Tiktok-Trends sind für den Buchhandel in Warburg Fluch und Segen

Warburg. Der Buchhändler in seiner Heimatstadt habe das Konzept erweitert, sagt Roman George beim Gang entlang der Regale in der Warburger Buchhandlung Podszun. &bdquo;Buch und Wein“, beschreibt der Familienvater aus der Diez im Rhein-Lahn-Kreis. George verbringt mit den Kindern, den Großeltern und der Familie seines Bruders Urlaubstage in Willebadessen. Das Museum geschlossen, herbstlicher Regen kündigt sich an. Er unterstütze gern kleinere Läden, schaut er sich jetzt an der Hauptstraße in der Hansestadt um. &bdquo;Rund ums Buch gibt es immer noch viele Liebhaber“, bemerkt er. Doch weiß auch George von der Statistik, die erschreckt.

Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse, die am Sonntag endete, hatte das Statistische Bundesamt deprimierende Zahlen aus der Schublade geholt: ein Viertel Rückgang der Geschäfte in fünf Jahren bedeuten einen erneuten Tiefstand. 2018 gab es bundesweit 3.930 Buch-Einzelhandelsunternehmen, 2023 später waren es nur noch 2.980. Da sind die Filialen großer Ketten wie Thalia schon eingerechnet. Überraschende Zahlen? &bdquo;Keineswegs“, sagt Jutta Bluhm von der Buchhandlung Podszun.

Das Bundesamt hatte als mögliche Gründe für die Entwicklung steigende Mieten und Personalkosten sowie ein geändertes Kaufverhalten der Konsumenten angeführt. Zumindest das Letztere kann auch Bluhm bestätigen. Trotz der gemeldeten Trends, die aktuell junge Menschen zu fleißig Lesenden und damit zur Buchkundschaft machen.

Auch in Warburg liegen die Titel in der ersten Reihe Zumindest den weiblichen Teil. Junge Frauen zwischen 15 und 20 Jahren finden über Instagram, Tiktok, Youtube und Co. zum Buch. New Adult oder Romantasy heißen die Zauberwörter. &bdquo;Man tauscht sich in den Sozialen Medien aus“, verfolgt auch Bluhm, so gut es geht, das Geschehen. Doch seien die Trends, befeuert von Influencern und Bloggern, kaum vorhersehbar, sagt sie. Wie in allen Bundhandlungen liegen auch in Warburg die Titel des gängigen Genres in der ersten Reihe. Magische Liebesgeschichten, schön verpackt. In der sich überbietenden Fülle der Lesetipps liege aber auch die Krux, sagt Bluhm. &bdquo;In der Schnelllebigkeit“.

Die Neuerscheinungen: Woche für Woche werden andere hochgejubelt. &bdquo;Es ist zu viel“, merkt Bluhm zur Entwicklung der vergangenen Jahre an. &bdquo;Die Titel, die von den jugendlichen Influencern in den Sozialen Medien hochgehalten werden, ändern sich ständig.“ Es gehe rauf und runter. Da kommen die inhabergeführten Läden kaum mit. Ein Prozess, den sie schon lang beobachte. Meistens würden Neuerscheinungen nachgefragt. Dasjenige, was in den Medien, im Fernsehen, in der Zeitung besprochen werde. Selten sei ein Klassiker dabei, der ziehe und sich verkaufen lasse.

Bücher, &bdquo;die man nicht so nebenbei“ liest Einen &bdquo;erfrischenden Stil“ bescheinigt die Fachfrau der Autorin Caroline Wahl. &bdquo;22 Bahnen“ und &bdquo;Windstärke 17“ sind Lieblingsbücher nicht nur des Feuilletons. &bdquo;Sie weiß, was sie kann, was sie will, tritt sehr selbstbewusst auf“, kommentiert Bluhm. Der Schreibstil sei modern. &bdquo;Lassen Sie sich darauf ein“, wirbt sie und rennt mit &bdquo;Die Assistentin“ als Tipp besonders bei jungen Frauen wohl offene Türen ein.

Dagegen seien die in diesem Herbst preisgekrönten Werke &bdquo;sofort komplett vergriffen“. Der neue Literaturnobelpreisträger László Krasznahorkai beispielsweise: Man warte die Nachfrage ab, sammle Bestellungen auf einer Warteliste. Auch Dorothee Elmiger, die mit dem Roman &bdquo;Die Holländerin“ den Deutschen Buchpreis gewann, sei für ein breites Publikum sehr speziell, bewertet die Warburger Buchhändlerin. Ausgezeichnet für die Sprache, Bücher &bdquo;die man nicht so nebenbei“ lesen könne.

Über das Schwinden der Buchläden Das Schwinden der Buchläden: Es sind nicht nur Pleiten, viele Buchhändler finden keinen Nachfolger und schließen. Die Zahl der Beschäftigten sank analog zur Zahl der Buchhandlungen, ging nach Angaben der Statistiker zwischen 2018 und 2023 bundesweit von rund 28.000 auf 22.620 zurück. Dabei blieb die Anzahl der Auszubildenden annähernd gleich. In 2024 begannen den statistischen Angaben zufolge knapp 490 Personen eine Ausbildung zur Buchhändlerin oder zum Buchhändler. Doch sind die Hürden, die Auszubildende in der Region angehalten sind, zu überwinden höher geworden. &bdquo;Zur Berufsschule geht es nach Düsseldorf oder nach Frankfurt in den Blockunterricht“, sagt Bluhm. Da sei vor den Coronajahren die Fahrt zwei Mal die Woche nach Dortmund angenehm und für den Chef und die Chefin planbar gewesen.

Und es werde immer schwieriger, &bdquo;Kinder ans Lesen zu bringen“, blickt Bluhm auf die Konkurrenz des Smartphones. Eine Entwicklung, die nicht erst in den vergangenen Jahren begonnen habe, und die sich munter fortsetze. Natürlich verfügt die Warburger Buchhandlung auch über einen Online-Shop. Die Lieferung kann in der Regel gleich am nächsten Tag abgeholt werden.

Weihnachten in der Warburger Buchhandlung Juna (15) hat sich für eine Vampirgeschichte von Sandra Grauer entschieden. &bdquo;Ich fand das Cover ansprechend“, sagt die Urlauberin aus Rheinland-Pfalz beim weiteren Stöbern. Mutter Nicola Georges hält Axel Hackes &bdquo;Wie fühlst Du dich“ in der Hand. Sohn Milon (12) hat im Bücherschrank auf dem Marktplatz &bdquo;Illuminati“ von Dan Brown gefunden. Ein Klassiker. &bdquo;Das Geheimnis aller Geheimnisse“, heißt das neue Buch um den Harvard-Professor Robert Langdon. &bdquo;Der sicherlich das Weihnachtsgeschäft ankurbeln wird“, sagt Buchhändlerin Jutta Bluhm. Ebenso wie der Historienschinken &bdquo;Stonehenge“, das neue Werk von Ken Follett. Zu den Bestsellern werde sicherlich auch der neue Schirach, &bdquo;Der stille Freund“ war im Sommer erschienen, und &bdquo;Was wir wissen können“ von Ian McEwan gehören. Beide seien stark nachgefragt.

Allerdings auch die Dinge aus dem Non-Book-Bereich des Buchladengeschäfts an der Hauptstraße. Im Augenblilck der Renner: &bdquo;Legami-Stifte“, sagt Bluhm.

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