„Jüngste Discobetreiber Deutschlands“ schließen Lübbecker Kunstwerk

Lübbecke. Die selbsternannten, &bdquo;jüngsten Disco-Besitzer Deutschlands“ aus Lübbecke gibt es bald in der Form nicht mehr: Jendrik Wohlfarth (20), Marek Müller (20) und Jerome Kneller (20) hatten vor zwei Jahren das Kunstwerk an der Niedernstraße vor der Schließung gerettet. Die damaligen Lübbecker Abiturienten hatten zusammen mit dem Gründungsmitglied Alexander Breuer (31) der Disko neues Leben eingehaucht und den Großteil ihrer Zeit und ihres Geldes investiert. Aus diesem Grund waren sie in mehreren überregionalen Medien zu sehen gewesen.

Doch jetzt soll das Bierbrunnenfest die letzte Veranstaltung werden, zu der die Diskothek ihre Pforten öffnen wird, danach ist Schluss. Und das zum zweiten Mal schon. &bdquo;Alles hat ein Ende, nur das Kunstwerk hat zwei“, ist das offizielle Motto der Schließungsparty am 15. und 16. August.

Zuletzt hatte die Location Schlagzeilen gemacht, weil sich die Anwohner der Niedernstraße immer wieder beschwert hatten. Stein des Anstoßes sollen Schmutz und Lärm gewesen sein. Gegen das Kunstwerk hatte es vergangenes Jahr ein Bußgeldverfahren der Stadt gegeben. Das konnte Alexander Breuer jedoch erfolgreich abwenden, wie Mitte November bekannt wurde. Die Betreiber hatten sich zur Lösung des Problems mit Vertretern der Stadt zusammengesetzt und auch einen Bürgerdialog für Anwohner Ende des Jahres angeboten. Waren diese Auseinandersetzungen also der Grund, warum die Diskothek nun schließt?

Anwohner-Beschwerden nur ein Grund für Clubschließung in Lübbecke Nach Darstellung der Club-Betreiber ist das &bdquo;nur einer von vielen Punkten“ gewesen, warum sie sich für die Schließung entschieden haben, wie Jendrik Wohlfarth mitteilt. Der Hauptgrund sei, dass zwei der Betreiber, Jerome Kneller und er, für ein Studium nach Kassel umziehen werden. Für Wohlfarth geht es mit einem Wirtschaftsrechtsstudium weiter, während Kneller Mechatronik dort studieren wird. Marek Müller bleibt in Lübbecke und will in Bielefeld Physik studieren.

Im Gespräch mit nw.de hatten die drei zur Eröffnung vor zwei Jahren beteuert, nach dem Abitur vor Ort bleiben zu wollen, um das Projekt weiter voranzutreiben – was hat sich geändert? Laut Jendrik Wohlfarth stimmten letztlich Aufwand und Ertrag nicht überein. &bdquo;Studium und Club sind keine leichte Kombi“, sagt der 20-Jährige. Zudem hätten sie noch viele weitere Projekte, die Zeit und Mühe erforderten.

Damit bezieht sich der Lübbecker auf die Eventagentur, die die drei zusätzlich betreiben. Die drei jungen Männer bieten Ton- und Lichttechnik, Catering sowie weitere Services für Hochzeiten, Firmenfeiern und Co. an. Das lohne sich deutlich mehr als der Club, durch den sie nur &bdquo;ein kleines Plus“ erwirtschaftet hätten. &bdquo;Das hat sich auch in der ganzen Zeit, seit wir das Projekt gestartet haben, nicht geändert“, sagt der 20-Jährige. Was sich allerdings geändert habe, sei ihre finanzielle Situation.

Es ist ruhiger ums Lübbecker Kunstwerk geworden &bdquo;Wir haben nicht mehr so viel Zeit wie während des Abiturs“, sagt Wohlfarth und fügt schmunzelnd hinzu, &bdquo;wenn man auszieht, braucht man doch ein bisschen mehr Geld“. Zudem laufe der Pachtvertrag mit Barre am Ende des Jahres aus. Diesen Umstand haben die vier ebenfalls zum Anlass genommen, um einen Schlussstrich zu ziehen.

Die Nachbarn seien zwar auch immer ein Problem gewesen, jedoch hätten sie sich in den letzten Monaten nicht mehr beschwert, so die Clubbetreiber. &bdquo;Das hat sich geklärt und von der Stadt kam auch nichts mehr“, sagt Alexander Breuer.

In den vergangenen Monaten hätten im Kunstwerk mehr private Veranstaltungen stattgefunden, dadurch sei es ruhiger gewesen. &bdquo;Wir haben zwei Mal Briefe mit unseren Kontaktdaten in der Nachbarschaft verteilt, aber es kam nichts zurück“, sagt der 31-Jährige.

19 Polizeieinsätze in 12 Monaten am Lübbecker Kunstwerk - sieben ohne Befund Die Lübbecker Stadtverwaltung wollte sich dazu nicht äußern. Auch die Fragen nach einer möglichen Anzahl an Verstößen in den letzten Monaten ließ sie unbeantwortet. Laut der Polizei im Kreis Minden-Lübbecke ist sie in den vergangenen zwölf Monaten insgesamt 19 Mal alarmiert worden, sieben Mal in diesem Jahr.

Bei sieben der 19 Einsätze gab es nach Darstellung der Polizei für die Streifenwagenbesatzungen keinen Grund für Beanstandungen. In zwei Fällen sei zur Ruhe ermahnt worden. &bdquo; Die Einsatzanlässe waren sieben Mal eine Ruhestörung, je dreimal eine Körperverletzung, Randalierer beziehungsweise Streitigkeiten. Zudem gab es zwei Hilfeersuchen sowie einen Einsatz wegen Zahlungsstreitigkeiten“, so Polizeisprecher Thomas Bensch gegenüber der Redaktion.

Die Einsatzkräfte leiteten in diesem Zusammenhang zwei Strafverfahren wegen Körperverletzung ein. In einem Fall kam es zu Widerstandshandlungen gegen die eingesetzten Beamten. Zudem gab es eine Anzeige wegen Sachbeschädigung. Gegenüber 15 Personen sprachen die Beamten einen Platzverweis aus.

Gibt es eine Nachfolge für das Lübbecker Kunstwerk? Potenzielle Nachfolger für den Club gibt es bislang nicht. &bdquo;Wenn sich jemand findet, wären wir dabei. Wir würden dann mit der Technik helfen und im Hintergrund unterstützen, so wie Alex es damals getan hat“, sagt Wohlfarth.

So oder so werden die Betreiber gerne an die Zeit zurückdenken: &bdquo;Das war die beste Entscheidung, die wir hätten treffen können“, sagt Wohlfarth. &bdquo;Wir haben so viele lustige Momente erlebt und Menschen getroffen, die uns im Business jetzt weiterbringen, das hat sich auf jeden Fall gelohnt.“

„Jüngste Discobetreiber Deutschlands“ schließen Lübbecker Kunstwerk

So sieht das Kunstwerk von Innen aus

5 Spartipps für Eltern mit kleinen Kindern: Das rät Finanzexperte aus Lübbecke

Fünf Menschen, zwei Hunde, 35 Quadratmeter: Stemweder Familie wohnt auf einem Segelboot

Gütersloher Kinder mit Tabletten ruhiggestellt: Erschütternde Fälle rücken in den Fokus

Jedes zweite Kind hat Probleme beim Sprechen: Eine Paderborner Logopädin gibt Tipps

Bad Oeynhausen-Rentner wandern aus - jetzt leben sie in bezahlbarem Luxus-Haus