Der „Microsoft Flight Simulator 2024“ auf der Playstation 5 ist die Art Spiel, die einer Konsole eine neue Identität geben kann: weniger Spielzeug, mehr Instrument, weniger Zeitvertreib, mehr Hobby. Zum ersten Mal wird Sonys Plattform zum ernstzunehmenden Zuhause für virtuelle Pilotinnen und Piloten – inklusive globaler Echtzeit-Wetterdaten, Live-Verkehr und einer Karriere-Struktur, die aus dem alten „Screenshot-Flugsimulator“ ein luftfahrtromantisches Rollenspiel macht.
Doch je länger der Flug dauert, desto deutlicher wird: Dieses Spiel ist ein Traum mit klaren Zugangshürden – technisch brillant, aber kompromisslos in seiner Forderung nach Zeit, Geduld – und einer stabilen Leitung.
Auf der PS5 und besonders auf der PS5 Pro entfaltet der Simulator ein Panorama, das in dieser Form bislang nur am PC selbstverständlich war: Dynamische 4K-Ausgabe, dichte Wolkenkulissen, fotogrammetrische Städte und zugleich eine Framerate, die sich überwiegend stabil an den angepeilten 30 Bildern pro Sekunde orientiert.
Gleichzeitig bleibt der Preis für diese Detailfülle spürbar: Die Streaming-Infrastruktur ist der Laune der Azure-Server und der eigenen Leitung ausgeliefert – Ladezeiten und gelegentliche Nachlader sind Teil der Erfahrung, keine Ausnahmen.
Inhaltlich verabschiedet sich „Microsoft Flight Simulator 2024“ von der Idee des reinen Sandkastens: Die neue Karriere-Struktur will nicht nur Cockpit-Fetischisten bedienen, sondern eine Art globales Jobbrett für virtuelle Pilotinnen und Piloten sein, vom Feuerlösch-Einsatz über Search-and-Rescue bis zur Luftwerbung.
Worum geht’s in „Microsoft Flight Simulator 2024“?
Kern von „Microsoft Flight Simulator 2024“ ist ein weltumspannender Flugsimulator, der die gesamte Erde mit mehr als 40.000 Flughäfen, Zehntausenden Helipads, Live-Wetter, realem Luftverkehr und einer breiten Palette an Flugzeugen und Hubschraubern modelliert.
Die grundlegende Fantasie: Alles, was fliegt, kann beruflich genutzt werden – und das Spiel verknüpft diese Vision mit einem strukturierten Karriere-Modus, der den Weg vom Lernflug bis zum Spezial-Job systematisiert. Statt nur von A nach B zu fliegen, schlüpft man in konkrete Rollen: Wir sind als Feuerlöschpilotin unterwegs, wir müssen mit unserem Rettungshelikopter in unwegsamem Gelände manövrieren, wir machen Agrarflüge über Felder, fliegen Luftwerbung über Städten oder sind einfach im Passagierverkehr im Linienbetrieb beschäftigt. Die Auswahl ist schier riesig!
Ein dynamisches Missionssystem verteilt Hunderttausende, im Prinzip mehrere Millionen prozedural generierte Aufträge über den Globus, die zeitlich befristet sind, sich ständig erneuern und sich an Erfahrungen und Fähigkeiten des Spielers anpassen.
Auf der Playstation 5 heißt das: Wir beginnen unsere Karriere an einem kleinen Regionalflugplatz irgendwo in Europa, Afrika oder auf einer entlegenen Insel und arbeiten uns über Zertifizierungen, Bewertungen und Reputation in immer anspruchsvollere Aufträge vor. Wir haben unsere Pilotin am Flughafen Paderborn-Lippstadt ausbilden lassen, und auf einem der ersten Flüge brachten wir zwei alte Freunde in die Luft, denen wir – schöner hätten wir es uns nicht ausmalen können – Geseke von oben zeigen durften.
Zusätzlich zur Karriere gibt es klassische Landing Challenges, Rally-Rennen, Wettbewerbe im Challenge-League-Modus und natürlich den freien Flug, in dem man ohne Ziel, aber weiterhin mit Bewertungslogik, die Welt erkundet. Hier können wir Ostwestfalen dann auch mal die eigene Heimat von oben genießen.
Technisch greift das Spiel auf ein Streaming-Modell zurück, das Kartendaten, Orthofotos und Wetterinformationen aus der Cloud lädt und diese mit prozeduralen Biomen, verbesserten Terrain-Systemen, neuem Wettermodell, Wasserphysik und verbesserter Flugphysik verknüpft.
Auf der Playstation wird das Ganze durch DualSense-Features ergänzt: Adaptive Trigger simulieren Ruderdruck, Schubhebel-Gegengewicht oder Rollwiderstand, ATC-Funksprüche knistern im Controller-Lautsprecher, Gyro-Steuerung und Touchpad bieten Zusatzoptionen für Input, ohne das HUD weiter zu überladen.
Was hat uns gefallen?
Beeindruckend ist zunächst, wie selbstverständlich der „Microsoft Flight Simulator 2024“ auf der PS5 wirkt – als wäre die Plattform nie ohne diesen Titel gewesen. Der Sprung vom PC-Monolithen zum Konsolen-Spiel ist nicht als abgespeckte Variante gelöst, sondern als vollwertiger Port, der die Stärken der Hardware nutzt, statt ständig an ihre Grenzen zu prallen: Die PS5 und insbesondere die PS5 Pro liefern eine dynamische 4K-Präsentation mit hoher Bildschärfe, flüssigen Kameraschwenks und einer Wolken- und Lichtdarstellung, die sich vor gehobenen PC-Settings nicht verstecken muss.
Gerade auf der Pro-Version fällt positiv auf, wie stabil das angepeilte 30-fps-Ziel gehalten wird und wie selten die interne Auflösung so stark reduziert werden muss, dass das Bild sichtbar leidet – ein Unterschied, der das Spiel dort deutlich näher an das „Luftfahrt-TV-Serien“-Ideal rückt, als es auf der Basis-PS5 der Fall ist.
Die neue Karriere-Struktur ist der zweite große Pluspunkt: Der „MSFS 2024“ gibt dem eigenen Tun einen Kontext, eine Erzählung, ein Ziel, ohne sich in Rollenspielballast zu verlieren: Zertifizierungen, Missionsbewertungen, Ruf, neue Lizenzklassen – alles folgt einer klaren Logik, die Einsteiger an die Hand nimmt, ohne sie zu bevormunden. Das hat uns sehr positiv beeindruckt. Besonders gelungen ist die Art, wie das dynamische Missionssystem Alltag und Ausnahmezustand mischt: Heute ein unaufgeregter Agrarflug bei gutem Wetter, morgen ein Rettungseinsatz in schwierigen Sichtbedingungen, übermorgen eine Luftwerbe-Mission, bei der jeder Meter Abweichung vom Zielkorridor die Wertung drückt.
Diese Struktur entschleunigt, ohne uns zu langweilen. Statt Checklisten als bloße Hürde zu empfinden, lernt man, sie als dramaturgische Vorbereitung auf den Moment zu sehen, in dem man im dichten Nebel oder bei Seitenwind auf einem winzigen Gebirgsflugplatz ansetzt – und weiß: Jede gute Entscheidung unterwegs zahlt auf das Missionsrating ein. Dass das Spiel dabei penibel jedes Fitzelchen der Flugperformance in die Bewertung einrechnet, verstärkt das Gefühl, hier nicht nur „Level abzuschließen“, sondern einen Beruf auszuüben.
Die Welt an sich ist weiterhin die eigentliche Hauptfigur. Fotogrammetrische Metropolen, organische Küstenlinien, glaubhafte Wälder und urbane Teppiche, in die sich echte Landmarken wie selbstverständlich einfügen, machen aus jedem Flug auch eine Art Dokumentarfilm. Reales Wetter und Live-Verkehr verleihen dem Ganzen eine Unvorhersehbarkeit, die selbst bekannte Routen anders wirken lässt – besonders, wenn sich eine Wetterfront plötzlich in ein Gewitter verwandelt, die Sicht kollabiert und man merkt, wie sehr man sich in den Komfort der bisherigen Randbedingungen verliebt hatte.
Auf der Playstation punkten schließlich auch die spezifischen Anpassungen: Der DualSense versteht sich gut als „Poor Man’s Yoke“, wenn man bereit ist, Gyro-Steuerung und Trigger-Sensibilität ernsthaft zu konfigurieren. Die Kombination aus adaptiven Triggern, die beim Rollen das Gewicht des Flugzeugs spürbar machen, und einem leichten Widerstand im Pitch-Roll-Bereich vermittelt auf einer Konsole ein taktiles Fluggefühl, das weit über „Knöpfe drücken“ hinausgeht. Da waren wir angenehm überrascht. Dennoch: über kurz oder lang führt nichts an einem Flight Stick vorbei (dazu unten mehr).
Nicht zu unterschätzen ist der soziale Aspekt: Echtzeit-Luftverkehr, Multiplayer-Optionen und Challenge-Leagues verknüpfen das eigene Fliegen mit einer globalen Community – nicht als Krawall-Multiplayer, sondern als geteilten Luftraum. Wenn sich beim Anflug auf eine Metropole vor einem die Lichter eines anderen Spielers im Endanflug abzeichnen oder man in einer Herausforderung um Sekunden und Präzision konkurriert, wirkt die eigene Performance plötzlich weniger privat, sondern eingebettet in eine still vibrierende, globale Aviation-Szene.
Was hat uns nicht gefallen?
So eindrucksvoll „Microsoft Flight Simulator 2024“ auf der PS5 ist, so gnadenlos ist es auch, wenn es um Zugang, Infrastruktur und Komfort geht. Das Spiel verlangt nicht nur nach Geduld, sondern auch nach einer sehr stabilen Internetverbindung – und macht daraus kein Geheimnis: Weil große Teile der Welt in Echtzeit gestreamt werden und Wetter wie Verkehr von Servern abhängen, schwanken Ladezeiten und Streaming-Qualität spürbar mit der jeweiligen Netzsituation und den Azure-Servern.
Wer in dicht bebauten Städten unterwegs ist, erlebt auf der Basis-PS5 zudem gelegentlich verspätete Textur-Nachlader, während die PS5 Pro hier etwas souveräner wirkt – ein Detail, das die technische Eleganz auf Sonys Standardkonsole ein wenig ankratzt.
Auch die Karriere-Struktur hat Schattenseiten. So sehr das dynamische Missionssystem mit seinen Millionen generierten Aufträgen theoretisch für endlose Abwechslung sorgt, so sehr droht in der Praxis ein gewisser Verwaltungs-Overkill: Karte auf, Missionssymbole prüfen, Verfügbarkeiten und Zeitfenster checken, Parameter studieren, nebenbei das eigene Rating im Blick behalten – wer gern einfach „nur fliegt“, wird teilweise von der Administrations-Logik der Karriere erschlagen. Zudem bleibt trotz aller Versuche, Einsteiger zu schützen, das Risiko, sich in Szenarien mit Wetter oder Langstrecken-Anforderungen zu verirren, die dem eigenen Skill-Level einfach nicht entsprechen – was dann weniger wie eine lehrreiche Niederlage wirkt, sondern wie eine Strafe für Neugier. Und die zahlt man ungern wiederholt.
Kommen wir noch einmal zur Steuerungssituation: Trotz DualSense-Optimierungen ist das Ganze weiterhin ambivalent. Der Controller ist ein erstaunlich passables Notfall-Cockpit, aber spätestens bei komplexen Flugmustern, präzisen Landungen auf kurzen Pisten oder Helikopter-Einsätzen stößt die Stick-Steuerung an ihre Grenzen, und das Spiel lässt keinen Zweifel daran, dass es teurere Hardware entworfen wurde. Soll heißen: Bald schon liebäugeln auch Einsteiger mit einem Flight Stick. Auf der Playstation ist die Hardware-Ökologie dafür traditionell schwächer als auf dem PC; wer das volle Erlebnis will, kommt kaum um Investitionen in teures Peripherie-Equipment herum – und damit wird „MSFS 2024“ auf der PS5 schnell zur Lifestyle-Entscheidung, nicht einfach zu einem Spielkauf. Wir empfehlen hier den lizenzierten Thrustmaster T-Flight HOTAS 4 – der aber dezeit nicht lieferbar ist.
Nicht zuletzt stellt sich die Frage nach der Identität: „Microsoft Flight Simulator 2024“ möchte gleichzeitig Hardcore-Simulator, zugängliches Karriere-Spiel und Community-Plattform sein. Auf der PS5, wo Spielzeit oft in klar definierten Sessions zwischen anderen Titeln stattfindet, kollidiert dieser Anspruch manchmal mit der Lebensrealität der Zielgruppe: Wer „mal eben eine Runde zocken“ will, landet hier in Checklisten, Preflight-Inspektionen, Missionsparametern und Ladebildschirmen, die eher an Schichtarbeit erinnern als an Feierabendunterhaltung. Die Konsequenz davon ist eine gewisse Bruchlinie: Für Enthusiasten ist genau diese Ernsthaftigkeit ein Segen; für alle anderen bleibt „MSFS 2024“ trotz Karriere-Modus ein faszinierender, aber oft distanzierter Fremdkörper im PS5-Portfolio.
Unser Fazit zum „Microsoft Flight Simulator 2024“
„Microsoft Flight Simulator 2024“ auf der Playstation 5 ist kein weiteres „schönes Spiel“, das man nach ein paar Abenden abhakt – es ist eine Einladung, einen Teil seines Medienlebens dauerhaft der Luftfahrt zu widmen. Das muss man wollen.
Der Titel verbindet einen technisch spektakulären, globalen Flugsimulator mit einer überraschend stringenten Karriere-Struktur und bringt damit Ordnung in ein Hobby, das lange vor allem aus Enthusiasmus und Eigenmotivation lebte.
Wer bereit ist, Zeit, Aufmerksamkeit und idealerweise auch etwas Geld in zusätzliche Hardware zu investieren, bekommt eines der ambitioniertesten und eigenständigsten Spiele dieser Konsolengeneration – ein Werk, das seinen Reiz nicht aus Belohnungskaskaden, sondern aus der nüchternen Schönheit eines gelungenen Anflugs bei Seitenwind zieht.
Gleichzeitig lässt sich nicht ignorieren, wie hart die Eintrittshürden sind: Streaming-Abhängigkeit, technische Eigenheiten, der Komfortnachteil reiner Controller-Steuerung und ein Karriere-Design, das bisweilen mehr Verwaltungsoberfläche als Luftfahrtpoesie ist.
„Microsoft Flight Simulator 2024“ macht die PS5 zur Flugsim-Plattform – aber nicht im Sinne eines „Everybody’s Flight“, sondern als ernsthafte Option für jene, die bereit sind, sich die Grundlagen anzueignen und ihre Freizeit fortan in Flugstunden zu messen. Für sie ist das Spiel ein fast beispielloser Glücksfall; alle anderen sollten sich ehrlich fragen, ob sie in den nächsten Monaten wirklich mehr Zeit über Runways als in Menüs anderer Spiele verbringen wollen.
„Microsoft Flight Simulator 2024“ ist seit dem 8. Dezember 2025 erhältlich für Playstation 5 und kostet ab 80 Euro. Das Spiel ist außerdem seit dem 19. November 2024 für PC und Xbox Series X|S erhältlich. Der „MSFS 2024“ ist freigegeben ohne Altersbeschränkung.
Transparenzhinweis: Für den Test von „Microsoft Flight Simulator 2024“ wurde uns von Xbox ein kostenloser Review-Code zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf unsere Wertung. Wir haben das Spiel auf der Playstation 5 Pro getestet.