Ulli Potofski und Wolfgang Bosbach überraschen in Blomberg

Blomberg. Großes Kino in der Blomberger Sparkasse: Sportmoderator Ulli Potofski und CDU-Mann Wolfgang Bosbach sind beide Jahrgang 1952 und haben fraglos eine sehr unterschiedliche Vergangenheit. Trotzdem setzten sie sich hin und schrieben zusammen ein Buch. Es steckt voller Idole, Zufälle und zeitgeschichtlicher Anekdoten. In Blomberg ließen sie rund 100 Zuhörer eintauchen in eine Welt mit Udo Jürgens, Frank Elsner, Heide Simonis oder Kurt Brumme. Und verblüffende Wahrheiten gehörten auch zur Lesung: Potofski hat noch nie Alkohol getrunken.

Zwei Stehtische, eine Kundenhalle in der Rosenstraße, zwei Männer um die 70: Der Termin, den Organisator Mario Brink für Bosbach und Potofski vorgesehen hatte, war schon vor der Pandemie eingetütet, musste jedoch mehrfach verlegt werden. Das tat der Aktualität keinen Abbruch. Potofski, ganz der RTL-Moderator aus den 90er Jahren, fragte sein Pendant erstmal zu den neuesten Entwicklungen in der Bundespolitik, bevor die große Stunde der Anekdotensammlung folgen sollte. Dass der CDU-Mann aus Bergisch-Gladbach für Scholz und Habeck keine Top-Noten parat hatte, war keine Überraschung.

Schalke-Fan mit Leidensfähigkeit Ebenso wenig gefällt ihm übrigens, dass Polizisten ihre Zeit damit verbringen müssen, &bdquo;Letzte-Generation“-Anhänger von der Straße zu ziehen. Als das Entré mit politischem Hintergrund erledigt war, ging es blitzschnell in die Jahre von 1960 bis 1990, sicher eine prägende Zeit für den Sportreporter und den Bundestagsabgeordneten. Der eine seit einer Ewigkeit Schalke-Fan mit Leidensfähigkeit, der andere mal ein enger Vertrauter von Helmut Kohl und - Erinnerung aktuell - &bdquo;als Kind bin ich nie woanders im Urlaub gewesen als im Westerwald.“ Dass Potofski, ein gelernter Koch, letztendlich beim Radio und Fernsehen gelandet ist, mag auch damit zu tun haben, dass er seinen Vater 1960 schon überreden konnte, statt einer Waschmaschine einen Fernseher zu kaufen. Bosbach wiederum war früher mal Leiter in einem Supermarkt, bevor er ein Jura-Studium für erstrebenswert hielt.

Ehrfurcht vor schneeweißen Haaren Und so wunderte es nicht, dass in dem Szenario, das wahrlich keine Lesung war, weil im Grunde nur fünf Minuten ganz am Ende etwas vorgelesen wurde, eine &bdquo;Story“ die andere in den Schatten stellte. Die Gäste in der Kundenhalle der Sparkasse, viele selbst mit ihrer Kindheit in den 50er oder 60er Jahren versöhnt, mussten also bei ganz vielen Namen nicht raten: Das ging runter bis zu Camillo Felgen, der als TV-Moderator mal mitzuteilen wusste: &bdquo;Ich hab' Ehrfurcht vor schneeweißen Haaren.“ Andererseits war so manche Spitze dabei, die sicherlich den einen oder anderen im Publikum überrascht haben dürfte.

Potofski: &bdquo;In Deutschland hat noch nie ein Fernsehsender Geld mit Fußballübertragungen verdient. Auch heute nicht.“ Bosbach hingegen konterte: &bdquo;Und der Fahrer von Helmut Kohl, der ihn schon als Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz fuhr, hat insgesamt rund fünf Millionen Kilometer mit Kohl zurückgelegt.“ Dass Bosbachs Mutter mittlerweile rund 40.000 Artikel aus Zeitungen über ihren Sohn gesammelt hat, ist da zwar ein Kaliber, aber eben nur eine Randnotiz. Wenn Mutter Bosbach diesen LZ-Text ebenfalls erhalten sollte, sind es natürlich schon 40.001.

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