Terror vor Bielefelder „Cutie“: Das sind die Folgen des Anschlags für die Opfer

Bielefeld/Karlsruhe. Nach Auffassung des Generalbundesanwaltes wollte Mahmoud M. am 18. Mai 2025 im Namen des &bdquo;weltweiten Heiligen Krieges“ vor dem Bielefelder Szeneclub Cutie möglichst viele Menschen mit seinen Messern töten. Vier Menschen verletzte der mutmaßliche Islamist dabei zum Teil lebensbedrohlich schwer. Nun hat die oberste deutsche Strafverfolgungsbehörde Anklage gegen den 35-jährigen Syrer erhoben. Das bestätigen mehrere Verfahrensbeteiligte. Derweil wurde nun auch bekannt, dass mindestens drei der vier Schwerstverletzten bis heute schwer unter den Folgen der Tat leiden.

Rechtsanwalt Lutz Klose hat die Verteidigung von Mahmoud M. übernommen. Ihm liegt die Anklage seit dem vergangenen Wochenende vor. In der 89-seitigen Anklageschrift seien äußerst detailreiche Ermittlungsergebnisse der Kripo Bielefeld und von eigens hinzugezogenen BKA-Experten für Terrorermittlungen aufgeführt worden. Demnach wirft der Generalbundesanwalt Mahmoud M. vierfachen Mordversuch und die Mitgliedschaft in der Terrororganisation &bdquo;Islamischer Staat“ (IS) vor.

Drei der Taten soll sein Mandant auf heimtückische Art begangen haben, so Klose. Von Heimtücke gehen Juristen aus, wenn die Opfer nicht mit einem Angriff rechnen konnten. Bei einem der vier schwerstverletzten Opfer gehen die Behörden nicht mehr von seiner Arg- und Wehrlosigkeit aus. Vermutlich geht es dabei um &bdquo;Lebensretter“ Chris, der nach seiner ersten Verletzung am Bein kurzerhand selbst zum Angriff übergegangen sein soll, um den Täter zu stoppen. Dabei traf der mutmaßliche Terrorist den jungen Mann mit seinem Messer in die Brust und verletzte ihn dabei lebensgefährlich.

Anwältin: Drei der Bielefelder Cutie-Opfer seelisch schwer belastet Rechtsanwältin Stefanie Höke vertritt – aufgrund einer Anweisung des Bundesgerichtshofs – in dem Verfahren gleich alle Opfer des Cutie-Attentats: &bdquo;Mit drei Betroffenen habe ich bisher sprechen können, allen dreien geht es überhaupt nicht gut.“ Sie seien bis heute seelisch schwer belastet und immer noch nicht arbeitsfähig. Während die körperlichen Schäden bei den meisten weitestgehend behandelt werden konnten, sei ihre psychische Belastung immer noch immens:

&bdquo;Ein Mandant kann aufgrund der Tat nicht mehr allein auf die Straße treten.“ Bei einem anderen Betroffenen sei die körperliche Genesung noch nicht weit genug fortgeschritten. Er konnte – ein gutes halbes Jahr später – noch nicht einmal die Physiotherapie beginnen. &bdquo;Weil er einen befristeten Vertrag hatte, hat sein Arbeitgeber diesen Vertrag auslaufen lassen. Er hat aufgrund der Tat seinen Arbeitsplatz verloren.“

Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass Mahmoud M. bereits seit Dezember 2014 IS-Mitglied war und dort auch an der Waffe ausgebildet wurde. &bdquo;Das bestreitet mein Mandant“, erklärt Verteidiger Klose. Er habe gesagt, nur einer Technikabteilung angehört zu haben. Die BKA-Ermittler sollen in US-amerikanischen Unterlagen aber entsprechende Gehaltsabrechnungen des IS des nun angeklagten Syrers gefunden haben.

Radikalisierung in seiner Unterkunft in Harsewinkel Inzwischen gehen die Ermittler aber nicht mehr davon aus, dass M. im August 2023 schon mit dem Ziel nach Deutschland einreiste, einen Terroranschlag zu verüben. Vielmehr werfe ihm die Anklage vor, sich erst im Frühjahr 2025 radikalisiert zu haben. Dabei geht es um die Zeit, in der Mahmoud M. in seiner Flüchtlingsunterkunft in Harsewinkel (Kreis Gütersloh) lebte und nach eigener Aussage über TikTok zahlreiche Propagandavideos konsumierte, die ihn stark beeinflusst haben sollen. Sozialarbeiter wurden dort nicht eingesetzt. Kontakt zu den Behörden hatten die Bewohner einmal im Monat zum Sozialamt oder zum dortigen Hausmeister.

Des Weiteren sollen die Ermittler rekonstruiert haben, dass sich M. vor der Tat bei zwei Gelegenheiten ein Messer gekauft haben soll. Eines dieses Messer soll er selbst an einem Stock befestigt haben. So soll der sogenannte Stockdolch entstanden sein, mit dem der mutmaßliche Terrorist mit größerer Distanz auf seine Opfer einstechen konnte.

Helfer und Benzin sollten bei der Flucht helfen Die Anklage geht aber davon aus, dass M. Helfer für die nachfolgende Flucht gehabt haben soll. Das sollen Auswertungen seiner Handydaten ergeben haben. Demnach habe es wohl Hintermänner gegeben, die ihm den Weg nach Holland weisen sollten. Um sich im Ernstfall den Weg freizukämpfen, hatte M. sich im Vorfeld noch eine PET-Flasche mit Benzin organisiert. Die hatte er neben seinen Papieren in einem Rucksack bei sich, den er später am Tatort zurückließ. Offenbar soll M. geplant haben, ein größeres Feuer anzustecken, um dann im Chaos der Situation besser flüchten zu können.

Auch ein Bekennervideo soll M. produziert und verschickt haben. Veröffentlicht wurde es nie. Laut Anwalt Lutz Klose ist davon auszugehen, dass das Staatsschutzverfahren gegen seinen Mandanten vor dem 7. Strafsenat des Oberlandesgerichts Düsseldorf schon im Februar 2026 starten könnte.

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