Mehrkämpferin Saskia Lutschak wechselt von der LG Lemgo zu Bayer Leverkusen

Lippe verliert nach Linda Stahl und Lilli Schnitzerling das nächste Aushängeschild an den Werksklub

Sebastian Lucas

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Lemgo/Leverkusen. Saskia Lutschak (20) hängt an zuhause und gibt zu: „Ich bin ein Mama-Kind.“ Entsprechend kommt die Leichtathletin gerne an den Wochenenden zurück und trifft sich mit Florian Pielemeier und Karl Orgelmacher zu Bergläufen in Hillentrup – wie früher. Doch ihr Leben hat sich mit dem Umzug nach Leverkusen total verändert.

„Es war ein großer Schritt – in allen Bereichen“, erzählt das lippische Aushängeschild im Mehrkampf. Seit Anfang des Monats wohnt sie in einer Dreier-Wohngemeinschaft, ab Ende November startet Lutschak nicht mehr für die LG Lemgo, sondern für Bayer 04. Nach Linda Stahl (ging 2003) und Lilli Schnitzerling (2013, beide vorher LG Lippe-Süd) verliert Lippe damit ein weiteres Toptalent an den Werksklub. „Ich bin auf meinen neuen Verein zugegangen, weil ich andere Reize setzen will. Lange arbeitete ich mit Bernd Boelhauve zusammen. Nach meinem Abitur trainiere ich jetzt bei Erik Schneider, bin die Jüngste in einer Gruppe, der zehn junge Frauen angehören“, erzählt die ehemalige Schülerin des Lüttfeld-Berufskollegs. Zweimal täglich ist Lutschak derzeit jeweils drei Stunden im Stadion: „Die Einheiten sind länger und härter. Ich muss mich erst reinfinden und probiere, locker dabei zu bleiben.“ Ihr aufgenommenes Politik- und Anglistik-Studium in Düsseldorf hat sie bereits wieder geschmissen, ab dem Sommersemester will sie sich neu orientieren und Lehramt studieren.

Entsprechend rückt der Sport noch mehr in den Mittelpunkt. Zudem gilt es, den Alltag alleine zu meistern. Die Wege zum Stadion – 15 Minuten mit dem Bus oder mit dem Fahrrad – sind kurz. Ein Trainingslager in Südafrika im März für zwei bis drei Wochen hat die Lipperin im Hinterkopf: „Bayer unterstützt mich, mit Jobben möchte ich aber auch selber Geld verdienen. In Lemgo hatte ich ebenfalls Sponsoren, hier läuft alles über den Verein.“ Statt Nike trägt sie demnächst Adidas. Das ist Pflicht. Doch der erste Eindruck in der neuen Umgebung ist positiv: „Ich fühle mich wohl.“

Leistungsmäßig erhofft sie sich einen Schub. Seit ihrem Triumph bei den Deutschen U23-Meisterschaften 2013 in Lage hat sie die dort errungenen 5213 Punkte nicht mehr erreicht. Im vergangenen Jahr stimmten die Trainingsergebnisse, doch im Wettkampf fühlte sich Lutschak schlapp. Ein Bluttest ergab: starker Eisenmangel. Saskia Lutschak stellte ihre Ernährung um und nahm Eisentabletten. Nur zwei Wochen später bei den nationalen Titelkämpfen freute sie sich über Bronze mit 5100 Zählern.

In diesem Sommer „lief gar nichts. Der Kopf war das Problem. Ich habe viel an mir gezweifelt. Dabei bin ich kein Trainings-, eher ein Wettkampftyp“. Potenzial sieht Lutschak vor allem über 800 Meter (Bestzeit: 2:25 Minuten): „Dieser abschließende Lauf tut immer weh. Egal, ob du 2:15 oder 2:30 Minuten läufst. Ich muss mich überwinden.“ Im Weitsprung verbesserte sie ihre Bestmarke von 6,04 Metern seit drei Jahren nicht mehr, im Siebenkampf kam sie nur auf 5,56 Meter: „Mein Siebenkampf-Ziel sind 5500 Punkte, um in den B-Kader zu rücken. Dazu brauche ich konstante Leistungen.“

Mit Florian Pielemeier und Karl Orgelmacher trainiert sie bald nicht mehr. Doch ihre langjährigen Trainingspartner werden ihr bestimmt die Daumen drücken. Bye-bye, Saskia.

Ex-Trainer Bernd Boelhauve: „Saskias Situation ändert sich“

Sechs Jahre ist Bernd Boelhauve Trainer von Saskia Lutschak bei der LG Lemgo gewesen. Er befürwortete den Wechsel: „Es ist wichtig, dass sie jetzt eine professionelle Betreuung bekommt, um sich sportlich weiterentwickeln zu können.“ Zudem äußert sich Boelhauve zu...

... Saskias Trainingsmöglichkeiten: „Sie kann in einer Gruppe trainieren, in der die Athletinnen auch teilweise die 6000-Punkte-Marke schon übertroffen haben. Diese tägliche Vergleichsmöglichkeit wird ihr gut tun und motivieren.“

... Saskias neuer Umgebung: „Natürlich ändert sich ihre Situation grundsätzlich, da sie in Lemgo und auch in Lippe ein Aushängeschild war und sie nun eine Athletin von mehreren ist. Saskia wird also zunächst nicht mehr so sehr im Mittelpunkt stehen, sondern muss sich erst einmal durchbeißen. Auf jeden Fall hat sie nun neben optimalen Trainingsbedingungen auch eine optimale physiotherapeutische Betreuung. Bei Fragen in Einzeldisziplinen, wie Speerwurf oder Hochsprung, gibt es in Leverkusen spezialisierte hauptamtliche Trainer, die ihr wertvolle Tipps geben können. Ich stehe in engem Kontakt zu ihrem neuen Trainer.“

... seinen Wünschen für Saskia: „Sie soll weiterhin so engagiert und zielstrebig im Sport und auch in ihrem Studium arbeitet. Ich bin sicher, dass sie großes sportliches Potenzial besitzt und noch einiges erreichen kann.“

... der Zukunft in Lemgo: „Ich werde mich zusammen mit Florian Lueke, Melanie Mauß, Isabella Lutschak, Dorit Plöger und Florian Pielemeier um die weiteren Leichtathletiktalente kümmern, von denen Ayele Gerken und Florian Pielemeier ja auch schon erste Erfolge bei Deutschen Meisterschaften erzielt haben. Wir hoffen, dass noch viele weitere Jungen und Mädchen zu uns kommen.“

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