Konflikt beim Hermannslauf-Ausrichter TSVE Bielefeld: Ehrenamtler verlassen den Verein

Bielefeld. Matthäus Gruben ist auch am Morgen nach der von ihm einberufenen Außerordentlichen Mitgliederversammlung der Leichtathletikabteilung des TSVE Bielefeld noch emotional angefasst. &bdquo;Es fühlt sich an, als gebe es nur Verlierer“, bedauert der 44-Jährige den Ausgang des nun seit knapp einem Jahr schwelenden Konflikts zwischen dem zurückgetretenen langjährigen Hermannslauf-Orgateam und dem TSVE-Vorstand.

Weil er seine Werte in dem Verein, bei dem er seit 14 Jahren Mitglied, seit 2019 als Leichtathletiktrainer und seit 2021 als Abteilungsleiter Leichtathletik tätig ist, nicht mehr vertreten sieht, kehrt Gruben wie bereits im März vage angekündigt, dem TSVE nun tatsächlich den Rücken. Und mit ihm seine Mitstreiter, die viele Jahre ehrenamtlich den Hermannslauf auf die Beine gestellt haben. Das sind TSVE-Urgestein Rudi Ostermann, dessen Gesicht untrennbar mit dem Teutolauf verbunden ist, sowie Katja und Wolfgang Kohn. Nur Jörg Gießelmann, Abteilungsleiter Radsport, bleibt dem Verein erhalten.

Christoph Schneider, wie Rudi Ostermann Stellvertretender Abteilungsleiter Leichtathletik, schließt sich Gruben ebenso an wie Leichtathletik-Pressewartin Bente Frodermann. Der TSVE erleidet damit nicht nur den menschlichen, sondern auch einen hohen fachlichen Verlust. Gruben betreut im TSVE die 50 Athletinnen und Athleten umfassende Leistungsgruppe und das sehr erfolgreich. Es ist anzunehmen, dass ihm ein Großteil zu seinem neuen Verein, voraussichtlich der Bielefelder Turngemeinde, folgt.

So erklärt der Bielefelder seine Beweggründe Von insgesamt 480 Mitgliedern der TSVE-Leichtathletik-Abteilung waren am Mittwochabend 86, inklusive des geschäftsführenden Vorstands um die Vorsitzende Doris Buschmann, Grubens Einladung zur Außerordentlichen Mitgliederversammlung gefolgt. Ausführlich hatte der Abteilungsleiter Leichtathletik seine Beweggründe erläutert, von mangelndem Vertrauen in Vorstandsentscheidungen gesprochen sowie angeprangert, wie im Verein mit Problemen umgegangen wird, beziehungsweise mit den Menschen, die diese ansprechen. Ursprung des Konflikts waren Mobbingvorwürfe und die Forderung nach einer Aufarbeitung. Dieses Verlangen sahen Gruben und Co. nur unzulänglich erfüllt. Der Vereinsvorstand war anderer Meinung.

Er habe in schockierte Gesichter gesehen. Viele hätten traurig, aber auch hilflos ausgesehen, nachdem er seine Austritts-Entscheidung begründet habe, berichtet Gruben von der Versammlung. Der Großteil der Anwesenden habe applaudiert und damit Verständnis gezeigt, meint er. Die wenigen Kritiker sind es aber, die ihm nun zu schaffen machen. &bdquo;Mir wird vorgeworfen, dass ich nicht alles versucht hätte und mit meinem Austritt den Verein spalten würde. Das macht mich schon sehr traurig“, sagt der 44-Jährige, der sich nichts mehr wünscht als einen friedlichen Abgang und keinesfalls eine Lagerbildung zwischen denen, die bleiben, und denen, die den Verein verlassen.

Ähnlich äußert sich Rudi Ostermann, der in 39 Jahren Mitgliedschaft beim TSVE bei gemeinsamen Wettkämpfen und Trainingslagern viele Freundschaften geschlossen hat, die er nicht missen möchte. Eine Alternative zu diesem harten Schnitt habe aber auch er trotz reiflicher Überlegung nicht gesehen.

&bdquo;Die Fronten waren sehr verhärtet“ Viele Gespräche, zuletzt im Rahmen einer professionellen Mediation, sind im vergangenen Jahr geführt worden, zu einer Einigung der beiden Lager ist es nie gekommen. &bdquo;Das ist alles sehr unglücklich gelaufen. Die Streitkultur hat auf beiden Seiten Luft nach oben“, meint TSVE-Vorsitzende Doris Buschmann. Für Grubens Entscheidung zeigt sie Verständnis, auch dafür, dass ihm seine Trainingsgruppe möglicherweise folgt. &bdquo;Wir bedauern diese Entwicklung, aber die Fronten waren so verhärtet, dass eine weitere Zusammenarbeit immer schwieriger wurde“, erklärt Buschmann. Man habe sich aber nun im Guten getrennt und sich gegenseitig Wertschätzung ausgesprochen.

Ein wenig Erleichterung, dass die vermeintlichen Unruhestifter nun das Feld räumen, dürfte wohl auch mitschwingen. &bdquo;Das war eine schwierige Zeit für alle Beteiligten. Der Konflikt ist an niemandem spurlos vorübergegangen. Aber ich glaube, dass jetzt auch der ein oder andere froh ist, wenn da mal ein Strich drunterkommt“, meint die TSVE-Vorsitzende.

So geht es mit dem Hermannslauf weiter Um die Organisation des Hermannslaufes muss sich der TSVE keine Sorgen machen. Die Weichen für 2026 wurden bereits im Hintergrund gestellt: Das Übergangs-Orgateam steht auch im nächsten Jahr zur Verfügung. Noch immer ungeklärt ist der Aufgabenbereich, den die festangestellte, frühere Orgateam-Chefin Almuth Stief zukünftig verantwortet.

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