Rekord bei rechtsextremen Straftaten an Schulen und Unis in NRW – Vorfälle in OWL

Düsseldorf/Bielefeld. Die Zahl rechtsextremer Taten an Schulen und Hochschulen in NRW ist deutlich gestiegen. Wie das Schulministerium des Landes mit Bezug auf die Kriminalstatistik und nach einer Kleinen Anfrage der SPD ausführt, gab es im vergangenen Jahr 452 Vorfälle, 2023 waren es noch 277. Auch bei der Meldestelle Rias, die antisemitisch geprägte Vorfälle und Straftaten erfasst, sind die Zahlen nach oben geschnellt.

Im Rahmen der 452 Straftaten erfasste die Statistik für 2024 überwiegend das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (378 Fälle), Volksverhetzung (29 Fälle) und Sachbeschädigung (25 Fälle). Wie viele der Straftaten in Schulen und wie viele an Hochschulen erfolgten, lässt sich nicht sagen. Denn NRW erfasst die Daten nicht dezidiert, sondern für alle Bildungseinrichtungen. Außerdem fließen unter der Rubrik &bdquo;Tatort Schule“ auch Taten ein, die von schulfremden Personen außerhalb der Unterrichtszeit begangen wurden.

Ein klareres Bild liefern Zahlen der Meldestelle Rias NRW, die antisemitische Vorfälle erfasst. Hier zeigt sich in den vergangenen Jahren ein stetiger Anstieg explizit in der Schule. Wurden für 2022 35 antisemitische Vorfälle in Bildungseinrichtungen dokumentiert, davon 21 in Schulen, waren es 2023 bereits 69 Ereignisse, davon 39 an Schulen. 2024, nach den Überfällen der Hamas auf Israel im Oktober 2023, verzeichnete Rias 143 Vorfälle in Bildungseinrichtungen, davon 58 in Schulen.

.responsive23-ImEGoFRi4sGpuZDC-ttc-linechart-gemeldete-antisemitische { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-ImEGoFRi4sGpuZDC-ttc-linechart-gemeldete-antisemitische { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-ImEGoFRi4sGpuZDC-ttc-linechart-gemeldete-antisemitische { padding-top: 142.86%; } } NRW-Schüler erleben jeden Tag Rassismus und Spaltung Die Schulen im Regierungsbezirk Detmold tauchen für 2024 erstmals in den Rias-Statistiken auf. Hier gab es 2024 fünf bekannt gewordene Fälle. Dazu eine Sprecherin: &bdquo;Niedrige Vorfallszahlen lassen keinen Rückschluss zu, dass in Schulen im Regierungsbezirk Detmold kaum antisemitische Vorfälle passieren. Wir gehen von einem Dunkelfeld aus.“

NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) betonte angesichts der Zahlen: &bdquo;Rechtsextremismus und andere Formen des Extremismus haben keinen Platz an den Schulen.“ Die Landesschülervertretung NRW hingegen weist darauf hin, wie groß der Platz ist, den Rechtsextremismus in Schule bereits hat. &bdquo;Alltagsrassismus wird an Schule immer salonfähiger, diskriminierende Gewalt gegenüber Mitschülern mit Migrationshintergrund auch“, sagt Vorstandsmitglied Miguel Beck. &bdquo;Im Gegensatz zu vorherigen Jahren wird das Vorgehen immer organisierter. Ganze Gruppen versuchen aktiv, die Schulgemeinschaft zu spalten.“

Lehrerverband bestätigt Fehlen von Tabus Auch in den Augen von Sven Christoffer, Vorsitzender von &bdquo;lehrer.nrw“, ist Rechtsextremismus längst in Schule angekommen. &bdquo;Da wird gesagt und getan, was jahrzehntelang unsagbar und unmachbar war.“ Der Rechtsruck der Gesellschaft zeige sich auch in Schule. Gleichzeitig sei ein Teil der Vorfälle auf Unwissenheit und fehlende Bildung zurückzuführen. &bdquo;Da werden Hitlergrüße gezeigt, weil es ein Dumme-Jungen-Streich sein soll – und die Täter nicht wissen, dass es sich dabei um eine Straftat handelt.“

An der Universität Bielefeld gibt auf Anfrage an, hier seien keine rechtsextremen Vorfälle bekannt. Hier verweist man auf eine öffentliche Veranstaltungsreihe, die dort ins Leben gerufen wurde. Sie heißt Reflexionsraum und soll Gelegenheit zum Austausch über gesellschaftliche Konflikte wie etwa Antisemitismus schaffen. &bdquo;An der Universität Bielefeld stellen wir uns entschieden gegen jede Form von Extremismus“, sagt Rektorin Angelika Epple dazu. &bdquo;Wir brauchen als Gesellschaft eine gelebte Kultur und aktive Menschen, die ihre Grundlagen vor Verfassungsfeinden schützen. Als Universität ist es unsere Aufgabe, dies immer wieder zu betonen und Angebote zu machen, damit sich unsere Studierenden zu diesen aktiven Menschen entwickeln.“ Dazu gehöre auch, Räume zu bieten, in denen konstruktiv miteinander diskutiert und gestritten werden könne. &bdquo;Sachlich und auf der Basis von Argumenten. Als Universität Bielefeld stehen wir für einen offenen und toleranten Umgang miteinander.“

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