Katzen an der Leine als TikTok-Trend: Tierquälerei oder völlig harmlos?

Gütersloh/Herford. Sie leinen ihre Katze an und gehen mit ihr Gassi, wie mit einem Hund – Influencer auf TikTok zeigen bereits seit Jahren, wie sie ihre Vierbeiner in Parks und an der Straße spazieren führen. Und während es für die einen süß aussieht, ist es für nicht wenige Menschen Tierquälerei. Doch was stimmt den nun? Ist das Gassigehen artgerecht oder nur ein weiterer unschöner TikTok-Trend?

Im Tierheim Gütersloh jedenfalls werde immer wieder gefragt, ob neben ihren Hunden nicht auch ihre Katzen Gassi geführt werden können. &bdquo;Die Antwort ist Nein“, sagt Anne Mährling, Leiterin des Katzenhauses. Sie hält wenig davon, Katzen an der Leine auszuführen – zu groß sei die Gefahr. &bdquo;Katzen sind sehr schreckhaft und wenn plötzlich ein nicht angeleinter Hund um die Ecke kommt, kann das Tier schnell in Panik geraten“, so Mährling. Es könne sich losreißen und samt der Leine in ein Gebüsch oder auf einen Baum flüchten, wo es sich dann verheddern oder gar selbst strangulieren könne.

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Als Tierquälerei würde sie das Gassigehen aber nicht bezeichnen. Ähnlich sieht das Renate Siekkötter vom Tierschutzverein Herford. Katzen seien nun mal keine Leinen-Tiere, sagt sie. &bdquo;Wenn sie einmal in Panik geraten, bekommt man sie auch mit einer Leine nicht unter Kontrolle. Sie beißen, kratzen und gefährden damit sowohl sich selbst als auch den Menschen“, sagt Siekkötter.

Belebte Parks sind nichts für Katzen Sie kenne nur ganz wenige Katzen oder Kater, die sich an der Leine wohlfühlen würden. Generell aber seien Spaziergänge an wechselnden Orten, in belebten Parks oder bei langen Wandertouren nicht sinnvoll.

Wer trotzdem mit seiner Katze raus möchte, sollte eher unbelebte Orte aufsuchen oder in den eigenen Garten gehen, rät Mährling. Auch sollten Tierhalter ihre Katzen bereits in jungen Jahren ans Gassigehen gewöhnen. &bdquo;Wenn das Tier mit der Leine und einem Geschirr aufwächst, dann dürfte das kein großes Problem sein“, so die Katzenhausleiterin.

Kurze Leine und ausgiebiges Training nötig Die Leine sollte dabei kurz gehalten werden. Eine sogenannte Flexi-Leine mit Aufwickelfunktion, die vor allem bei kleinen Hunden zum Einsatz kommt, empfiehlt Mährling nicht. &bdquo;Das Wichtigste ist, das Tier an die Leine und das Geschirr zu gewöhnen – langsam und behutsam“, sagt sie. Zunächst sollte die Katze nur am Geschirr schnuppern, anschließend könne man dann versuchen, es der Katze anzulegen. Immer mit einer Belohnung in Form eines Leckerlis, wenn die Katze mitgemacht hat.

Bevor es nach draußen geht, sollten Halter ihre Katze aber erst einmal in der Wohnung an der Leine führen. &bdquo;Die Katzen müssen lernen, dass es eine Begrenzung gibt“, sagt Mährling. Das könne aber durchaus mal bis zu einem Jahr dauern. Vor allem dann, wenn es sich um Tiere handelt, die ohnehin alleine draußen herumlaufen dürfen. &bdquo;Sie sind es gewohnt, frei laufen zu können. Das kriegt man ganz schwer raus“, so die Katzenexpertin, die aktuell rund 140 Katzen beherbergt.

Bei Wohnungskatzen sieht Siekkötter noch ein ganz anderes Problem. Denn die Katze könne durchaus so viel Freude an der Abwechslung beim Ausgang empfinden, dass sie ihn vehement und häufig einfordert. Da der Halter diesem Wunsch aber eventuell nicht nachkommen kann oder die Spaziergänge gleich ganz einstellt, kommt es zur Frustration bei den Katzen. &bdquo;Sie werden unsauber oder kratzen an Möbeln und Türen“, sagt Siekkötter.

Leine nicht schon an der Haustür anlegen Ähnliches könne passieren, wenn die Katze bereits an der Wohnungstür angeleint wird. &bdquo;Wenn der Katze der Leinengang gefällt, dann wird sie die Tür immer damit verbinden und schlimmstenfalls an ihr kratzen“, sagt Katzenpsychologin Katja Henopp. Stattdessen sollte das Tier mithilfe einer Transportbox an den Ort des Spaziergangs gebracht werden.

Übrigens: Wer wissen möchte, ob der Katze der Ausflug ins Freie wirklich gefallen hat, sollte auf ihre Körpersprache achten. Wenn das Tier angespannt oder gar erstarrt ist, sollte schnellstens wieder der Heimweg angetreten werden.

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