Antisemitismus-Vorfall an der Uni Bielefeld: Rektorin droht Störern mit Konsequenzen

Bielefeld. Angelika Epple, die Rektorin der Universität Bielefeld, hat mit einer scharfen Mahnung auf die erhebliche Störung einer Veranstaltung reagiert, die am Montagabend in einem Hörsaal der Uni über &bdquo;akademischen Antisemitismus“ informieren wollte. &bdquo;Wer in solch massiver Form wie am Montag vorsätzlich Veranstaltungen stört, der sorgt für Ängste bei Veranstaltern, Veranstalterinnen und Gästen. Dies ist nicht akzeptabel und wird von der Universitätsleitung auch nicht geduldet“, erklärte Epple in einer öffentlichen Stellungnahme. &bdquo;Wir prüfen in jedem Fall mögliche Konsequenzen.“

Andreas Stahl, der Leiter der zentralen Beratungsstelle gegen Antisemitismus an Hochschulen in NRW, hatte am Montag auf Einladung von Gruppen wie dem &bdquo;Bündnis gegen Antisemitismus Bielefeld“ über die Konfliktlage gesprochen. Dabei war es nach Informationen von mehreren Teilnehmern schon zu Beginn zu heftigen Störungen durch Zwischenrufe und Lärm gekommen.

Antisemitischer Zwischenfall an der Uni: &bdquo;Es war bedrohlich“

Die Veranstalter zählten mehr als 15 Störer und Störerinnen, die von Beobachtern ganz verschiedenen propalästinensischen Gruppen zugeordnet wurden. Der wegen des kontroversen Themas schon vorab informierte Sicherheitsdienst sprach im Verlauf des Abends zunächst Ermahnungen und dann Platzverweise gegen einzelne Anwesende aus – und am Ende wurde die Polizei gerufen.

&bdquo;Streiten Sie – und halten Sie sich an die Regeln“ Ein Sprecher des Bielefelder Polizeipräsidiums bestätigte den Einsatz und teilte dazu mit, die Polizei sei gegen 19 Uhr darüber informiert worden, dass etwa 20 Personen die Veranstaltung in der Universität verbal störten. &bdquo;Beim Eintreffen waren nur noch fünf Personen vor Ort. Vier verhielten sich ruhig und durften im Hörsaal bleiben, eine Person wurde der Universität verwiesen.“ Es seien keine strafbaren Handlungen festgestellt und keine Ermittlungen eingeleitet worden. Nach Angaben von Seiten der Veranstalter hatten die meisten Störer den Saal kurz vor Eintreffen der Einsatzkräfte verlassen.

Rektorin Epple erklärte, sie könne nicht beurteilen, ob es an dem Abend zu strafrechtlich relevanten antisemitischen Äußerungen und Handlungen kam – dies zu klären sei Aufgabe der Polizei. Allgemein habe sich die Sicherheitslage von Juden und Jüdinnen in Deutschland in den vergangenen beiden Jahren aber dramatisch verschlechtert: &bdquo;Jeglicher Antisemitismus darf an unserer Universität keinen Platz haben“, betonte sie. &bdquo;Diskutieren und streiten Sie“, ermuntert Sie die Gäste der Uni, aber &bdquo;halten Sie sich an die Regeln des respektvollen Miteinanders.“

Michael Gugat, der neue Gemeindemanager der Jüdischen Gemeinde in Bielefeld, erklärte, Zwischenrufe müssten in Veranstaltungen erlaubt sein. Auch Proteste seien grundsätzlich legitim, sagte Gugat, doch &bdquo;es gibt auch Grenzen“. Für die &bdquo;Lokaldemokraten“ sitzt Gugat im neugewählten Stadtrat, und er macht klar, dass er im demokratischen Diskurs nicht übertrieben zimperlich sein will. Doch seit dem Hamas-Überfall auf Israel gebe es zunehmend antisemitische Vorfälle in Deutschland, und wie in anderen Städten seien auch in Bielefeld gewalttätige Angriffe denkbar. Um auch weiterhin Veranstaltungen zu Konflikt-Themen zu ermöglichen und keinesfalls darauf zu verzichten, müsse die Leitung der Universität mit den Veranstaltern darüber sprechen, wie Gewalt zu verhindern und die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten ist.

Von Seiten der propalästinensischen Störer und Störerinnen gibt es bisher kaum Stellungnahmen. Die vom &bdquo;Bündnis gegen Antisemitismus“ unter den Teilnehmern identifizierte Gruppierung &bdquo;Einheit Bielefeld“ äußerte sich in einem Instagram-Post: Der Vortrag von Andreas Stahl sei ebenso unwissenschaftlich gewesen wie die Vorwürfe des Antisemitismus, heißt es da. Von den Störern werde (durch die &bdquo;zionistischen Vortragenden“) ein Bild gezeichnet, das &bdquo;die beteiligten Gruppen diffamieren soll“, so wird beklagt.

Antisemitismus-Vorfall an der Uni Bielefeld: Rektorin droht Störern mit Konsequenzen

Antisemitischer Zwischenfall an der Bielefelder Universität: „Es war bedrohlich“

Hoffnung für OWL-Hochschulen: Land NRW streicht weniger Geld als geplant

Klage gegen Hochschule - Teilerfolg für jüdischen Studenten

Flucht vor Trump: US-Forscher suchen neue Heimat auch an OWL-Unis

Hochschul-Präsidentin: Aktivisten ging es um Zerstörung

Uni Bielefeld fördert Wissenschaftlerkarrieren jetzt mit neuem Institut

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus