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Haftpflicht wird ab 2013 für viele Autofahrer teurer

Versicherer arbeiten mit neuen Typklassen

VON ANDREA FRÜHAUF

Haftpflicht wird für viele Autofahrer teurer - © OWL
Haftpflicht wird für viele Autofahrer teurer (© OWL)

Detmold. Viele Autobesitzer müssen zum Jahreswechsel höhere Beiträge für die Kfz-Versicherung bezahlen. Rund die Hälfte der bundesweit zugelassenen Fahrzeuge wird 2013 in neue Typklassen umgestuft, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ankündigte. Dabei spielen erstmals das Alter des Versicherungsnehmers und das der jüngsten Fahrzeugnutzer, die als besondere Risikogruppe gelten, eine Rolle.

Dies sei eine Frage der Gerechtigkeit, erläuterte eine GDV-Sprecherin die Gründe. Junge Männer, die alte Autos mit viel PS bevorzugten, verursachten im Schnitt mehr Schäden als ältere Autofahrer, die ihre alten Schätzchen wenig nutzten und auch den Enkel nicht ans Steuer ließen.

In der Kfz-Haftpflichtversicherung werden laut dem Verband rund 55 Prozent der umgestuften Fahrzeuge eine Klasse höher eingestuft, womit der Beitrag für den Versicherungsnehmer steigt. Der BMW 335i (225 kW) zum Beispiel rückt demnach gleich um drei Stufen hoch, ebenso der Mazda 3 (110 kW). Rund 36 Prozent der umgestuften Fahrzeugtypen würden dagegen eine Klasse niedriger eingestuft. Zudem werden in der Typklassenstatistik – sie spiegelt die Schadens- und Unfallbilanzen in Deutschland wider – jetzt auch die Jahre stärker berücksichtigt, die ein Autofahrer unfallfrei fährt. Bislang endete die Staffel bei 25 unfallfreien Jahren. Die Staffelung wurde laut GDV nun auf 35 Jahre erweitert.

Erstmals spielen auch das Alter des Versicherungsnehmers und das des jüngsten Fahrzeugsnutzer eine Rolle bei den Versicherungen. - © FOTO: DPA
Erstmals spielen auch das Alter des Versicherungsnehmers und das des jüngsten Fahrzeugsnutzer eine Rolle bei den Versicherungen. (© FOTO: DPA)

In der Vollkaskoversicherung sind insgesamt knapp 45 Prozent der Fahrzeuge von Umstufungen betroffen. Für rund 32 Prozent der betroffenen Fahrzeuge geht es eine Klasse rauf und für rund 59 Prozent geht es eine Klasse runter. Der Opel- Astra-Sportstourer 1.4 T (103 kW) wird gleich acht Klassen hochgestuft. Der Ford Grand C-Max 1.6 (77 kW) rückt vier Klassen nach oben. Billiger wird es für Halter des Kia Sportage 2.0 – mit 120 kW rutscht er immerhin um vier Klassen nach unten.

In der Teilkaskoversicherung ändern sich bei mehr als der Hälfte der Fahrzeuge (52 Prozent) die Typklassen. Bei 24 Prozent davon geht es eine oder mehr Klassen nach oben, bei 76 Prozent nach unten. So wird der VW Touareg (230 kW) drei Klassen herabgestuft – Gleiches gilt für den Seat Ibiza 1.9 (47 kW). Der VW Polo 1.2 mit 51 kW wird dagegen teurer und rückt drei Klassen hoch. Der Honda CR-V 2.0 mit 110 kW wird gar um vier Klassen hochgestuft.

Auch die Regionalklasse ändert sich in der Haftpflichtversicherung für rund 30 Prozent der Pkw. Im ungünstigsten Fall erhöhen die Neueinstufungen die Kfz-Versicherung um bis zu 500 Euro, ergab eine Analyse des Internetportals Check24.de. Zahlreiche Kfz-Versicherer differenzierten bei der Prämienberechnung bis auf Postleitzahlenebene. Das führe dazu, dass es innerhalb einer langen Straße mit verschiedenen Postleitzahlen hohe Preisunterschiede geben könne – an der Elbchaussee in Hamburg bis zu 161 Euro jährlich.

Nach Angaben des Kfz-Versicherers HUK-Coburg ist die Schadenssituation in der Branche angespannt, weil die Ausgaben für Schäden die Beitragseinnahmen überstiegen. 2011 schrieb der Versicherer deshalb einen "technischen Verlust". 2012 erhöhte er die Beiträge im Schnitt um acht Prozent. Mehr lasse der harte Wettbewerb in der Branche nicht zu.

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