Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Games-Kritik

„NASCAR 25“ im Test: iRacing bringt die US-Rennserie realistisch und fordernd zurück

Wer an NASCAR denkt, denkt unweigerlich an röhrende V8-Motoren, einen Mythos amerikanischer Rennkultur, und an die neonfarbenen Helden, die auf High-Speed-Ovalen das Letzte aus ihren Karosserien herausholen. Mit „NASCAR 25“ trauen sich die Simulations-Experten von iRacing an die traditionsreiche Serie, erstmals nach mehr als vier Jahren Pause und mit einer à jour gehaltenen Unreal Engine 5, die nicht nur ein visuelles Upgrade verspricht, sondern den Anspruch erhebt, die authentischste NASCAR-Erfahrung aller Zeiten auf der Konsole zu bieten.

Auf dem Papier ist das ein Hoffnungsschimmer für all jene Fans, die den Arcade-Ausflügen der jüngeren Vergangenheit wenig abgewinnen konnten. „NASCAR 25“ tritt an, die Fan-Lücke zu schließen – mit lasergescannten Strecken, einer All-in-One-Karriere über alle vier Top-Serien und einer Fülle individueller Einstellungen für Auto, KI und Simulationsgrad. Doch wie viel davon bleibt am Ende reines Marketing – und wie viel fühlt sich wirklich verdammt nach echtem NASCAR an?

Das Spiel versteht sich als kompromissloses Rennsimulator-Produkt, will aber auch für Einsteiger und Gelegenheitsspieler zugänglich bleiben. Dieser Spagat ist ein ambitioniertes Unterfangen, denn ob ein High-Skill-Ceiling auch mit Spaß und Flair eingefangen wird, entscheidet sich erst auf dem Asphalt.

Worum geht’s in „NASCAR 25“?

Rasante Action in „NASCAR 25“: Die realistische Simulation von iRacing bringt das US-Rennspektakel packend auf die Konsole. - © iRacing
Rasante Action in „NASCAR 25“: Die realistische Simulation von iRacing bringt das US-Rennspektakel packend auf die Konsole. (© iRacing)

„NASCAR 25“ stellt die Spielerinnen und Spieler in den Mittelpunkt einer Rennfahrerkarriere, die wahlweise bei den Trucks, dem Xfinity-Zirkus, der ARCA Menards Series oder gleich bei den Cup-Stars beginnen kann. Im Karrieremodus geht es um mehr als Siege: Hier werden Verträge verhandelt, Budgets verwaltet und das Team ausgebaut – samt Garage, Crew und Sponsoren.

Die Entscheidungen neben der Strecke beeinflussen Performance und Aufstiegschancen, etwa indem Ressourcen für Reparaturen und Upgrades sinnvoll verteilt werden. Wir haben hier in der ersten Saison nicht gut mit dem Geld gehaushaltet und mussten dadurch schmerzhafte Karriererückschritte überstehen.

Jede Serie bietet eigene Strecken, Fahrzeuge und Fahrdynamik, sodass Anpassungsfähigkeit immer gefragt ist. Wer lieber direkt ins Geschehen eintauchen will, findet in den freien Rennen und Multiplayer-Lobbys ein gutes Angebot, vom schnellen Sprint bis zum vollen 400-Meilen-Marathon mit realistischen Boxenstopps und Reifenverschleiß.

Die Steuerung bleibt variabel – von simplen Setup-Vorgaben bis zur minutiösen Feinjustierung von Fahrhilfen, KI-Stärke und Race-Dynamik. Das Spiel bietet einladende Optionen, die von anfängerfreundlich bis kompromisslos realistisch reichen. Einziger Wermutstropfen: Der sonst so populäre Season-Koop-Modus fehlt aktuell komplett, was den Wettbewerb unter Freunden etwas ausbremst.

Was hat uns gefallen?

Rasante Action auf dem Oval: „NASCAR 25“ beeindruckt mit detailgetreuer Grafik und realistischem Fahrgefühl. - © iRacing
Rasante Action auf dem Oval: „NASCAR 25“ beeindruckt mit detailgetreuer Grafik und realistischem Fahrgefühl. (© iRacing)

Eines muss man „NASCAR 25“ lassen: Wer Rennen liebt und echtes Motorsport-Flair sucht, wird hier fündig. Die tolle Grafik, basierend auf Unreal Engine 5, liefert nicht nur gestochen scharfe Cockpits und Tribünen, sondern setzt die Licht- und Wettereffekte der traditionsreichen Ovale erstaunlich lebhaft in Szene. Die Steuerung auf dem Controller ist erstaunlich präzise und lässt die Boliden realistisch über die Linie tanzen – wer jedoch ein Lenkrad hat, sollte den Controller besser zur Seite legen.

Besonders stark ist das Schadensmodell: Jeder Crash zeigt – physikalisch wie visuell – Konsequenzen. Reparaturen nach dem Rennen werden zur Budgetfrage, was zusätzliche Spannung in das ohnehin anspruchsvolle Managementsystem bringt.

Der individuelle Schwierigkeitsgrad, von Casual bis Expert, sorgt für einen guten Start ins Spiel für Einsteiger wie für Simulationsexperten. Die Fülle an Einstellungsoptionen – von KI-Intelligenz, Konsistenz und Unfallfrequenz bis zur Detailtiefe beim Reifenverschleiß oder der Leistung beim Windschattenfahren – lässt tatsächlich eine nach eigenen Wünschen abgestimmte Rennerfahrung zu.

Auch die Vielfalt der Strecken und die Möglichkeit, sämtliche NASCAR-Serien detailgetreu zu erleben, geben dem Spiel einen Variantenreichtum, der für Genre-Fans und Statistikjunkies sicherlich reizvoll ist.

Pack Racing, vor allem gegen die KI, funktioniert überraschend gut; die Gegner agieren spürbar variabel und machen Überholmanöver, Fehler sowie strategische Boxenstopps zu einem authentischen Wettstreit.

Was hat uns nicht gefallen?

Spannende Renn-Action in „NASCAR 25“: Die realistischen Strecken und dynamischen Fahrzeugbewegungen bringen das Motorsport-Feeling direkt auf den Bildschirm. - © iRacing
Spannende Renn-Action in „NASCAR 25“: Die realistischen Strecken und dynamischen Fahrzeugbewegungen bringen das Motorsport-Feeling direkt auf den Bildschirm. (© iRacing)

So ambitioniert „NASCAR 25“ startet, so deutlich sind leider manche Baustellen geblieben. Die Online-Suite ist für die Langzeitmotivation total mager: Wichtige Features wie ein Saison-Koop oder größere Community-Events fehlen bislang komplett, was das Multiplayer-Racing auf kurze Sessions und Einzelrennen beschränkt.

Die Kommentatorenspur wirkt monoton, Cutscene-Animationen wiederholen sich, und der Teamfunk scheint eher eine One-Voice-Show zu sein, wodurch viel Atmosphäre auf der Strecke bleibt.

Die Bedienung der Menüs ist vielschichtig, jedoch stellenweise unnötig verschachtelt, was den Überblick ausbremst; gerade Einsteiger könnten sich in der Masse von Tabs und Settings schnell verlieren. Hier wäre mehr Ordnung angebracht.

Die technische Performance ist auf der PS5 Pro solide, aber Online kam es bei uns vereinzelt zu kleinen Rucklern, die zwar selten das Rennerlebnis brechen, aber gerade bei intensiven Online-Rennen unseren Fokus gestört haben.

Hinzu kommt ein deutlicher Mangel an Kreativität: „NASCAR 25“ liefert zwar die wichtigsten Basismodi, bleibt jedoch abseits des Simulationskerns überraschend konservativ. Unterhaltung abseits knallharter Racing-Action ist Mangelware! Wer sich Abwechslung, Eigenständigkeit oder neue Ansätze erhofft, könnte enttäuscht werden.

Kompatible Lenkräder und Force Feedback

Zum Start von „NASCAR 25“ war die Unterstützung von Simracing-Lenkrädern ein kontroverses Thema – zu Recht, denn gerade die ambitionierten Spieler der iRacing-Community verbinden ein authentisches NASCAR-Erlebnis mit der Nutzung von echten Force-Feedback-Lenkrädern.

Zu Beginn hakte es jedoch an entscheidender Stelle: Nutzer von populären Geräten (wie dem Thrustmaster T300 RS GT, den wir genutzt haben) berichteten, dass Force Feedback entweder komplett aussetzte, zu schwach abgestimmt war, oder in manchen Situationen sogar vollständig den Dienst verweigerte. Spieler mussten Workarounds nutzen und die Einstellungen mehrfach umstellen, bis das Lenkrad verlässlich Feedback lieferte. Auch wir hatten damit erhebliche Probleme.

Die Entwickler haben jedoch inzwischen nachgebessert. Auf unserer PlayStation 5 erkennt das Spiel das Thrustmaster T300 RS GT inzwischen stabil, und das Force Feedback lässt sich in mehreren Stärkenstufen justieren. Das typische NASCAR-Feeling, etwa das massive Gewicht und die Belastung in der Kurve, werden nun spürbar übertragen, während das „Rütteln“ am Limit der Reifen authentisch wirkt. Trotzdem ist immer noch Luft nach oben.

Unser Fazit zu „NASCAR 25“

„NASCAR 25“ ist das kompetente Comeback eines ehemaligen Genre-Königs, der nach Jahren der Arcade-Experimente endlich wieder ans Steuer der echten NASCAR-Simulation zurückkehrt. Die Vielschichtigkeit des Karriere-Modus und die Möglichkeiten zur Spieltiefenanpassung sind ein Segen für Motorsportfans, und die technische Umsetzung ist in weiten Bereichen überzeugend.

Dennoch verschenkt das Spiel viel Atmosphäre da, wo mit kleinen Details mehr möglich gewesen wäre: Präsentation, Abwechslung und Multiplayer-Innovationen hinken (noch) hinterher. Für Fans des echten NASCAR-Rennsports ist das eine stabile Simulation auf soliden Fundamenten – aber die Revolution bleibt leider aus.

Am Ende ist „NASCAR 25“ ein Pflichtkauf für Simulationsenthusiasten und NASCAR-Puristen, denen Präzision und Realismus wichtiger sind als modische Nebenbeschäftigungen und Online-Gimmicks. Wer die Essenz des Sports sucht, wird hier glücklich – wer nach dem großen Rundum-Erlebnis fahndet, muss hoffen, dass iRacing im nächsten Jahr noch eine Schippe drauflegt.

„NASCAR 25“ ist seit dem 14. Oktober 2025 erhältlich für Playstation 5 und Xbox Series X|S. Das Spiel kostet 60 Euro in der Standard-Edition und 80 Euro in der Gold-Edition. Eine PC-Version erscheint am 11. November 2025. Das Spiel ist freigegeben ohne Altersbeschränkung.

Transparenzhinweis: Für diesen Test wurde uns vom Publisher ein kostenloser Review-Code zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf unsere Wertung. Wir haben das Spiel auf der PS5 Pro getestet.

Empfohlener redaktioneller Inhalt


Wir bieten an dieser Stelle weitere externe Informationen zu dem Artikel an. Mit einem Klick können Sie sich diese anzeigen lassen und auch wieder ausblenden.

Externe Inhalte

Wenn Sie sich externe Inhalte anzeigen lassen, erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Weitere Hinweise dazu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.