Trotz Pensionierung: OWL bekämpft mit älteren Lehrkräften den Unterrichtsausfall

Bielefeld. Weil Lehrer fehlen und Unterricht ausfällt, ermuntert das Land seine Schulen, verstärkt auf pensionierte Kräfte zu setzen, also Lehrerinnen und Lehrer, die die Altersgrenze erreicht haben, aber weiterarbeiten. Landesweit machen davon mehr als 1.000 und in OWL 100 Personen Gebrauch – doch dieses Kapitel endet mitunter schneller, als ihnen lieb ist.

&bdquo;Es handelt sich um sehr versierte Kolleginnen und Kollegen, die für uns im Alltag mit ihrer Erfahrung sehr wertvoll sind“, sagt Gabriele Kipp. Die Schulleiterin des Gymnasiums Heepen hat zuletzt drei Pensionäre beschäftigt. &bdquo;Sie haben bei uns einen Zeitvertrag erhalten und werden nach der tatsächlichen Stundenzahl bezahlt. Ihr Alter spielt bei den Schülern keine Rolle.“ Zwar setze sie natürlich vor allem auf junge Kollegen und wolle diesen eine Perspektive bieten, doch die Pensionäre stellten eine hilfreiche Ergänzung dar.

Insgesamt traf das im Regierungsbezirk Detmold zuletzt auf 100 Lehrkräfte zu, die 67 Jahre und älter waren, aber weiter an den öffentlichen Schulen tätig waren, wie das NRW-Schulministerium auf Anfrage exklusiv mitteilt. Auffällig dabei: Es handelt sich um 94 tarifangestellte Lehrkräfte und sechs verbeamtete Kollegen. &bdquo;Wahrscheinlich ist das auch mit dem finanziellen Aspekt begründet, weil tarifangestellte Lehrer unterm Strich weniger verdienen als ihre verbeamteten Kollegen“, sagt Stephan Osterhage-Klingler von der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft. Der Detmolder hält es grundsätzlich für eine richtige Idee, auf &bdquo;Ruheständler“ zu setzen, weil es sich um erfahrene Pädagogen handle. &bdquo;Allerdings ist das nur eine Lösung, um Lücken zu füllen.“

.responsive23-vzfNq6tW8I9Ui0M4-bar-grouped-vertical-nrw-zahl-der-schuelerinnen-und { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-vzfNq6tW8I9Ui0M4-bar-grouped-vertical-nrw-zahl-der-schuelerinnen-und { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-vzfNq6tW8I9Ui0M4-bar-grouped-vertical-nrw-zahl-der-schuelerinnen-und { padding-top: 166.67%; } } Land NRW wirbt auch mit Besoldungszuschlag Insgesamt sind in NRW aktuell rund 7.000 Lehrer-Stellen unbesetzt. Auch eine hohe Arbeitsbelastung und viele krankheitsbedingte Ausfälle führen dazu, dass an den Schulen im Land viel Unterricht ausfällt. Um dem Lehrermangel entgegenzutreten, hat das NRW-Schulministerium die Schulleitungen zuletzt ausdrücklich animiert, auch auf pensionierte Lehrkräfte zu setzen. Dafür wirbt das Land auch mit einem Besoldungszuschlag.

Landesweit haben davon im vergangenen Schuljahr in NRW insgesamt 1.253 Lehrkräfte Gebrauch gemacht, die 67 Jahre und älter waren. Darunter befanden sich 1.202 Tarifangestellte sowie 51 verbeamtete Kräfte, teilt das Schulministerium gegenüber dieser Redaktion mit.

Einer von ihnen ist Oberstudienrat Heinz Segin, der inzwischen 73 Jahre alt ist, aber noch immer unterrichtet. &bdquo;Ich habe nach meiner Pensionierung zunächst dreieinhalb Jahre an meiner Schule verlängert und stehe nun nach kurzer Pause erneut vor einer Klasse“, sagt der gebürtige Paderborner. &bdquo;Es gab einen Lehrermangel, ich wurde gebraucht – und dachte mir: Dann mache ich einfach weiter“, sagt Segin und spricht von einer Win-win-Situation. &bdquo;In der Schule fällt weniger Unterricht aus, und ich habe im Alter weiter Abwechslung und Spaß an der Arbeit.“

Dennoch kann eine solche Beschäftigung prompt wieder enden. &bdquo;Ich muss mich zum neuen Schuljahr mindestens von zwei der drei Pensionäre wieder trennen“, schildert Schulleiterin Kipp. Grund sei, dass die Verträge an langfristige Erkrankungen sowie Elternzeit gekoppelt gewesen seien. Mit anderen Worten: Wenn Langzeiterkrankte oder Lehrkräfte aus der Elternzeit zurückkommen, muss Kipp die Pensionäre wieder gehen lassen. &bdquo;Das ist wirklich bitter, weil ich sie händeringend brauche.“ Doch auf dem Papier sei der Schulbezirk gut versorgt, weshalb Kipp keine Stellen genehmigt bekomme.

Diese Fälle sind auch Gewerkschafter Osterhage-Klingler bekannt – und sie weisen auf ein grundsätzliches Problem hin: &bdquo;Die offizielle Stellenbesetzung sagt nicht viel darüber aus, wie viele Lehrer einer Schule tatsächlich zur Verfügung stehen.“ Das müsse sich dringend ändern.

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