Ferienzeit bedeutet volles Haus: Besuch in einer Detmolder Tierpension

Detmold-Altenkamp. Vögel zwitschern, ein Schmetterling fliegt über Blumen und ein kleiner Hund gähnt auf einer Bank liegend. Er gehört Gabriele Gottwald. Sie betreibt die Tierpension &bdquo;Cat und Bello“ in einer alten Ziegelei in Detmold. Sie und drei ihrer Mitarbeiterinnen sitzen gerade in einem Holzpavillon und machen Pause.

Den Morgen über haben sie schon viel geschafft, wie Alicia Ruhe, die ab August hier eine Ausbildung zur Tierpflegerin beginnt, erzählt: &bdquo;Als erstes lassen wir morgens die Hühner und Tauben raus. Dann bereiten wir das Essen für die Tiere vor, während die anderen mit den Hunden Gassi gehen . Wir stellen neues Wasser rein, reinigen die Boxen und wechseln die Decken nach Bedarf aus.“ Zehn Mitarbeiter arbeiten in zwei Schichten.

Keine Gruppenhaltung Jeder Hund und jede Katze hat seine oder ihre eigene Box, es sei denn, beide leben in ihrem eigentlichen Zuhause auch zusammen. Gottwald ist eine Gegnerin von Gruppenhaltung, sagt sie: &bdquo;Auch viele Besitzer möchten das nicht. Denn für Tiere kann das zusätzlichen Stress bedeuten, und sie sollen ja gesund und munter wieder nach Hause kommen.“ Stattdessen setzt sie auf individuelle Betreuung.

Um die Mittagszeit herum startet dann die zweite Runde: Die Angestellten beschäftigen sich mit den Tieren, kuscheln mit ihnen, gehen in einen der sieben Ausläufe, oder laufen eine Runde über das drei Hektar große Grundstück. Zu diesem gehört auch ein Schwimmteich, in dem die Hunde sich gerne abkühlen. Angrenzend liegt ein Wald, so dass es auch Schatten gibt.

Persönliche Gegenstände Die 19-jährige Dahlia Wagner kümmert sich an diesem Tag als erstes um die Hündinnen Nelly und Fibi. &bdquo;Sie waren zwei Wochen hier und werden heute abgeholt“, sagt sie. Auf einer Karteikarte, die auf einer Metalltafel im großen Vorraum des Hundehauses hängt, kann sie lesen, was sie bei den beiden beachten muss, wie lange sie da sind, was sie zum Fressen bekommen oder ob sie Medikamente brauchen. &bdquo;Wir bekommen oft ganze Listen, wie die Tiere versorgt werden sollen.“ Bei Berner Sennenhund Nelly steht beispielsweise &bdquo;kuschelbedürftig“. Mix Fibi ist zurückhaltender.

Mit zwei Leinen in der Hand, die in einer der Kisten liegen, in der jedes Tier seine &bdquo;persönlichen“ Gegenstände hat, geht Wagner zu den beiden Wauwaus. &bdquo;Einige Besitzer geben extra T-Shirts mit ihrem Geruch mit. Eine Katze trank mal nur aus einem Weinglas“, berichtet Gottwald. Es wird laut, alle Hunde in den Boxen bellen. &bdquo;Jeder will der erste sein“, kommentiert Wagner und holt die Tiere schnell raus, während im Hintergrund das Radio läuft. Sie geht mit ihnen in einen Auslauf, der auch über einen Sandkasten verfügt, in dem die Tiere buddeln können.

Kommandos beibringen Das interessiert die beiden Hündinnen aber nicht im geringsten, obwohl sie mittlerweile abgeleint sind. Beide laufen kurz auf die Wiese und verrichten ihr Geschäft. Wagner sammelt die Hinterlassenschaften ein und entsorgt sie. Die Berner Sennenhündin Nelly will – natürlich – kuscheln, versucht immer wieder, an der angehenden Tierpflegerin hochzuspringen oder drückt sich an die Beine der Reporterin, wohl um gekrault zu werden. Währenddessen sitzt Fibi einfach nur da.

&bdquo;Nelly ist sehr kuschelbedürftig, aber jeder Hund braucht Erziehung“, sagt sie und versucht, den Tieren das Kommando &bdquo;Sitz“ beizubringen. Wenn sie es gut machen, gibt es Leckerli. Den Hunden wirklich etwas in der kurzen Zeit beizubringen sei schwer, aber sie habe auch drei sogenannte Patenhunde, die regelmäßig tagsüber kommen, bei denen das funktioniere.

Um die beiden Urlaubsgäste jetzt aber zu etwas Bewegung zu motivieren, wirft sie Bälle. Die Hunde laufen zwar, denken aber gar nicht daran, die Bälle wieder mitzubringen. Nelly drängt sich immer wieder in den Vordergrund, das versucht die 19-Jährige zu verhindern und spielt auch mal nur mit Fibi. Doch irgendwann schafft es Nelly, ihre Streicheleinheiten einzufordern, und rollt sich auf das Gras. Wagner bringt die beiden zurück.

Trainieren an der Leine Da kommt schon Alicia Ruhe mit ihrem 15 Monate alten Patenhund, dem Terrier Carl. &bdquo;Er ist immer hibbelig und hat ganz viel Energie“, sagt sie und schon will er nach vorne schießen. Dann bleibt die 20-Jährige stehen, gibt das Kommando &bdquo;Sitz“. Und erst, wenn er das gemacht hat und ruhig ist, geht sie weiter. Doch bis zum Auslaufgehege, hinter dem einige Ziegen auf einem Hang grasen, muss sie das mehrmals wiederholen. Leinenführigkeit lehren braucht offenbar Zeit.

Als die Leine dann ab ist, kennt Carl kein Halten und rennt erst einmal ein paar Runden über die Wiese. Mehrmals stoppt er an einem Beutel, der an einem Unterstand hängt. &bdquo;Er weiß genau, wo die Bälle sind. Da ist er ganz fixiert drauf“, sagt Ruhe und wirft ein paar Bälle für ihn. Carl rennt los, macht eine Drehung dabei und fängt den Ball im Sprung mit seinem Maul. Nach ein paar Würfen geht er zu einem kleinen Pool und trinkt daraus. Dann legt er sich auf das Gras und spielt mit einem Ball. Er schnauft. Es sind gefühlte 25 Grad.

Kurz darauf kommt Mitarbeiterin Luisa Lange – auch sie macht ab August eine Ausbildung zur Tierpflegerin – mit Terrier-Hündin Bella dazu. &bdquo;Rüden lassen wir nicht zusammen“, sagt sie. Die beiden Tiere nehmen ein Bad im Pool, bevor es wieder reingeht und andere Hunde dran sind.

Von der Krankenschwester in die Selbstständigkeit Bis zu zwölf Hunde und neun Katzen finden in den Häusern Platz, zusätzlich gibt es noch Außenboxen, die in rot und blau gestrichen sind und an Häuser in Schweden erinnern. Derzeit ist die Pension voll belegt, weiß Inhaberin Gottwald: &bdquo;Dieses Jahr ist es extrem. Wir hätten doppelt so viele Tiere aufnehmen können.“ Bis Dezember sei sie nahezu ausgebucht. In anderen Jahren habe es außerhalb der Ferien anders ausgesehen.

Und Corona sei für den Familienbetrieb – ihr Mann und die zwei Kinder arbeiten auch hier – mit insgesamt zehn Mitarbeitern sehr hart gewesen: Kaum einer sei in den Urlaub geflogen oder brauchte Betreuung für seine Haustiere, während er auf der Arbeit war – Stichwort Homeoffice . Generell war die Pension für die gelernte Krankenschwester ein Risiko. 2013 hat die Detmolderin ihren alten Job aufgegeben, das Grundstück inklusive alter Ziegelei gekauft und umgebaut.

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