Niclas Nadj: Paderborns Mann für die Zukunft glänzt schon in der Gegenwart

Paderborn. Für Niclas Nadj sind in den vergangenen drei Wochen diverse Kindheitsträume in Erfüllung gegangen. Beim 1:1 in Kiel hatte der Winterneuzugang des SC Paderborn erstmals im 20er-Kader gestanden. Beim 1:2 gegen St. Pauli verbuchte der 22-Jährige als Joker seinen ersten Zweitliga-Einsatz. Und beim 0:0 in Magdeburg feierte Nadj unlängst sein Zweitliga-Debüt. Der Offensivakteur machte hierbei einen richtig guten Job und darf daher an diesem Samstag, 18. März, im SCP-Gastspiel bei Jahn Regensburg (13 Uhr, Jahnstadion) auf seinen dritten Zweitliga-Einsatz hoffen.

"Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell geht. Aber das war natürlich der Personallage geschuldet. Und wenn die Chance da ist, musst du sie ergreifen", sagt der Neuzugang vom Regionalligisten Weiche Flensburg. Die besagte Personallage hat sich nun entspannt. In Regensburg werden die Offensivkräfte Sirlord Conteh und Florent Muslija wieder an Bord sein. Und so ist es gut möglich, dass Nadj trotz starker Leistungen erst einmal auf der Bank Platz nehmen muss. Doch der 22-Jährige hat bewiesen, dass er bereits jetzt weitaus mehr sein kann als ein talentierter Perspektivspieler.

"Niclas hat sich schon super entwickelt", urteilt SCP-Coach Lukas Kwasniok und richtet "einen Dank und ein großes Lob an die Scoutingabteilung". Die nämlich habe das Juwel in der Regionalliga Nord entdeckt. "Wir müssen jetzt nur schauen, dass wir Niclas auf ein höheres körperliches Niveau bringen. Damit meine ich gar nicht die Laufumfänge, sondern die Explosivität", ergänzt Paderborns Cheftrainer.

Saure-Gurken-Zeit im Seniorenbereich Dass Nadj aber schon jetzt auch körperlich in der 2. Liga mithalten kann, ist durchaus erstaunlich. Denn in einen ersten drei Spielzeiten im Seniorenbereich hatte der technisch versierte Mittelfeldakteur aufgrund von Verletzungen, Erkrankungen und einem Corona-bedingten Saisonabbruch in der Regionalliga Nord ganze 13 Partien bestritten. Dabei war bis zu seinem 18. Lebensjahr noch alles nach Plan gelaufen.

Der im Städtchen Halstenbek vor den Toren Hamburgs aufgewachsene Sohn des ehemaligen SCP-Profis Tibor Nadj hatte seine Fußballerlaufbahn im Nachbarort bei BW Schenefeld begonnen, ehe er ab seinem achten Lebensjahr satte 13 Jahre lang für den FC St. Pauli kickte. Niclas Nadj blieb stets verletzungsfrei und avancierte in der Saison 2018/19 als offensiver Mittelfeldspieler zum Topscorer der U19-Bundesliga Nord/Nordost.

"Es lief alles astrein. Ich bekam auf St. Pauli meinen ersten Profivertrag. Doch dann begann die Saure-Gurken-Zeit", erklärt der SCP-Novize. Hartnäckige Probleme an Schambein, Leiste und Adduktoren sorgten für lange Zwangspause. Dazu gesellten sich eine Magenschleimhautentzündung, anhaltende Magenprobleme und Gewichtsverlust. "Es kam alles auf einmal. Es war auf gut Deutsch gesagt scheiße. Aber meine Familie und meine Freundin haben mich gut aufgefangen", erinnert sich Nadj.

Made in Paderborn Wichtigster Freund und Ratgeber war und ist dabei sein Vater. Schließlich war dieser selbst als Fußballprofi aktiv, wobei er von 1998 bis 2000 insgesamt 64 Pflichtspiele (9 Tore) für den SC Paderborn bestritten hatte. "Papa hat mir auch dazu geraten, zum SCP zu wechseln. Ich soll es genießen und Gas geben, denn auf mich warte jetzt die geilste Zeit", sagt ein schmunzelnder Sohnemann, der übrigens das Gütesiegel "Made in Paderborn" trägt.

Denn Niclas Nadj ist zwar gebürtiger Hamburger, wurde aber anno 2000 in Paderborn gezeugt. "Das hat mir meine Mutter verraten", grinst der 22-Jährige, der von seinem Vater die Spielmacher-Gene geerbt hat. Auch Tibor Nadj war nämlich ein ganz feiner Techniker, der bevorzugt als Zehner agierte.

Niclas musste jedenfalls nicht lange überlegen, als im Winter das konkrete Angebot vom SCP kam. "Ich träume schon die ganze Zeit davon, im Profifußball Fuß zu fassen. Ich hätte es bereut, wenn ich es nicht gemacht hätte", sagt der Ex-Flensburger, der zudem parallel ein Fernstudium im Bereich Sportbusiness-Management absolviert. Schließlich hat Nadj schon in jungen Jahren erfahren, wie schnell Träume auch zerplatzen können.

Jetzt geht's an die Donau Doch vor allem auf dem grünen Rasen ist nun erst einmal Lernen angesagt. "Es gibt tausend Stellschrauben, an denen ich drehen kann. Ich muss beispielsweise stabiler im Zweikampf werden und abgezockter und gewiefter agieren", erklärt der SCP-Neuzugang.

Dieser würde auch in Regensburg auf physisch starke Gegenspieler treffen, die durchaus auch mal tüchtig hinlangen. Niclas Nadj ist sich jedenfalls bewusst, dass die Partie an der Donau kein Zuckerschlecken wird. "Wir selbst haben kürzlich erfahren, wie schwer es ist, in Kiel zu bestehen. Und Regensburg hat dort jetzt 2:1 gewonnen", mahnt der 22-Jährige, der damit leben könnte, wenn er am Samstag auf die Ersatzbank zurückbeordert wird. "Aber ich will es dem Trainer so schwer wie möglich machen, mich nicht aufzustellen", sagt Nadj.

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