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Neuhäuser Familie nimmt behindertes Baby als Pflegekind auf

Eine Sache der Einstellung

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Eine so hohe fachliche Qualifikation wie die von Tatjana Kinas sei allerdings keine zwingende Voraussetzung, um ein behindertes Pflegekind gut versorgen zu können. "Jedes Kind profitiert von einer festen Bindung zu einer klaren Bezugsperson", weiß der Bethel-Mitarbeiter. Wichtig sei, dass sich alle in der neuen Familie, auch die Geschwister, darauf einlassen könnten.

Der Betheler Fachdienst unterstützt die Familien intensiv und dauerhaft, auch in akuten Krisen oder Notfällen. Dafür gibt es eine Rund-um-die-Uhr-Rufbereitschaft an 365 Tagen im Jahr. Außerdem helfen die Mitarbeiter den Eltern bei der Organisation von regelmäßigen kinderfreien Zeiten als Erholungspausen. Bevor es zu einer Vermittlung kommt, prüfen die Fachberater von Bethel gemeinsam mit den jeweils zuständigen Jugendämtern die Bewerber. Vorzulegen sind ein erweitertes Führungszeugnis, eine Schufa-Auskunft und Gesundheitszeugnisse. Das letzte Wort hat das Amt. Die Pflegefamilien werden finanziell unterstützt und erhalten Betreuungsgeld, Pflegegeld sowie zusätzliche Betreuungsleistungen.

Die Idee, ein Pflegekind aufzunehmen, kam dem Ehepaar Kinas bei einer Bibelmission in der Ukraine: "Wir haben dort Kinderheime besucht, und ich habe die Kinder dort gesehen. Sie verlangten nach Liebe und einem Zuhause", sagt Alexander Kinas. Er ist überzeugt: "Gerade kranke und behinderte Kinder brauchen Geborgenheit und Zuwendung." Vor Kurzem erhielt die Familie eine gute Nachricht: Lea darf unbefristet bei ihnen bleiben.


"Mit Gottes Hilfe
werden wir es schaffen"
Das fünfmonatige Mädchen wiegt inzwischen 3.500 Gramm. Es gibt Anzeichen für eine Epilepsie, aber dank einer guten medikamentösen Einstellung ist Lea momentan anfallsfrei. Allerdings bestehen weitere hirnorganische und motorische Auffälligkeiten, die jetzt therapeutisch behandelt werden. Regelmäßig werden EEG-Untersuchungen gemacht, zudem müssen bei Lea auch zu Hause Atmung, Sauerstoffsättigung und Herzschlag überwacht werden. "Der Alarm geht bis zu 20 mal pro Nacht", sagt Alexander Kinas und streichelt Lea über den Kopf. "Unsere Kleine vergisst leider manchmal zu atmen." Trotzdem ist der 44-Jährige voller Zuversicht: "Mit Gottes Hilfe werden wir es schaffen."

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