„Niemand wird böse geboren“: Was folgt aus der Attacke einer 13-Jährigen in Paderborn?

Paderborn/Düsseldorf. Der Angriff war hochgefährlich und sorgt landesweit für Diskussionen. Ein 13-jähriges Mädchen, das als islamistisch radikalisiert gilt, soll sich in der Küche einer Einrichtung in Paderborn bewaffnet haben, als ein Wachmann den Raum verlassen hatte. Mit dem Messer hat sie einer 24-jährigen Mitarbeiterin in den Rücken gestochen und sie schwer verletzt.

Die Polizei hatte die Psychiatrie zuvor davor gewarnt, dem Kind Zutritt zur Küche zu gewähren. Zum Tatzeitpunkt waren auch andere Personen im Raum. Das Mädchen steht nach Informationen dieser Redaktion schon seit einigen Monaten im Fokus der Sicherheitsbehörden in NRW. Denn sie soll sich radikalisiert und entsprechende Gewaltfantasien geäußert haben. Zwischen unterschiedlichen Einrichtungen gab es ein Hin und Her, wer die Jugendliche aufnehmen müsse.

Jetzt hat sich der Innenausschuss des Landtages mit dem Vorfall beschäftigt, die Landesregierung hat einen vertraulichen Bericht dazu vorgelegt. Der ist jedoch gar nicht bei allen Fraktionen angekommen, wie die Sitzung des Innenausschusses ergab. Entsprechend wurde nicht sehr lange über den Fall diskutiert. Vor allem ging es darum, ob das Alter der Strafmündigkeit herabgesetzt werden sollte.

Die Bielefelder Abgeordnete Christina Kampmann (SPD) fragt: &bdquo;Wie bekommen wir die Gewaltkriminalität bei Jugendlichen in den Griff, die noch nicht strafmündig sind?“ Die Paderborner Täterin habe keinerlei Kontakt zu Aussteigerprogrammen oder ähnlichen Angeboten gehabt.

Vergleichbar ratlos ist der CDU-Mann Gregor Golland: &bdquo;Wir haben keine Lösung für Fälle, in denen Minderjährige und nicht Strafmündige solche Gewalttaten verüben.“ Da fehle die gesetzliche Grundlage. Die Gesellschaft habe sich weiterentwickelt, junge Menschen seien früher öffentlich aktiv. Man müsse darüber nachdenken, die Altersgrenze zur Strafmündigkeit (bisher 14) zu senken. &bdquo;Mir geht es dabei um den Opferschutz. Der funktioniert nicht allein mit Prävention. Die Altersgrenze ist nicht mehr zeitgemäß.“

Eileen Wöstmann von den Grünen warnt vor Schnellschüssen: &bdquo;Das betrifft nur sehr, sehr wenige junge Menschen. Niemand wird böse geboren.“ Die Sozialpädagogin stellt die Frage, wie Jugendhilfe langfristig gelingen könne. Junge Menschen bräuchten eine Perspektive. &bdquo;Die kann nicht darin bestehen, andere Menschen umzubringen.“

Innenminister Herbert Reul (CDU) räumt ein: &bdquo;Der Fall stellt uns vor mehr Fragen als Antworten.“ Man habe keine ausreichende Reaktion. Das Alter der Strafmündigkeit zu senken, müsse keine Lösung sein. Reul: &bdquo;Ich will nicht die Gefängnisse voller Kinder haben.“

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