Mindener Stahlhandel erweitert mit Millionen-Investition seinen Standort in Herford

Herford. Der 40-Tonner rollt in die sechs Meter hohe Halle. Einer der drei 12 Tonnen hebenden Portalkräne fährt über den Auflieger und hievt Bündel von Stahlstangen heraus, legt sie im Lager ab. Kurz darauf werden die Stahlstangen verarbeitet, gebogen und später verschweißt. Arbeitsalltag bei einem der bundesweit größten Eisenflechter-Unternehmen an der Ernstmeierstraße, dem Mindener Stahlhandel – mit einem seiner Standorte in Herford, der hier gerade erst um eine neue millionenteure Halle erweitert wurde.

&bdquo;Die meisten Menschen in Herford kennen uns nicht“, erklärt Frank Hägermann, geschäftsführender Gesellschafter. Er kommt aus der Stahlbranche, war bis 2002 am Herforder Standort bei einem anderen Stahlunternehmen beschäftigt, das dann den Betrieb einstellte – und wechselte innerhalb der Branche zu Arcelor Mittal.

200 Millionen Euro Umsatz Schließlich kündigte er 2008 bei dem luxemburgischen Konzern und machte sich 2009 mit einem Geschäftspartner Andreas Wachter in Minden selbstständig: &bdquo;Wir hatten sechs Mitarbeiter, einen Lkw und einen gemieteten Standort.“ Und ganz offensichtlich eine sehr gute Geschäftsidee. &bdquo;Mittlerweile machen wir einen Umsatz von rund 200 Millionen Euro und gehören zu den drei größten Eisenflechtereien im Bundesgebiet“, so der gebürtige Mindener.

Die neue millionenteure Halle in Herford ist rund 3000 Quadratmeter groß, davor ist ein Platz für die Lkw, dahinter ein weiteres Areal für Material. Das Gelände gehörte ursprünglich zum Herforder Sportschuhhersteller Bleyer, der 2021 in die Insolvenz ging. Dessen Gebäude – die alte Halle war wegen ihrer Abmessungen für die Mindener, die das Areal erwarben, nicht nutzbar – wurde abgerissen und der Neubau an die bisherige Produktions- und Lagerhalle angedockt.

Fünf Produktionsstandorte in Deutschland Neben seinem Hauptsitz in der Weserstadt sowie dem Standort in Herford ist das Unternehmen mit zwei Werken in Eberswalde und einem in Goslar vertreten. &bdquo;Wir haben die Gewinne im Unternehmen gelassen“, so der Manager über einen der Gründe für das Wachstum. So sei die neue Halle in Herford auch ohne Kredite finanziert worden. Allein am Standort an der Ernstmeierstraße werden 100 Mitarbeiter beschäftigt, Tendenz steigend.

Die Produkte reichen von Lagermatten über Betonstahl bis hin zu Bauzubehör. Das System, das die Mindener Stahlhandel GmbH anbietet, klingt einfach, ist aber in der Umsetzung kompliziert. Frank Hägermann spricht davon, dass das System ein wenig mit Lego vergleichbar ist: Die Herforder und ihre Kollegen arbeiten an Stahlbewehrungen, die in jeder Betonkonstruktion notwendig sind. Statt die Stahlmatten auf der Baustelle zu montieren, die Schalung zu bauen und dann den Beton zu gießen, liefert der Mindener Stahlhandel die komplett verschweißte Stahlstruktur.

Zeit und Stahl gespart Der Geschäftsführer zeigt auf eine rund 80 mal 80 Zentimeter große und rund sechs Meter lange Gitterkonstruktion. Sie wird als Fundament in Gänze verlegt und dann mit Beton ausgegossen. Bis zu 15 Meter lang und 2,30 Meter breit können die Stahlkonstruktionen sein. &bdquo;Früher mussten beispielsweise 20 Mitarbeiter auf der Baustelle arbeiten, mit unseren Produkten benötigen sie noch drei“, skizziert der Geschäftsführer die Entwicklung, die aber nicht nur Zeit, sondern auch Stahl einspare. Auf einem Foto zeigt er die komplett geschweißte Bewehrung für ein Schlammfangbecken. Die Konstruktion aus den Stahlmatten und -stäben muss vom ordernden Bauunternehmen nur noch aufgestellt, eingeschalt und dann gegossen werden.

Anhand der Baupläne können die Stahlbewehrungen auch passgenau gefertigt werden – vom Einfamilienhaus bis hin zum Industriebau. Auch lassen sich die mehrere Meter breiten Bewehrungen, ähnlich wie ein Teppich am Verlegeort, einfach ausrollen.

Rund 200 Tonnen Stahl werden täglich in Herford verarbeitet. Derzeit, erklärt Hägermann, sei die Situation in der Baubranche nicht gerade ideal. Der Wettbewerb sei hart. &bdquo;Wir haben frühzeitig auch auf Infrastrukturprojekte gesetzt“, sagt der Geschäftsführer und zeigt auf eine Spezialmaschine aus Italien, die Teile der Stahlbewehrungen für die Fundamente von Windkraftanlagen biegt. Nach wie vor sucht das Unternehmen Mitarbeiter. &bdquo;Wir stellen ein“, sagt Frank Hägermann.

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