Minden (mt). Dieses Konzert war völkerverbindend: Lipper, Ostwestfalen, Düsseldorfer und sogar Kölner feierten am Samstagabend gemeinsam mit den Toten Hosen in Minden. Für viele Besucher war es der erste Abstecher in die Weserstadt. Weh getan hat es offenbar nicht: Schon um 17.30 Uhr, als die erste Band die Bühne betrat, war es auf Kanzlers Weide rappelvoll. Bis 20 Uhr strömten stetig weiter Menschen auf das Gelände, das von zahlreichen Sicherheitskräften bewacht wurde.
Die Mischung auf Kanzlers Weide war bunt: Neulinge und alte Hosen-Hasen tummelten sich auf dem rechten Weserufer, auf Picknickdecken warteten sie auf den Beginn - das Ganze erinnerte an ein Festival. Viele kamen offenbar auch allein deshalb, um das erste Konzert auf Kanzlers Weide seit 2004 zu würdigen. "Wir waren das letzte Mal bei Pur hier", meinten Dieter (66) und Erika (58) aus Detmold. Auf einem Hosen-Konzert seien sie noch nicht gewesen. "Das hat sich noch nicht ergeben. Aber jetzt waren sie ja in der Nähe."
Ganz anders war das bei Kerstin Wiese aus Düsseldorf. Die 34-Jährige hat schon rund 500 Konzerte von Campino und Co. besucht. Ihre Urlaubsplanung richtet der Hardcore-Fan nach dem Tourplan, erst vor Kurzem reiste sie der Band nach Buenos Aires nach. Minden war die 15. Station in diesem Jahr. Hier wollte sie ihre neunjährige Nichte in die Hosen-Manie einführen - so wie es ihr Vater 1988 mit ihr gemacht hatte. Die Zeit bis zum Auftritt verbrachte sie mit Kartenspielen auf der Wiese.
Sebastian Dietrich (28) und Jannik Doktorowski (26) aus Münster und Bielefeld hatten gleich ihren halben Hausstand dabei. Mit Schlafsack, Büchern, Regenhose und großem Rucksack bewaffnet, zogen sie über das Gelände. "Wir wollten die Sachen eigentlich im Auto lassen, haben unseren Fahrer aber verloren", sagte Dietrich. Das Handynetz war schon gegen 17 Uhr zum Erliegen gekommen. Die Festival-Fans hielten sich deshalb in der Nähe des Bier- und Merchandise-Standes auf. "Ich habe mir beim X-Festival in Herford den Daumen gebrochen, deswegen muss ich heute aufpassen", sagte Doktorowski, feiern ging trotzdem.
Die Anreise zum Konzert war zunächst noch ruhig, später fehlten jedoch Parkmöglichkeiten. Weil die 8.000 Parkflächen neben dem Konzertgelände irgendwann voll waren, verwiesen die Ordner die Menschen in die Stadt, das führte zu längeren Wartezeiten und etwas Verwirrung. Am schnellsten waren Simeonsplatz, Schlagde und die Flächen am Kreishaus belegt.
Bei der Abreise gab es vor allem am Bahnhof und auf der Hausberger Straße Probleme. Einige Besucher klagten auch über eine überfüllte Glacisbrücke. Da Fußgänger und Fahrradfahrer über die kleine Brücke geschickt wurden, staute es sich dort zeitweilig enorm. Angeblich gab es aufgrund der Wartezeiten auch Übergriffe auf die Ordnungskräfte. Am Bahnhof regelte die Polizei den Zugang zu den Zügen, um eine Überfüllung der Bahnen zu verhindern. Fahrgäste blieben auf dem Bahnsteig stehen.
Auf dem linken Weserufer waren den ganzen Tag über einige hundert Zaungäste. Viele hatten Stühle, Decken und Getränke mitgebracht, um sich einen schönen Abend zu machen. Zu Ausschreitungen kam es nach bisherigen Erkenntnissen nicht.