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„Monster Energy Supercross 25“ im Test: Ein guter Sprung nach vorn – aber reicht das?

Christian Lund

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Dynamische Rennen in „Monster Energy Supercross 25“: Realistische Streckenbedingungen und beeindruckende Grafik bieten ein intensives Motocross-Erlebnis. - © Milestone
Dynamische Rennen in „Monster Energy Supercross 25“: Realistische Streckenbedingungen und beeindruckende Grafik bieten ein intensives Motocross-Erlebnis. (© Milestone)

Die Welt des Motocross ist laut, dreckig und voller Adrenalin. Seit 2018 versucht die italienische Spieleschmiede Milestone, diese Art von Sport in die Videospiel-Welt zu übertragen. Damals waren wir von der Umsetzung noch nicht so begeistert, fünf Jahre später haben wir eine echte Entwicklung gesehen. Und jetzt, zwei Jahre nach „Monster Energy Supercross 6“, kommt am 10. April 2025 das nächste Spiel der Reihe auf den Markt: „Monster Energy Supercross 25“.

Nach 6 kommt 25, logo. Milestone geht jetzt dazu über, den Titel an die passende Saison zu knüpfen, was auch deshalb logisch ist, weil „Monster Energy Supercross“ nun das offizielle Spiel der Saison ist.

Wir können schon mal verraten, dass die neue Version in vielen Bereichen glänzend ist und die Essenz dieses Extremsports toll einfängt – aber die Frage ist doch: Gelingt Milestone mit „Monster Energy Supercross 25“ der große Sprung, den Fans erwarten? Das haben wir ausgiebig getestet.

Worum geht’s in „Monster Energy Supercross 25“?

Das Stadion ist voll, die Strecke steht bereit, und wir dürfen hier gleich unser Können beweisen. Die Atmosphäre bei den Rennen ist mitreißend! - © Milestone
Das Stadion ist voll, die Strecke steht bereit, und wir dürfen hier gleich unser Können beweisen. Die Atmosphäre bei den Rennen ist mitreißend! (© Milestone)

Erstmals ist das Spiel die offizielle Simulation der Supercross-Weltmeisterschaft 2025. Das Spiel bietet alle Fahrer, Teams und Strecken der aktuellen Saison, sodass wir am eigenen Leib erfahren können, wie es ist, Fahrerin oder Fahrer in dieser Saison zu sein.

Kernstück des Spiels ist erneut der Karrieremodus, in dem wir als aufstrebender Rookie nach und nach versuchen, bis zum Superstar der 450SX-Klasse aufzusteigen. Dazu gehört natürlich nicht nur, die Rennen möglichst zu gewinnen, sondern auch die strategisch richtigen Entscheidungen zu treffen: Welches Team passt zu mir, meinem Fahrstil und meinem Ehrgeiz? Welche Sponsoren bringen mir den größten Vorteil? Und ganz neu in diesem Spiel sind auch die Interaktionen mit Supercross-Managern und -Rivalen wichtig für das Fortkommen.

Technisch setzt Milestone auf die Unreal Engine 5, und das tut dem Spiel wirklich gut. Die Grafik ist im Vergleich zu den Vorgänger-Versionen beeindruckend. Erstmals hatten wir das Gefühl, dynamische Streckenbedingungen zu sehen. Bei Regenfahrten haben wir Regentropfen auf dem Visier und der Schlamm spritzt realistisch nach hinten und zu den Seiten weg – und auch die Kleidung wird zunehmend dreckig. Nach einigen Runden verändern sich die Spurrillen auf der Strecke, und auch die Lichtverhältnisse passen sich an. Das sieht in fast allen Bereichen toll aus.

Was hat uns gefallen?

Das könnte gleich einen heftigen Zusammenstoß geben, wenn der Mann mit der Nummer 73 uns noch näher kommt. - © Milestone
Das könnte gleich einen heftigen Zusammenstoß geben, wenn der Mann mit der Nummer 73 uns noch näher kommt. (© Milestone)

Bei der Frage, was uns gefallen hat, fangen wir deshalb auch mit der Optik an: „Monster Energy Supercross 25“ ist optisch ein ordentlicher Sprung nach vorne gelungen. Die Brillanz, mit der die Strecken nachgebaut sind, die dynamischen Streckenbedingungen, die Spurrillen, der vom Regen schwere, triefende Schlamm, das Feuerwerk, das im Fahrtwind flatternde Trikot. Das alles trägt hervorragend zur Atmosphäre bei.

Auch die Zwischensequenzen müssen wir hervorheben, nicht nur bei der Optik, sondern auch beim Sound. Die Mischung aus cineastisch gut ausgewählten Kamerafahrten vor einem Rennen und die dazu treibende Musik hat uns in diesem Spiel zum ersten Mal richtig gut gefallen. Bei den Vorgängern haben wir die Musik immer mit als erstes ausgestellt in den Einstellungen. Bei „Monster Energy Supercross 25“ aber fühlt es sich motivierend an. Also auch ein Sprung nach vorne.

Genauso sieht’s beim überarbeiteten Karrieremodus aus. Auch der hat sich zu seinem Vorteil entwickelt. Wo die früheren Spiele oft oberflächlich blieben und sich der Karrieremodus eher so anfühlte, als hätten die Entwickler gesagt, „Du, lass uns mal noch einen Karrieremodus einbauen – das macht man jetzt so“, bringt „Monster Energy Supercross 25“ mehr Tiefe ins Spiel. Erstmals werden andere Fahrer jetzt zu Rivalen, reagieren auf unsere Fahrweise und Fans strafen uns für besonders schlechte Ergebnisse ab, indem wir sie als Fans verlieren. Der Ansatz des Spiels ist nicht mehr nur, dass man ein Rennen nach dem anderen gewinnen muss. Stattdessen haben wir das Gefühl, eine richtige Karriere voranzutreiben. Und wir haben in den vergangenen Tagen auch gemerkt, dass das kein Selbstläufer ist, sondern ein echt hartes Geschäft.

Die Menüstruktur ist übersichtlich und einigermaßen aufgeräumt, vor allem aber an keiner Stelle altbacken wirkend; Tutorial weisen uns in vielen Bereichen den Weg und erleichtern auch Motocross-Neulingen den Einstieg. Viele Einstellungsmöglichkeiten zum Gameplay helfen uns, das Spiel auf unsere Anforderungen anzupassen. Wir können nur empfehlen, sehr schnell auf die Pro-Einstellung zu gehen, die die heftigsten Fahrhilfen ausstellt. Denn die Fahrhilfen entpuppen sich in dieser Reihe leider immer wieder als Verlierhilfen.

Kreative Spielerinnen und Spieler werden außerdem die Möglichkeiten lieben, Helme und Motorräder kunstvoll zu verzieren und in die Online-Community hochzuladen. Wir haben da sehr ulkige, aber auch sehr ernsthafte Ergebnisse gesehen. Uns selbst aber ist das nicht so wichtig, wie das, was noch folgt. Leider in der Rubrik, was uns nicht gefallen hat.

Was hat uns nicht gefallen?

So beeindruckend „Monster Energy Supercross 25“ in vielen Bereichen ist, so bleibt es leider an einer zentralen Stelle hinter den Erwartungen zurück, und zwar ausgerechnet beim Gameplay.

Zwar ist die Fahrphysik verbessert worden, aber noch immer fühlt sie sich nicht so präzise an wie bei anderen Rennspielen. Beim Vorgänger haben wir noch geschrieben: „Bei ’Monster Energy Supercross’ und auf hoher See ist man in Gottes Hand.“ Daran hat sich leider nicht viel geändert. Besonders bei Sprüngen, engen Kurven und ganz besonders bei Regenfahrten wirkt das Handling oft unberechenbar. Unsere Stürze sehen dann mitunter auch sehr kurios aus. Für ein Spiel, das sich rühmt, offizielles Videospiel der aktuellen Saison zu sein, und realistische Simulation sein will, ist das eine geradezu enttäuschende Schwäche.

Auch die Balance der KI-Fahrer scheint noch nicht perfekt eingestellt zu sein. Wir können die KI-Schwierigkeit auswählen, und dennoch haben gerade Rivalen irgendwo einen versteckten Gashebel, der aus strunzdummen Fahrern sehr schnell fahrende, strunzdumme Fahrer macht. Oder wir liegen vorne und machen nur einen einzigen Fahrfehler, falten uns in den Schlamm, und das ganze Fahrer-Feld zieht an uns vorbei, über uns drüber, durch uns durch, und niemand von ihnen ist auf der leichtesten KI-Stufe noch einzuholen. Manchmal ist es klug, dass solche Mechanismen verhindern, dass wir zu schnell die Karriereleiter hochsteigen. Aber es birgt auch die Gefahr, dass wir zu schnell zu frustriert sind.

Im Streckeneditor können wir kreativ werden, aber leider ist die Bedienung wenig intuitiv, so dass wir den Bereich lieber großräumig umfahren haben. - © Milestone
Im Streckeneditor können wir kreativ werden, aber leider ist die Bedienung wenig intuitiv, so dass wir den Bereich lieber großräumig umfahren haben. (© Milestone)

Hinzu kommt die Streckenauswahl. Ja, es sind alle offiziellen Strecken enthalten, und wir können auch am Mount Rushmore fahren, aber nach einigen Stunden im Spiel fühlen sich die Strecken doch ganz schön repetitiv an. Ein bisschen mehr Abwechslung neben der Saison wäre wünschenswert.

Wir können im Streckeneditor unsere eigenen Strecken bauen, aber auch der ist nicht besonders selbsterklärend. Es gibt dazu zwar auch ein Tutorial, aber in der Bedienung entpuppt sich der Streckeneditor dann als hakelig und wenig intuitiv. Sehr bedauerlich.

Und am ärgerlichsten sind mal wieder die langen Ladezeiten. Dass Milestone das einfach nicht in den Griff bekommt, ein Spiel zu bauen, das endlich schnell startet, ist nicht zu verstehen. Wieder gibt es zwei Symbole in zwei Bildschirmecken, die uns darauf hinweisen, dass gerade geladen und gespeichert wird. Das ist eine nette Information, aber in Zeiten von optimierten Engines und SSD sollten zu lange Wartezeiten der Vergangenheit angehören. So wirkt es trotz des frischen Designs leider altmodisch und bremst uns aus.

Unser Fazit zu „Monster Energy Supercross 25“

Allzu beherzt sollte man solche Sprünge nicht angehen. Wer die Strecken noch nicht kennt, könnte eine scharfe Kurve überspringen und im Off landen. Dann ist das Rennen gelaufen. - © Milestone
Allzu beherzt sollte man solche Sprünge nicht angehen. Wer die Strecken noch nicht kennt, könnte eine scharfe Kurve überspringen und im Off landen. Dann ist das Rennen gelaufen. (© Milestone)

„Monster Energy Supercross 25“ ist ein ambitioniertes Spiel, und das merken wir in vielen Bereichen. Die Grafik ist toll, die Stimmung in den Stadien ist mitreißend, und die ganze Umgebung wirft und einfach mit Vollgas in die Motocross-Stimmung. Das ist genau so, wie ein Rennspiel sein muss! Der Karrieremodus hat sich zu seinem Vorteil entwickelt, besonders die Rivalität unter den Fahrern bringt frischen Fahrtwind in eine Franchise-Reihe, die lange auf Sparflamme unterwegs war.

Und trotzdem! Trotzdem werden wir das Gefühl nicht los, dass Milestone mit „Monster Energy Supercross“ noch nicht dort angekommen ist, wo es eigentlich sein könnte. Die Schwächen in der Fahrphysik sind leider keine Kleinigkeiten. Sie sind der Kern eines Rennspiels, denn wir wollen nicht nur fantastisch aussehende Strecken, wir wollen auch das Gefühl haben, dass wir unser Gefährt darauf kontrollieren können, ob mit mehr oder weniger Fahrhilfen.

Für große Fans der Reihe oder des Motocross-Sports könnte „Monster Energy Supercross 25“ dennoch ein Pflichtkauf sein, allein schon wegen der offiziellen Lizenz und der tollen Optik. Alle anderen, die nur mal ein wenig Motocross-Luft schnuppern wollen, sollten warten, bis Milestone die gröbsten Unwuchten weggepatcht hat, oder das Geld in ein anderes Rennspiele investieren.

Für uns ist „Monster Energy Supercross 25“ ein solides, ambitioniertes Update einer etablierten Reihe, aber kein Meilenstein. Wie ein Fahrer, der kurz vor dem Ziel vergisst, warum er eigentlich dort unterwegs ist. Und dann nicht auf dem Podium steht. Wir sehen aber auch die Entwicklung, die die Reihe seit 2018 gemacht hat und hoffen, dass dem Spiel mit dem nächsten Teil der richtig große Sprung nach vorne gelingt. Bis dahin bleibt „Monster Energy Supercross 25“ ein Spiel für Motocross-Fans. Aber nicht für alle.

„Monster Energy Supercross 25 – The Official Video Game“ ist ab dem 10. April 2025 für PlayStation 5, Xbox Series X|S und PC erhältlich und kostet rund 70 Euro.

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