23 Stunden ohne Schlaf: Alverdisser ergattert einen Blick auf den König

Barntrup-Alverdissen/London. 23 Stunden ohne Schlaf im Dauerregen auf einem Billig-Campingstuhl auszuharren, um einen kurzen Blick auf den britischen König Charles und seine Camilla zu werfen – das bringen wohl nur die Engländer fertig, oder? Weit gefehlt. Der Alverdisser Klaus Düwel verbringt ein verlängertes Wochenende in der englischen Hauptstadt London. Als eingefleischter Royal-Fan mit Wackelfigur der Queen im Camper und roter englischer Telefonzelle im Garten ließ es sich Düwel nicht nehmen, die Krönung mit Parade vom Buckingham Palace bis Westminster Abbey live zu erleben.

Die LZ sprach mit einem erschöpften, aber überglücklichen England-Fan: &bdquo;Das ist hier bombastisch, eines der Highlights meines Lebens.“ In den Jahren zuvor hatte Klaus Düwel bereits das Thronjubiläum der mittlerweile verstorbenen Queen erlebt und ihr ebenfalls in London am aufgebahrten Sarg der Monarchin einen letzten persönlichen Gruß gesandt. Am Dienstag wird Düwel in die Lippische Heimat zurückkehren.

Schaulustige belagern die Straßen Am Freitag um 10 Uhr Ortszeit traf der Alverdisser in London ein. Kaum die Bed und Breakfast-Unterkunft bezogen, machte er sich sofort auf den Weg zur sogenannten Upper Mall – der Straße, die der rund 2,5 Kilometer lange Festzug am nächsten Tag passieren würde. Sofort stellte er fest: Mit dem Platz in der ersten Reihe würde es wohl nichts werden, denn Schaulustige belagerten die Prachtstraße bereits in 5er-Reihen. &bdquo;Aber ich hatte mir die Strecke zuvor im Internet angeschaut und wusste, dass auch die Straße Whitehall mit einbezogen wird.“ Dort hielt sich der Andrang noch in Grenzen und so gelang es ihm tatsächlich einen Platz in vorderster Front zu ergattern.

Diesen galt es natürlich zu halten, trotz Hunger und Durst, die sich langsam bemerkbar machten. Klar war: Als Alleinreisender hatte er ein Problem. Das berühmte Handtuch als Platzreservierung würde wohl in der überfüllten Londoner City nicht ausreichen. So sprach der Lipper, der seine englischen Sprachkenntnisse als mäßig beschreibt, kurzerhand die Nachbarn in der Menschenschlange an. Schnell kam man sich näher und wechselte sich beim Platzbewachen ab. &bdquo;Dennoch habe ich in 23 Stunden auf meinem Stuhl nicht einmal eine Stunde Schlaf bekommen“, so Düwel.

Schrille Outfits der englischen Fans &bdquo;Neben mir standen Nolan, ein Waliser und drei Frauen um die sechzig aus Bristol“, verrät der Alverdisser. Insbesondere die Frauen waren das, worauf die überall aufgestellten TV-Kameras gern mal einen Blick werfen auf der Suche nach schrill gekleideten Royal-Fans. Der Union Jack, die englische Flagge, prangte auf den Hüten, den Jacken und T-Shirts.

&bdquo;Dazu hatten sich die Ladies noch Zöpfe geflochten, die mit einer Zopfspange in den Nationalfarben gehalten wurden“, beschreibt Düwel, der sich kleidungsmäßig lieber mit dezenter Regenjacke dem typisch englischen Nass-Wetter anpasste, aber natürlich Fähnchen mit der britischen Flagge schwenkte – besonders aktiv am Samstagvormittag um 10.40 Uhr, als die mit Pferden bespannte Diamond Jubilee-Kutsche mit dem künftigen Königspaar an ihm vorbeifuhr auf dem Weg zur Krönung in die Westminster Abbey.

Das gleiche Spektakel, nur mit anderer Kutsche auf dem Rückweg erlebte Düwel wenige Stunden später um 13.20 Uhr Ortszeit. &bdquo;Da saßen die beiden in der alten Krönungskutsche von Königin Elisabeth“, so Düwel, der das Knarren und Knattern der historischen Prunkkutsche noch im Ohr hat. Angeblich, so ist ihm zu Ohren gekommen, hätte König Charles bereits im Vorfeld die Rückfahrt in diesem Unikum verflucht.

Obwohl der Düwel aufgrund des Dauerregens nur winzige Momentaufnahmen vom König Charles und Camilla hinter tropfnasser Scheibe vergönnt war, ist der Lipper begeistert von der Atmosphäre und dem unvergesslichen Erlebnis. Das große Konzert in Schloss Windsor – &bdquo;für das die Karten ausgelost wurden, wobei ich leer ausging“ – schaute er sich lieber im Public Viewing im Park vom Buckingham Palace an. Mit einem Abstecher zum traditionellen Big Lunch, einem großen Essen in den Londoner Straßen, am Montag beschließt Klaus Düwel seinen London-Aufenthalt.

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