Steuerberater in Hüllhorst: Ruhestand ist für diesen 80-Jährigen undenkbar

Hüllhorst. Mit 27 gründete er seine eigene Steuerkanzlei, mit 60 lief er seinen ersten Marathon in New York. Eberhard Schröder ist ein Arbeitstier, Familienmensch und Hüllhorster durch und durch. Heute feiert er seinen 80. Geburtstag.

Doch vom Ruhestand ist er noch weit entfernt. Das Renteneintrittsalter bereits weit überschritten, arbeitet der Steuerberater auch nach 53 Jahren noch in seiner Firma, die er mittlerweile gemeinsam mit seinem Sohn Thomas Schröder leitet. &bdquo;Ich habe einen strukturierten Tag. Ich habe keine Langeweile“, sagt Schröder. Schließlich arbeite er noch gerne. Und auch ausgelernt hat er noch nicht: Mit 79 Jahren hat er jüngst eine weitere Zertifizierung im Steuerstrafrecht erworben. &bdquo;Ich wollte wissen, ob das noch geht und es geht.“

Aber seine lange Berufstätigkeit liegt auch darin begründet, dass sich die Steuerkanzlei Schröder über die Jahre zu einem Familienunternehmen entwickelt hat. &bdquo;Das würde ich nicht tun, wenn ich keinen Nachfolger aus der Familie gehabt hätte. Ich möchte meinen Sohn unterstützen.“ Für ihn sei das eine &bdquo;moralische Verpflichtung“.

Für die Bürger arbeiten Bevor sich der Steuerberater 1972 selbstständig gemacht hat, war er beim Finanzamt beschäftigt. &bdquo;Die Materie hat mir gut gefallen, aber das war nicht die richtige Seite.“ Er wollte lieber für die Bürgerinnen und Bürger arbeiten und nicht für den Staat, lautet seine Erklärung.

Dass sich die Steuerkanzlei in der Ortsmitte von Hüllhorst befindet, ist schon fast symbolisch: Nur wenige Menschen sind so stark in ihrer Heimatgemeinde verwurzelt wie Eberhard Schröder: &bdquo;Ich habe die Gemeinde Hüllhorst nie verlassen.“ Hier wohnt ein Großteil seiner Familie, darunter seine drei Brüder. Aber auch viele seiner Cousins und Cousinen seien in Hüllhorst geblieben. Er selbst lebt gemeinsam mit seiner Frau Christel, seiner Tochter Tanja und Enkeltochter Luana am Rand des Wiehengebirges in Holsen – in dem Ortsteil, in dem er auch geboren ist. &bdquo;Wir sind ein Mehrgenerationenhaus.“

Daneben engagierte sich Schröder ehrenamtlich in zahlreichen Ortsvereinen, zum Beispiel im Hüllhorster Gewerbeverein und im Heimatverein Singkreis Ahlsen-Reineberg, mit dem er plattdeutsche Bühnenstücke aufführte. Im Ehrenamt sieht er auch eine große politische Bedeutung. &bdquo;Würde es das Ehrenamt nicht geben, würde es auch weniger menschlichen Zusammenhalt geben.“

Von Hüllhorst aus die Welt bereist Doch seine Heimatverbundenheit sollte nicht als provinziell missverstanden werden. Schröder ist in seinem Leben schon viel gereist. &bdquo;Ich war schon auf allen Kontinenten.“ Ein Land, das ihm dabei besonders in Erinnerung geblieben ist: Neuseeland. &bdquo;Das ist ein freies Land.“

Am liebsten verreist Schröder mit dem Wohnmobil. Gemeinsam mit seiner Frau sind auch weitere Reisen geplant, doch müssen es nicht mehr die weiten Ausflüge nach Schweden oder in die Türkei sein. &bdquo;Es gibt genug schöne Flecken in Deutschland.“ So stehen der Weser- und Elberadweg als Nächstes auf dem Plan.

Zeitweise hatte Schröder auch einen zweiten Wohnsitz in Erfurt. In dieser Zeit lebte er &bdquo;eine Woche hier, eine Woche dort“. Unmittelbar nach der Wiedervereinigung hat er 1990 in Erfurt sowie in Arnstadt eine Kanzlei eröffnet, was mit viel Arbeit verbunden gewesen sei: &bdquo;In den ersten Jahren habe ich hinter dem Schreibtisch geschlafen.“

Persönliche Beziehungen nach Ostdeutschland Warum es ihn in den Osten gezogen hat? Die Wiedervereinigung sei für den gebürtigen Hüllhorster ein Höhepunkt gewesen. &bdquo;Es war einfach klasse, daran teilzuhaben.“ Außerdem spiele sich vieles von der deutschen und evangelischen Geschichte in ostdeutschen Städten wie Weimar, Erfurt oder Wittenberg ab. Die Kanzlei gibt es zwar nicht mehr – die hat er 2011 verkauft – allerdings habe er immer noch Verbindungen in die ostdeutschen Bundesländer. &bdquo;Aus Mandanten wurden Freunde.“ Doch sein &bdquo;Lebenswerk“, wie er es selbst beschreibt, ist und bleibt die Steuerkanzlei Schröder an der Hauptstraße 18 in Hüllhorst.

Die vielen Arbeitsstunden, die in manchen Phasen seines Lebens weit über die 40 Wochenstunden hinausgingen, sowie die ehrenamtlichen Tätigkeiten in verschiedenen Vereinen &bdquo;gingen manchmal auch auf Kosten des Familienlebens“, räumt der 80-Jährige rückblickend ein. Dennoch sei er ein Familienmensch, der Geselligkeit schätze. &bdquo;Das geht auch gar nicht anders bei sieben Enkelkindern.“

Wenn er mal nicht hinter seinem Schreibtisch in der Steuerkanzlei sitzt, widmet er sich seinem Garten (zumindest im Sommer, &bdquo;im Winter wird dann halt länger gearbeitet“) oder liest ab und zu ein Buch. Das sind dann vor allem Biografien, darunter die von Angela Merkel, oder Bücher von Thilo Sarrazin. Dafür wird in Zukunft wohl noch mehr Zeit für sein, denn er möchte zwar weiter arbeiten, jedoch in &bdquo;gemäßigter Form“.

Geburtstagsfeier im Disneyland Schröder blickt zufrieden auf sein bisheriges Leben zurück. &bdquo;Ich hatte keine Tiefpunkte. Das meiste in meinem Leben ist auf Anhieb gelungen.“ Seinen 80. Geburtstag verbringt er mit seiner Familie im Disneyland Paris. Das war sein Vorschlag. &bdquo;Als Vater und Großvater weiß ich, dass Walt Disney ein Highlight ist.“

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