Das Blomberger Bündnis und Buchhändlerin Kerstin Mohme gehen einen ungewöhnlichen Weg

Blomberg. &bdquo;Wer bei mir in den Laden kommt, der will meistens nicht nur ein Buch kaufen. Die Leute wollen auch reden“ - das ist eine Erfahrung, die Buchhändlerin Kerstin Mohme am Langen Steinweg immer wieder macht. Und die gleiche Erfahrung machen auch Henning Arnecke und Petra Hölscher vom Blomberger Bündnis, wenn sie sich mit ihrem Infostand auf den Wochenmarkt stellen: &bdquo;Die Leute haben Fragen, aber sie wollen auch wirklich was loswerden. Wir müssen einfach mehr miteinander reden“, sagt Arnecke. Jetzt haben sie gemeinsam eine Aktion gestartet. Der Schauplatz: Eines der Schaufenster der Buchhandlung.

Wie berichtet, ist das Bündnis vor Kurzem in die Offensive gegangen und postiert sich nun regelmäßig auf dem Marktplatz mit der Frage: &bdquo;Was wünschen Sie sich von der Blomberger Politik?“ Eine basisdemokratische Aktion über jegliche Parteigrenze hinaus, und darum auch aktuell außerhalb von Wahlkampfphasen.

Hier laufen die beiden Gedankengänge zusammen: &bdquo;Wir haben Frau Mohme gefragt, ob sie nicht mal ein Schaufenster nur mit Büchern zum Thema Zusammenhalt gestalten will.“ Und das hat die Buchhändlerin sich nicht zwei Mal sagen lassen. Normalerweise ist sie nie um eine deutliche Haltung und einen festen Standpunkt verlegen, doch hier geht es ihr ausdrücklich um ein klares Bekenntnis zum Miteinander.

Raus aus der eigenen Blase &bdquo;Ich hätte natürlich auch einfach Bücher zum Thema Kommunikation raussuchen können. Aber das war nicht mein Ziel: Es geht ums miteinander Reden. Denn auch wenn ich mich von jemandem abwende, ist das eine Form der Kommunikation. Aber eben kein Gespräch, und um das Gespräch geht es.“

Weil immer mehr Menschen hauptsächlich übers Internet kommunizieren, findet sie gerade das Miteinander im wirklichen Leben so wichtig. &bdquo;Ich finde, ich muss mal raus aus meiner Blase. Wenn ich mich im Netz auf die Suche nach Titeln zu meinem Thema mache, dann sorgen die Algorithmen dafür, dass ich überwiegend das angezeigt bekomme, was zu meinen Überzeugungen passt.“ Das sei ihr auch schon im direkten Vergleich mit ihrer Kollegin im Buchladen passiert: &bdquo;Wir haben auf unseren Laptops die gleiche Suche gestartet, teilweise mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen, die uns angezeigt wurden.“

&bdquo;Ein großes Redebedürfnis“ Andere Meinungen, die spazieren oft in ihren Buchladen: &bdquo;Und manchmal sehr weit von meinen eigenen Überzeugungen entfernt. Die Leute wollen sich gerne mitteilen.“ Doch das hat Grenzen. Beispielsweise der Kunde, der bei ihr eine Biografie von Alice Weidel bestellt habe. &bdquo;Das ist für mich natürlich vollkommen okay. Aber ich muss mich dann nicht missionieren lassen, am Ende habe ich gesagt: Wir kommen hier nicht zusammen.“

Die Kundschaft sei bunt: &bdquo;Es kommen auch Verschwörungstheoretiker, auch die haben oft ein großes Redebedürfnis.“ Der Buchkauf selbst gerate in dieser kleinen Buchhandlung oft zur Nebensache.

Kerstin Mohme bekommt viel von den Gefühlen der Menschen, auch von ihren Ängsten mit. Und dem trägt sie in der Buchauswahl für dieses spezielle Schaufenster Rechnung, etwa mit dem Buch &bdquo;Radikal emotional - wie Gefühle Politik machen“ von Maren Urner. &bdquo;Mensch und Politik“, der Klassiker von Hannah Arend liegt ebenso hier wie die &bdquo;kurze Anleitung zur Verteidigung der Demokratie“ von Ruprecht Polenz.

Reden - das ist auch verbunden mit Zuhören: &bdquo;Die Erfahrung haben wir in den vergangenen zwei Jahren mit dem Blomberger Bündnis immer wieder gemacht“, betont Henning Arnecke. Darum hat ihn das Buch von Bernhard Pörksen so sehr angesprochen: &bdquo;Zuhören“. Da heißt es im Klappentext: &bdquo;Wirkliches Zuhören ist gelebte Demokratie im Kleinen. Anerkennung und Akzeptanz von Verschiedenheit, Suche nach dem Verbindenden, gemeinschaftliche Erkennung einer Welt, die überhaupt erst im Miteinander-Reden und Einander-Zuhören entsteht.“

&bdquo;Wie wollen wir in Blomberg leben?“ Für Petra Hölscher ist das ein guter Ansatz: &bdquo;Uns geht es ja um die Frage: Wie wollen wir in Zukunft in Blomberg und seinen Dörfern leben? Das lasse sich nicht klären, ohne miteinander zu sprechen und einander zuzuhören. &bdquo;Und außerdem wollen wir das Bündnis, in dem mittlerweile so viele Organisationen zusammengeschlossen sind, noch bekannter machen.“

Aber bringt es denn überhaupt etwas, einfach nur ein paar Bücher ins Fenster zu stellen? Natürlich drücken sich jetzt nicht die Blomberger in Scharen die Nasen am Schaufenster platt, sagt Kerstin Mohme. &bdquo;Aber ich beobachte immer wieder, dass Menschen stehen bleiben, sich die Titel anschauen und den LZ-Bericht über das Blomberger Bündnis durchlesen. Ein Schaufenster ist ja erst mal etwas vollkommen Unverbindliches.“ Die Leute seien ansonsten schon so mit Informationen und Nachrichten überfrachtet, dass so ein kurzer Moment des Innehaltens auch etwas bringt. Und das gilt immer - auch nach der Kommunalwahl.

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