Tierheim stößt wegen misshandelter Hunde aus Porta an Kapazitätsgrenzen

Minden. Der vermeintliche Gnadenhof in Porta Westfalica entpuppte sich am Montag als Einsatzort für das Veterinäramt und Ordnungsamt: 43 Hunde wurden dort sichergestellt, viele von ihnen in katastrophalem Zustand. Acht Tiere fanden vorübergehend ein Zuhause im Tierheim Minden, das nun an seine Kapazitätsgrenzen stößt.

&bdquo;Sie haben Würmer, Flöhe, Ohrenentzündungen und sind teils abgemagert“, schildert Nadine Baumeister, Leiterin der Hundestation, die ersten Eindrücke. Untergebracht sind die Tiere derzeit in der Quarantänestation, wo Hygiene oberste Priorität hat. Mehrmals täglich müssen Boxen gründlich gereinigt und desinfiziert werden, einige Hunde leiden unter starkem Durchfall. &bdquo;Die Waschmaschine läuft ohne Unterbrechung, weil wir die Decken wegen des Flohbefalls ständig waschen müssen“, so Baumeister.

Pflege unter erschwerten Bedingungen Neben medizinischer Versorgung stehen auch Fellpflege auf dem Plan. Am kommenden Samstag werden zwei der Vierbeiner von einer ehrenamtlichen Hundefriseurin geschoren. &bdquo;Das Fell ist so verfilzt, da hilft Bürsten nichts mehr“, erklärt die Tierpflegerin. Die zusätzlichen Aufgaben belasten das Team, denn auch die langjährigen Heimbewohner brauchen weiterhin Pflege und Aufmerksamkeit.

&bdquo;Wir werden vier Hunde dauerhaft übernehmen und später in die Vermittlung geben. Die anderen gehen vermutlich an den Auslandsverein zurück“, berichtet Baumeister. Viele der Neuankömmlinge sind schwer vermittelbar – teils aufgrund von Aggression oder großer Angst. Besonders Herdenschutzhunde stellen ein Problem dar: &bdquo;Diese Rassen haben einen ausgeprägten Schutzinstinkt und sind in normalen Haushalten oft nicht zu halten. Man braucht Zeit, Erfahrung und konsequente Erziehung – die meisten Menschen sind damit überfordert, und die Hunde landen wieder bei uns.“

Kritik an unkontrollierter Auslandsvermittlung Ein Teil der beschlagnahmten Tiere stammt aus dem Ausland, etwa aus Portugal, Rumänien oder der Türkei. Baumeister äußert deutliche Kritik an manchen Tierschutzorganisationen: &bdquo;Tierschutz ist wichtig – überall. Aber man muss prüfen, welche Hunde hier überhaupt vermittelbar sind. Es ist sinnlos, wenn sie am Ende jahrelang im Heim bleiben.“ Ihrer Erfahrung nach finden Kontrollen der neuen Halter oft nur unzureichend statt. &bdquo;Manche Organisationen verlangen lediglich ein Foto von Haus oder Garten. So lässt sich nicht feststellen, wie es dort wirklich aussieht.“

Die Tierheimleiterin fordert daher schärfere Kontrollen und strengere gesetzliche Regelungen für Auslandsvereine und Tierhalter. &bdquo;Es dauert oft sehr lange, bis Behörden eingreifen – und in der Zwischenzeit leiden die Tiere.“ Im aktuellen Fall vermutet sie, dass einige Hunde über soziale Medien vermittelt wurden, ein Weg, der noch weniger Hürden mit sich bringt.

Ein besonders tragischer Fall Unter den acht Hunden aus Porta befindet sich ein Rüde, der vermutlich von einem Auto angefahren wurde. Seine Vorderpfoten sind gelähmt. &bdquo;Es wird geprüft, ob er eingeschläfert werden muss, das ist eine Entscheidung des Veterinäramts“, sagt Baumeister. &bdquo;So traurig es ist, man muss schauen, wie viel Lebensqualität wieder hergestellt werden kann.“

Das Tierheim Minden steht durch die Beschlagnahmung vor einer enormen Belastung. &bdquo;Es gibt zu wenig städtische Tierheime, und die Verantwortung wird auf Vereine abgewälzt“, kritisiert Baumeister. Der Standort in Minden sei längst überfüllt, es fehle sowohl an Platz als auch an einer modernen Isolierstation. &bdquo;Wenn jetzt noch ein Fundtier kommt, haben wir ein Problem.“

Blick in die Zukunft der Porta-Hunde Die acht Hunde werden etwa vier Wochen auf der Quarantänestation bleiben, um Krankheiten auszuschließen und sie langsam an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Danach ziehen sie auf die normale Hundestation um. Dort beginnt die eigentliche Arbeit: &bdquo;Wir müssen erst herausfinden, was sie kennen, Autofahrten, Spaziergänge, Kontakt zu Menschen“, erklärt Baumeister. Erste Ausflüge mit ehrenamtlichen Spaziergängern sollen den Charakter der Tiere sichtbar machen.

Erst nach einer gründlichen Einschätzung, die etwa sechs Wochen dauern wird, startet die Vermittlung der geeigneten Hunde. Für die Tierschützerin ist klar: &bdquo;Jeder Hund, der hier eine zweite Chance bekommt, ist es wert, aber wir brauchen dringend mehr Unterstützung, um diese Arbeit langfristig leisten zu können.“

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