, damit die unterbrochenen Baumaßnahmen wieder aufgenommen und das Projekt im geplanten und projektierten Umfang realisiert werden kann.“

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