
Bad Lippspringe (red). Schlimmer Fall von sexuellem Missbrauch in einer Bad Lippspringer Klinik: Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstagmorgen bekanntgaben, wird gegen einen 27-jährigen Krankenpfleger aus dem Kreis Höxter ermittelt. Er steht im Verdacht, in mehreren Fällen ältere Pflegepatientinnen der Klinik sexuell missbraucht zu haben.
Ende Dezember 2010 ging bei der Polizei eine Anzeige der Pflegeleitung ein, bei der es um den Missbrauch an einer 72-jährigen Patientin ging. Verdächtigt wurde der 27-jährige Pfleger, der die Tat in seinem Nachtdienst verübt haben soll. Der Mann war nach Ermittlerangaben schon einmal auffällig geworden: Während seiner Ausbildung in einer Klinik im Hochsauerlandkreis soll es zu ersten Übergriffen gekommen sein.
Zur Anzeige gegen den nicht vorbestraften Verdächtigen sei es nur gekommen, weil sich das letzte Opfer einer Angehörigen offenbart habe, heißt es in der Pressemitteilung.
Freiwillig zur Polizei
Gegen den Pfleger, den Zeugen laut Polizei als unauffällig beschrieben, wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. In seiner ersten Vernehmung leugnete er die Tat zunächst, nach Neujahr sei er jedoch freiwillig zur Polizei gekommen und habe ein erstes Geständnis abgelegt. Neben der angezeigten Tat räumte er laut Polizei zwei weitere sexuelle Missbräuche des Opfers ein.
Der verheiratete Familienvater wurde umgehend aus dem Pflegedienst in der Klinik entlassen, blieb aber zunächst auf freien Fuß. Nachdem die Beamten bei den Ermittlungen auf weitere Verdachtsfälle stießen, erwirkte die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl gegen den Beschuldigten. Am Montag vergangener Woche wurde der Mann festgenommen. In einer erneuten Vernehmung habe er ein "umfangreiches Geständnis" abgelegt, heißt es von den Ermittlern.
Derzeit gehen sie von sieben "widerstandunfähigen Opfern" aus. Es werden Fälle untersucht, die bis ins Jahr 2002 zurückreichen. Einige der pflegebedürftigen, unter Demenz leidenden oder im Wachkoma liegenden Frauen sollen mehrfach missbraucht worden sein. Ein Teil der missbrauchten Frauen im Alter von 72 bis 98 Jahren ist bereits verstorben.
Opfer konnten sich meist nicht offenbaren
Nach ersten Erkenntnissen von Polizei und Staatsanwaltschaft hatte der Verdächtige Situationen ausgenutzt, in denen er eine Entdeckung seiner Taten ausschließen konnte. Besonders hinterhältig: Ihm war bewusst, dass sich seine Opfer aufgrund ihres Krankheitsbildes meist nicht offenbaren konnten.Die Ermittlungsakten der Polizei wurden am Dienstag an die Staatsanwaltschaft Paderborn zur Entscheidung über eine Anklage wegen sexuellen Missbrauchs Widerstandunfähiger weitergeleitet.