Erste Aussage nach Anschlag in Bielefeld: Syrer erklärt, warum er zustach

Bielefeld. Die Ermittler von Bundeskriminalamt und Kripo Bielefeld suchen dringend nach den Handys des mutmaßlichen Terrorattentäters von Bielefeld. Parallel hat der Tatverdächtige Mahmoud M. erstmals seine Beweggründe für die Tat geschildert. Das berichtet sein Bielefelder Rechtsanwalt Lutz Klose.

Ein psychiatrischer Gutachter, der arabisch spreche, habe Zugang zu dem 35-jährigen Syrer Mahmoud M. gefunden und sein Mandant habe sehr ausführlich über sein Motiv und die Tat gesprochen, berichtet der erfahrene Strafverteidiger. Die konkreten Inhalte des Zwischengutachtens des Psychiaters kenne Klose noch nicht, aber er habe erfahren, dass sein Mandant sehr viel geredet habe. Der Anwalt fasst es kurz zusammen: &bdquo;Ihm ist klar geworden, dass er die Tat total bereue und dass er sein Leben verpfuscht habe.“

In einem Punkt sei er aber auch deutlich geworden, betont Klose: &bdquo;Die Tat hatte nichts mit seiner Vergangenheit beim ,Islamischen Staat’ zu tun, sagt mein Mandant.“ Der Generalbundesanwalt hat M. im Laufe der Ermittlungen die Mitgliedschaft bei der Terrororganisation &bdquo;Islamischer Staat“ (IS) vorgeworfen. Er stand laut amerikanischen Akten sogar vor Jahren auf der Gehaltsliste des IS, weil er als Grenzsoldat des Technikbataillons in Syrien aktiv gewesen sein soll.

Radikalisierung sich Mahmoud M. im Internet? Der 35-Jährige berichtete viel mehr, dass er nach seiner Flucht nach Deutschland ein bis zwei Jahre sehr einsam gewesen sei. Seine Familie, Frau und Kinder, waren in Syrien zurückgeblieben. Er lebte zuletzt in einer Flüchtlingsunterkunft am Rande von Harsewinkel (Kreis Gütersloh). &bdquo;In dieser Phase der Einsamkeit hat er offenbar Zugang zu extremen Kreisen im Internet gefunden“, sagt sein Strafverteidiger. &bdquo;Aus meiner Sicht ist Mahmoud M. kein Überzeugungstäter.“

Offenbar hatten die neuen Bekannten, zu denen er möglicherweise über Tiktok Kontakt hielt, einen enormen Einfluss auf den 35-Jährigen. War dieser Einfluss so groß, dass der gelernte Fernfahrer sich schließlich auf fremden Befehl hin am 18. Mai mit mehreren Messern und einem Stockdegen auf nach Bielefeld machte, um vor der Szenebar &bdquo;Cutie“ an der Großen-Kurfürsten-Straße wahllos auf junge Menschen einzustechen? Lutz Klose hält das für möglich.

Bielefelder Anwalt: &bdquo;Mein Mandant möchte sich erklären“ Wie berichtet, soll M. vier Feiernde vorm Cutie mit Messer und Stockdegen so schwer verletzt haben, dass die Ermittlungsbehörden ihm in jedem der vier Fälle Mordversuch vorwerfen. Zwei der Betroffenen wurden tatsächlich lebensgefährlich verletzt. Bis heute leiden Opfer der Tat zum Teil schwer unter den seelischen Folgen der Gewalttat.

Experten sprechen bei Attentaten, die aus dem Hintergrund betreut und initiiert werden, von einem &bdquo;angeleiteten Anschlag“ durch Einzeltäter. Lutz Kloses Mandant habe im Gefängnis Bereitschaft signalisiert, nun auch gegenüber den Ermittlungsbehörden eine Aussage zu machen. &bdquo;Er möchte sich erklären“, sagt Klose. Ob dies noch vor Beginn des Prozesses bei der Polizei sein wird oder im Gerichtssaal sei noch unklar.

Start des Prozesses gegen Mahmoud M. erst 2026 Derweil soll die ermittelnde Bundesanwältin inzwischen signalisiert haben, die Anklage gegen den mutmaßlichen Attentäter von Bielefeld nun in Kürze einzureichen. Bekanntlich muss die Fortdauer einer Untersuchungshaft bei Tatverdächtigen nach sechs Monaten überprüft werden. Dies wäre nun Mitte November der Fall. Angesichts der umfänglichen Ermittlungen und der Schwere der Tatvorwürfe steht aber einer Verlängerung der U-Haft von Mahmoud M. nicht viel im Wege.

Trotzdem dürfte mit dem Start des Gerichtsverfahrens vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf gegen M. wegen des Vorwurfs des vierfach versuchten Mordes und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation nicht mehr in diesem Jahr zu rechnen sein.

Derweil hoffen die Ermittler von Bundeskriminalamt und Kripo Bielefeld auf Hinweise auf die beiden Handys von Mahmoud M., die der Beschuldigte nicht mehr bei sich hatte. Hatte er die Handys vor der Tat entsorgt? Oder hat er sie am Tatort verloren? Wer kann Hinweise auf die Telefone geben? Kontakt zur Mordkommission Kurfürst unter Tel. 0611 5534001 oder über das Hinweisportal des Bundeskriminalamtes .

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