„Reibekuchen-Lady“ ist Kult auf dem Weihnachtsmarkt in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Herzhaft beißt die Kundin in das letzte Stückchen Reibekuchen, wischt sich die fettigen Finger an der Serviette ab und ist voll des Lobes: &bdquo;Super. Wie bei Mama“, sagt sie. Ursula Parpalioni strahlt über das ganze Gesicht. &bdquo;Danke“, sagt sie bescheiden. Obwohl das Lob runtergeht wie Öl. In eben diesem brutzeln vor ihrer Nase gerade die Reibekuchen. Die brät sie inzwischen im 43. Jahr auf dem Bad Oeynhausener Weihnachtsmarkt. &bdquo;Ich bin Kult“, sagt die 70-Jährige und lacht.

Zeit für ein Interview? Hat Ursula Parpalioni eigentlich nicht. &bdquo;Am besten nach dem Mittagsgeschäft“, sagt sie. Doch auch dann ist es am Reibekuchen-Stand nie leer. &bdquo;Die wissen alle, dass die Zeitung heute hier ist“, ulkt die Chefin an der Pfanne. Mit fachmännischem Blick erkennt Parpalioni dagegen ganz genau, wann die Reibekuchen vor ihr bereit zum Wenden oder gar fertig sind. Und auch die Menge, die sie mit einem großen Löffel ins heiße Fett gibt, ist perfektes Augenmaß.

Ursula Parpalionis Schwiegermutter war damals die erste, die als Beschickerin auf dem Bad Oeynhausener Weihnachtsmarkt stand. &bdquo;Sie hat Waffeln gebacken. Bis letztes Jahr.“ In diesem Jahr habe sie den Waffelstand am Schweinebrunnen aus Altersgründen aufgegeben. &bdquo;Sie ist 91 – da reicht’s dann auch mal.“ Und weil die Schwiegermama in der Kurstadt rundum zufrieden war und noch weitere Standbetreiber gesucht wurden, bewarben sich Ursula und Ehemann Carlo ebenfalls. Sind sie den Rest des Jahres als Schausteller zwischen Ibbenbüren, Rheine und Steinfurt unterwegs und bieten Fleisch vom Schwenkgrill an, setzten sie in der Weihnachtszeit in Bad Oeynhausen ausschließlich auf Reibekuchen.

Glühweinbuden nebenan sind optimal Die ersten fünf Jahre in Bad Oeynhausen seien schwer gewesen, erinnert sie sich. &bdquo;Ich bin mit den Menschen nicht klargekommen. Die waren so versnobt unterwegs.“ Doch Ursula Parpalioni gab nicht auf. &bdquo;Seitdem kämme ich mir morgens die Haare auf den Zähnen, bevor ich in die Bude gehe“, sagt sie mit einem Lachen. Nein, so schlimm sei es gar nicht. Mittlerweile habe sie die Bad Oeynhausener ins Herz geschlossen.

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&bdquo;Ich bin inzwischen am neunten Standort auf dem Weihnachtsmarkt“, berichtet die 70-Jährige. Ganz zu Anfang habe sie an der Ecke Paul-Baehr-Straße/Viktoriastraße gestanden. &bdquo;Bei Ilse Lang vor der Tür.“ Der beste Standort sei der in der oberen Klosterstraße gewesen. &bdquo;Es gab immer wieder Beschwerden wegen Geruchsbelästigung, deshalb wurde ich immer wieder umgesiedelt.“ Mittlerweile steht Parpalioni in der Portastraße, direkt gegenüber der ehemaligen Deutschen Bank. &bdquo;Hier gefällt’s mir aber auch.“ Zumal zwei Glühweinstände in der Nähe stehen: &bdquo;Das ist schon die halbe Miete.“

Während Ursula Parpalioni erzählt, scherzt sie immer wieder mit den Kunden, nimmt Bestellungen entgegen und brät ihre Reibekuchen auf den Punkt. &bdquo;Die sind die beste Unterlage für Glühwein“, ist sie überzeugt. Trotzdem weiß sie, dass jeder zweite Besucher des Weihnachtsmarktes Bratwurst isst und nur jeder zehnte Reibekuchen. &bdquo;Aber ich habe im Laufe der Jahre viele Stammkunden gewonnen“, sagt sie. &bdquo;Ich reife also mit Kundschaft“, sagt sie augenzwinkernd. &bdquo;Ich freue mich dann jedes Jahr, dass sie alle noch leben.“

Wenn nicht gerade Stoßzeit ist, müssen die Kunden auch schon mal ein Minütchen warten, weil Parpalioni dann nur wenige Reibekuchen in der Pfanne brutzeln lässt. &bdquo;Ich hoffe, es fährt kein Bus“, sagt Parpalioni dann. Gerade morgens seien die Senioren unterwegs, die sich nach dem Arztbesuch Reibekuchen für daheim mitnehmen. Und die hätten es oft eilig. Wenn dann doch mal einer nörgelt, weil’s zu lange dauert, hat die 70-Jährige immer einen Spruch parat. &bdquo;Dann gibt’s ’ne Ansage“, sagt sie schmunzelnd.

&bdquo;Am liebsten esse ich Reibekuchen auf Graubrot“ Nahezu 43 Jahre im Reibekuchen-Stand – kann man die fettigen Kartoffelprodukte dann überhaupt noch sehen? &bdquo;Sicher. Am liebsten esse ich sie auf Graubrot. Außerdem rieche ich ja auch wie einer, wenn ich hier rauskomme.“ Früher, da habe sie nach Budenschluss einfach die Schürze abgenommen und sich ins Getümmel im Rodeo gestürzt. &bdquo;Da hatte ich immer Platz“, erinnert sie sich lachend.

Die Menge Öl, die in ihrer Pfanne vor sich hin brutzelt, brauchen gute Reibekuchen auch. Sie müssen schwimmen. &bdquo;Fettsparend mit drei Tropfen Öl wird das nichts“, winkt die gebürtige Herforderin ab. Eifriges Nicken im Kundenkreis. &bdquo;Die müssen fettig sein – sonst schmecken sie nicht“, sagt eine Kundin. Während die andere ein hohes Lob ausspricht: &bdquo;Von den Dingern werden Sie süchtig.“

Inzwischen steht Ursula Parpalioni ohne Ehemann Carlo in der Bude, er musste aus Krankheitsgründen aufhören. Und auch der Chefin selbst ging es zwischendurch gesundheitlich schlecht. &bdquo;Aber ich bin wieder fit“, bilanziert sie. Zusammen mit Aushilfe Thomas Zimmermann bedient sie in der Kurstadt die Kunden. &bdquo;Noch bleibe ich den Oeynhausenern erhalten“, verspricht die 70-Jährige. &bdquo;Aber wenn ich mal nicht mehr kann, setze ich auf meinen Sohn. Der soll das hier weitermachen. Auch wenn andere schon scharf auf meinen Platz sind.“

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