OWL benachteiligt? Bahnverkehr in der Region droht Baustellen-Kollaps

Bielefeld. Wer oft Bahn fährt, der weiß: Am Schienennetz und den Bahnhöfen in Nordrhein-Westfalen wird flächendeckend gebaut. Dafür müssen Streckenabschnitte gesperrt werden, Züge fallen aus, müssen umgeleitet werden oder fahren in einem weiteren Takt. Nun schlägt der Nahverkehrsverbund Westfalen-Lippe (NWL) Alarm: Die Region werde durch die Bauarbeiten besonders benachteiligt.

Denn auch im kommenden Jahr finden sehr viele Bauarbeiten am Schienennetz im Ballungsraum Rhein/Ruhr statt. Der Verkehrsverbund GoRheinland etwa listet für 2026 alleine 37 Großbaustellen auf. Bereits umsetzungsfähige Modernisierungen in Westfalen-Lippe stocken hingegen. &bdquo;Wir sehen sehr klar, dass der Schienenpersonennahverkehr in Teilen Westfalen-Lippes in den kommenden Jahren faktisch zum Erliegen kommen könnte, wenn wir jetzt nicht gemeinsam handeln“, beschreibt NWL-Geschäftsführerin Christiane Auffermann den Ernst der Lage.

Die DB-Pressestelle in Düsseldorf bezeichnet die Kritik auf Anfrage als &bdquo;zum Teil schwer nachvollziehbar“. Gleichzeitig betont die Bahn: &bdquo; Wir arbeiten weiterhin eng mit den Aufgabenträgern zusammen.“ Der NWL hat die Initiative &bdquo;SPNV unter Druck – Westfalen-Lippe handelt gemeinsam“ ins Leben gerufen. Damit will der Zweckverband erreichen, dass die Planung, Koordination und Umsetzung von Infrastrukturmaßnahmen verbessert wird – und so verhindern, &bdquo;dass der Nahverkehr im ländlichen Raum abgehängt wird“.

Fördermittel können nicht rechtzeitig abgerufen werden Die Bahn ihrerseits räumt ein, dass das Netz &bdquo; zu voll, zu alt und zu störanfällig“ sei. Das habe Auswirkungen auf den Zugbetrieb und somit auf die Fahrgäste. &bdquo;Die Sanierung der Infrastruktur ist daher eine wichtige Voraussetzung, um im Eisenbahnbetrieb Qualität und Stabilität zu verbessern.“ In Westfalen habe die DB zuletzt wichtige Projekte erfolgreich abgeschlossen oder liege bei diesen im Plan: &bdquo;Dazu zählen unter anderem der Neubau des Paderborner Hauptbahnhofs oder die laufende Erneuerung der Eisenbahnbrücke Sophienstraße in Herford.“

Außerdem sei die wichtige Verbindung zwischen dem Ruhrgebiet und Hannover im Herbst 2024 erneuert worden: &bdquo;Auf der Rennstrecke wurden gleichzeitig Gleise und Eisenbahnbrücken modernisiert. Allein in diese Maßnahme hat die DB vor einem Jahr rund 90 Millionen Euro investiert.“ Darüber hinaus gebe es eine Reihe modernisierter Bahnhöfe im ländlichen Raum wie in Kirchlengern, Scherfede, Leopoldstal, Billerbeck oder Sylbach.

Diese Maßnahmen in OWL stocken Auffermann kontert, dass bereits baureife Maßnahmen am Paderborner Hauptbahnhof nicht umgesetzt werden können, da die Strecke in den kommenden Jahren als Umleitungsstrecke fungiere, während woanders Korridore saniert werden.

Zu scheitern drohe laut NWL auch die Realisierung von Überleitstellen von der Personen- zur Güterbahn im Bereich des Bahnhofs Isselhorst-Avenwedde (Kreis Gütersloh) . Diese würden es ermöglichen, Regionalbahnen auf der Güterbahn fahren zu lassen.

Die Modernisierung des Bahnhofs Brake bei Bielefeld fuße zudem auf einem Programm, das 2027 auslaufe. Es gebe keine genehmigten Sperrpausen, in denen die Modernisierung bis dahin durchgeführt werden könne. &bdquo;Das Projekt droht zu scheitern, wenn keine Verlängerung des Programms gegeben wird.“ Täglich nutzten etwa 1.100 Reisende die Station, Tendenz steigend.

Ein bauliches Ärgernis gibt es laut NWL auch auf der Sennebahn (Bielefeld – Paderborn) . Eine Langsamfahrstelle beim Bahnübergang Fechterweg bremse bei jeder Zugfahrt. Ein Baurecht zur Beseitigung des Missstandes liege vor. &bdquo;Die DB möchte aber erst 2030 in die Umsetzung.“

Planung für Halbstundentakt beim Haller Willem stockt Der Umbau des Bahnhofs Horn-Bad Meinberg hänge seit mindestens drei Jahren in der Vorplanung.

Die Planungen für einen durchgehenden Halbstundentakt beim Haller Willem (Bielefeld-Halle/Westf.-Osnabrück) stocken, &bdquo;da die DB keine Planungskapazitäten hat“. Die Verkehrsbetriebe Landkreis Osnabrück als Pächter des Nordabschnitts hätten angeboten, die Planung auch für den DB-Anteil zu übernehmen. &bdquo;Die DB äußert sich zu dem Vorschlag leider bislang nicht“, bedauert der NWL.

Der Verkehrsverbund spricht sich zudem dafür aus, einen Teil des Aus- und Neubauprojekts auf der Strecke Bielefeld-Hannover vorzeitig zu realisieren: den Ausbau des Bielefelder Hauptbahnhofs um zwei weitere Gleise. Dies würde, so der NWL, &bdquo;kurzfristig den Betrieb deutlich stabilisieren“.

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