Lemgo. Seit fast zwei Jahren führt Benjamin Herth Regie beim Handball-Bundesligisten TBV Lemgo. Lief es in der vergangenen Serie noch prächtig, so kämpfen die Lipper in dieser Saison um den Klassenerhalt.
Herth schätzt die momentane Situation beim TBV Lemgo allerdings durchaus optimistisch ein. Zu den TBV-Aussichten und zu vielen anderen Themen nimmt Benjamin Herth nachfolgend Stellung.
Gut zwei Monate ist es her, dass Töchterchen Amélie in Detmold das Licht der Welt erblickte. Eine große Umstellung für Sie und Ihre Frau...
Benjamin Herth: Das ist natürlich komplett etwas anderes jetzt mit unserer Tochter. Jeden Tag gibt es etwas Neues, das sie lernt.
Wie kamen Sie auf den Namen Amélie?
Herth: Der hat uns einfach richtig gut gefallen und passt.
Als Familienvater ist die Verantwortung nicht geringer. Beruflich ist Ihre Zukunft noch nicht geklärt...
Herth: Das stimmt. Seitdem bekannt wurde, dass mein Vertrag nicht verlängert wurde, haben sich zwei, drei Optionen ergeben. Aber es gibt noch nichts Konkretes. Sicher ist: Ich möchte gern Profi bleiben und weiter Handball spielen. Ich wäre auch gern beim TBV Lemgo geblieben, doch ein Nachfolger ist ja schon verpflichtet worden.
Werden Sie nervös?
Herth: Nein. Ich bin entspannt, erwarte nichts und nehme die Sache so hin, wie sie ist. Ich beschäftige mich nur mit Dingen, die ich selbst beeinflussen kann. Alles andere ist vergeudete Energie.
Apropos Energie: Der TBV Lemgo muss jede Menge davon aufbringen, um in der Liga zu bleiben. Wie sieht Ihr Part dabei aus?
Herth: Als ich in Lemgo ankam, hat Pfannenschmidt viel Vertrauen in mich gesetzt. Nach einigen Umstellungen bin ich weniger zum Einsatz gekommen – und wenn, dann nur im Angriff. Unter Kehrmann spiele ich jetzt wieder äußerst links in der Deckung neben Jens Bechtloff und kann das Umschaltspiel vom Feld mitbestimmen.
Schafft Lemgo den Klassenerhalt?
Herth: Wir haben uns aus einer unfassbar schwierigen Situation in eine lösbare Situation manövriert. Wir haben die Chance, nach der WM-Pause auf Schlagweite an die anderen gefährdeten Teams heranzukommen. Ich bin da sehr optimistisch, weil sich unsere personelle Situation auch weiter verbessert durch die Pause. Finn Lemke und Jens Bechtloff werden wieder dabei sein. Es gilt für uns das Motto, das wir in den vergangenen vier, erfolgreich abgeschlossenen Spielen befolgt haben: Wir denken von Spiel zu Spiel. Will sagen: Das Wichtigste ist das Match am 15. Februar in Bietigheim. Und nur daran denken wir.
Derzeit läuft die Handball-Weltmeisterschaft in Katar. Wie stufen Sie, der sie ja auch fünf Länderspiele absolviert haben, die Leistungen der DHB-Auswahl ein?
Herth: Die Mannschaft hat Potenzial mit ihren starken Einzelspielern. Wenn sie aus jedem Erfolg etwas mitnimmt, entfacht sich eine Euphorie. Ob sie es bis zum Titel schafft? Da bin ich eher skeptisch.
Wären Sie nicht Handballer: Was wäre aus Ihnen geworden?
Herth: Hauptsache Sport. Ich habe immer schon alles mit Bällen gern gemacht. Golfen habe ich auch schon ausprobiert, aber da war mir die Zeit zwischen den Schlägen zu langweilig.
Beim TBV Lemgo hat das Fußballtippspiel Tradition. Für wen schlägt Ihr Herz?
Herth: Ich bin Fan des FC Bayern München. Und mein Lieblingsspieler, falls Sie es wissen wollen, ist Bastian Schweinsteiger. Den habe ich auch schon einmal persönlich kennen gelernt.
Hmm...Wo und wann?
Herth: Ich war mit Christoph Theuerkauf, einehemaliger Lemgoer, beim Champions-League-Finale in London. Christoph kennt den Berater von Dante und der wiederum hat uns mit ins Mannschaftshotel geschleust. Da habe ich Schweinsteiger für einen kurzen Moment gesprochen.
Was war Ihr lustigster Moment im Handball?
Herth: Das war so eine Mischung: Als ich 2010 in letzter Sekunde in der Stuttgarter Porsche-Arena für Balingen den Siegtreffer gegen Gummersbach geworfen habe, bin ich quer übers Feld abgegangen. Bei der Verfolgung hat sich mein damaliger Mitspieler Jo Boisedu einen Muskelfaserriss zugezogen. Zum Glück war die Saison vorbei und Jo konnte sich in aller Ruhe auskurieren.
Persönlich: Benjamin Herth
Benjamin Herth erblickte am 3. August 1985 das Licht der Welt in Biberach an der Riß. Der 1,88 Meter große und 88 Kilogramm schwere Modellathlet begann seine Karriere bei der Turngemeinde Biberach und wechselte 2003 über die JSG Balingen-Weilstetten zur HBW Balingen-Weilstetten, die zunächst in der 2. Liga spielte und 2006 den Aufstieg in die Bundesliga schaffte. Seit der Saison 2013/2014 steht Benjamin Herth beim TBV Lemgo unter Vertrag. Im September 2014 wurde bekannt, dass sein 2015 auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. Herth ist verheiratet mit seiner Gattin Kateryna. Tochter Amélie wurde am 2. Dezember 2014 in Detmold geboren.