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Razzia bei Tönnies-Berater Schnusenberg

Ex-Schalke-Präsident auch im Visier der Steuerfahnder

VON ANDREA FRÜHAUF

Razzia bei Tönnies-Berater

Josef Schnusenberg - © Rheda-Wiedenbrück
Razzia bei Tönnies-Berater Josef Schnusenberg (© Rheda-Wiedenbrück)

Rheda-Wiedenbrück. Steuerfahnder haben nicht nur Büros und Privaträume des Fleischunternehmers Clemens Tönnies wegen möglicher Steuerhinterziehung durchsucht. Auch der prominente Steuerexperte Josef Schnusenberg, dessen Steuerberatungsgesellschaft Schnusenberg-Noll GmbH in einem schmucken Bauernhaus in Rheda-Wiedenbrück residiert, wurde von der Justiz aufgesucht.

Schnusenberg, der gestern nicht zu erreichen war und sich im Urlaub befinden soll, ist mit Tönnies gut befreundet. Beide wohnen nicht nur im selben Städtchen. Auch der FC Schalke 04, dessen Aufsichtsratschef Tönnies heute ist, hat die Fußballfreunde oft zusammengeführt. Schnusenberg war von 1994 bis 2007 Finanzvorstand, dann bis zu seiner Entmachtung (2010) Präsident der "Königsblauen". Doch mit dem Fußballclub haben die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft Bielefeld nichts zu tun.

Die Spur führt vielmehr ins Steuerparadies Liechtenstein. Der 56-jährige Fleischfabrikant wird verdächtigt, dort über zwei Stiftungen Einkommenssteuern hinterzogen zu haben, wie Oberstaatsanwalt Klaus Pollmann, Sprecher der Schwerpunktabteilung zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld, bestätigte. Schnusenberg, so die Vermutung, könnte Tönnies dabei geholfen haben. Der 71jährige Steuerexperte war 1994 nach dem Tod des damaligen Unternehmenschefs Bernd Tönnies (Bruder von Clemens Tönnies) Generalbevollmächtigter der B. & C. Tönnies Fleischwerk GmbH geworden, bekam dort ein eigenes Büro.

Der SchalkerEx-Präsident Josef Schnusenberg (l.) und Clemens Tönnies. - © FOTO: DPA
Der SchalkerEx-Präsident Josef Schnusenberg (l.) und Clemens Tönnies. (© FOTO: DPA)

Der ausgewiesene Steuerfachmann, der von 1964 bis 1966 bei der Finanzverwaltung NRW und vorher an der Landesfinanzakademie gearbeitet hat, wurde von Tönnies damals auch als Testamentsvollstrecker eingesetzt. Noch heute ist er ein wichtiger Berater des Hauses.

Tönnies-Sprecher Markus Eicher bestätigte, dass die beiden Stiftungen "Gafluna" und "Overseas" in Liechtenstein zum Konzern gehören. "Doch wurden sie 1988 vom Bruder Bernd Tönnies, dem Vater des Neffen Robert, gegründet." Clemens Tönnies habe ihnen keine große Aufmerksamkeit geschenkt. "Das wurde aber in diesem Jahr korrigiert und aus Sicht des Unternehmens die relevanten Informationen dazu an die zuständigen Stellen gegeben." Eicher zeigte sich daher über die Razzia überrascht. Tönnies werde wie in der Vergangenheit mit den Behörden kooperieren. Laut SZ geht es in Liechtenstein zudem um den Firmenmantel "Orgaplan".

Ein Strafverfahren gegen Tönnies wegen Falschetikettierung von Hackfleisch war 2011 vom Essener Landgericht gegen eine Geldauflage in Millionenhöhe eingestellt worden. In Akten dieses Verfahrens fand die Staatsanwaltschaft Bielefeld Anhaltspunkte für ihre heutigen Vorwürfe gegen den Unternehmer. Auch gegen Schnusenberg, der bereits 2003 als Schalke-Finanzvorstand im Visier der Steuerfahnder stand, wurden in Essen die Ermittlungen eingestellt.

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