
Herford. Herzen als Liebesbeweis in Baumrinden oder Parkbänke ritzen - das war gestern. Heute sind es kleine Vorhängeschlösser, die als Liebesbeweise die Geländer bekannter Brücken zieren. Nicht nur in den europäischen Metropolen gehören die kleinen Schlösser schon zum Stadtbild - auch in der Werrestadt folgen die ersten Verliebten diesem Trend.
Aus Messing, leuchtend gold oder feuerrot sind die kleinen Vorhängeschlösser, die am Geländer der Hertabrücke hängen. Es sind die Liebesbeweise von 30 Pärchen. Individuell gestaltet sind die Schlösser, die mit Gravuren versehen oder mit Filzstift beschriftet sind. Herzen umrahmen auf so manchem Schloss die Namen oder die Initialen der Verliebten.
Bolzenschneider gegen Schlösser
In Deutschland wurden 2008 die ersten Schlösser an der Hohenzollern-Brücke in Köln entdeckt. Geschätzte 40.000 Paare haben sich hier mittlerweile verewigt. Kritisch wurden die kleinen Liebesbekundungen in deutschen Städten diskutiert. Während sich in Köln die Liebesschlösser zu einer echten Touristenattraktion entwickelt haben, kennt das Ordnungsamt in Berlin kein Pardon. Mit dem Bolzenschneider rücken die Verantwortlichen an und entfernen die Schlösser.
Eine Maßnahme, die verliebte Paare in Herford nicht befürchten müssen. Die Stadt ist Eigentümer der Brücke und die Verantwortlichen wissen von dem neuen Trend verliebter Pärchen. "Ich halte nicht viel von diesem Brauch, aber abkneifen lassen werden wir die Schlösser vorerst nicht", sagt Martin Schöckinghoff, zuständig für den Bereich Brücken-Unterhaltung.
Brauch aus Italien

Der Ursprung dieses Brauches wird in Italien vermutet. Die Absolventen der Sanitätsakademie San Giorgio in Florenz sollen die Urheber sein. Die Schlösser ihrer Spinde befestigten die Studierenden nach bestandener Abschlussprüfung an einer langen Kette, die sich um eine Laterne auf der Milvischen Brücke in Rom wickelt. Den Schlüssel warfen sie in den Tiber und besiegelten damit das Ende ihrer Studienzeit. Zu einem echten Trend entwickelte sich das Ritual dann durch den Bestseller-Roman "Ich steh auf Dich" des italienischen Schriftstellers Federico Moccia. Die Protagonisten, Step und Babi, schwören sich ewige Treue, befestigen ein Schloss an der römischen Brücke - und werfen den Schlüssel in den Tiber.
Verliebte übernahmen den Brauch und befestigten ihre "Lucchetti damore" (Liebesschlösser) an der Laterne. 2007 wurde der Brauch in Rom verboten, nachdem eine Laterne durch das Gewicht der Schlösser umknickte. Alternativ wurden Pfosten aufgestellt. An den Stahlketten, die zwischen den Pfeilern hängen, können Paare hier nun ihren Liebesbeweis anbringen.
In Herford halten sich die Schäden, die durch die Vorhängeschlösser verursacht werden können, noch in Grenzen. "Am Geländer entstehen nach einiger Zeit Rostfahnen. Stellen wir irgendwann vermehrt solche Schäden fest, müssen wir reagieren", erklärt Schöckinghoff. Bis dahin können sich Paare, die bis über beide Ohren verliebt sind, weiter an dem Brauch erfreuen.