Fitness-Expertin im LZ-Interview: Chaka-Chaka für mehr Lebensfreude

Lage-Billinghausen. Sie sehen aus wie kleine Kakteen oder saure Gurken mit Gumminoppen. Brasil heißen die mit Metallsand gefüllten Mini-Hanteln, mit denen der Organismus belebt und die Tiefenmuskulatur angesprochen wird. Den richtigen Umgang mit den beliebten Fitnesshelfern vermittelte Gabi Fastner 54 Übungsleiterinnen (darunter drei Männer) im Rahmen eines Lehrgangs vom Lippischen Turn-Gau (LTG).

Die LZ unterhielt sich mit der aus dem Fernsehen bekannten Fitness-Expertin und Buchautorin.

Sie produzieren diverse Videos und TV-Produktionen. Heute trainieren Sie live mit vielen Menschen. Was ist reizvoller?

Gabi Fastner: Mit Menschen zu arbeiten. Da merkt man sofort, wenn etwas zurückkommt – wenngleich ich auf meine Videos auch Emails erhalte. Aber beim Training mit Menschen muss ich flexibel sein. Das bereitet Freude, ist spannender und ich kann etwas austesten.

In der Fernsehserie &bdquo;Telegym" im Bayerischen Rundfunk wecken sie vor einer traumhaften Naturkulisse Lebensfreude. Wie kompensieren Sie dieses sinnliche Erlebnis in einer schlichten Turnhalle?

Fastner: Ich liebe es, Gymnastik zu betreiben. Bewegung ist mein Leben. Da ist das Umfeld schnell vergessen. Zudem empfinde ich in den Workouts die Einbindung unterschiedlicher Kleingeräte als eine Motivationshilfe. Die gibts in unterschiedlichen Farben und Stärken, wodurch sich leicht Abänderungen der Übungen vornehmen lassen. Das vereinfacht vieles. Zudem profitiere ich davon, dass alle die Arbeit mit dem Redondoball lieben. Wenn man die Übungen mit den Brasils macht, sehen die gleichen Übungen ganz anders aus. Aber mit allen Geräten arbeiten wir am Körper.

Sie haben gerade das Zauberwort ausgesprochen: Brasil – Warum heißt das so und was verbirgt sich dahinter?

Fastner: Durch den Schütteleffekt steigt die Körperwahrnehmung, wenn man mit Brasils trainiert. Viele kennen das Gefühl von den Hackbewegungen der Rückenschule. Ich habe sie wegen des Chaka-Chaka -Effekts so genannt – weil sie brasilianische Lebensfreude schüren. Brasils sind sehr gelenkschonend und wirken in die Tiefenmuskulatur. Auch beim Joggen oder Walken kann man sieeinsetzen.

Welche Bedeutung haben Youtube und das Internet für die Fitnessbranche?

Fastner: Eine sehr große. Dadurch ist eine riesige Bewegung entstanden. Seitdem bewegen sich mehr Menschen. Klar, benötigen viele die soziale Komponente im Fitnessstudio oder im Verein. Aber es gab immer schon viele Menschen, die zuhause nichts hatten. Durch die Videos erleben sie im nächsten Schritt, was genau zu machen ist. Sie werden nicht ins kalte Wasser geschmissen. Viele Menschen haben mir geschrieben, dass sie durch meine Filme endlich wieder zur Bewegung gefunden haben.

Sie wollen in ihrem Workshop &bdquo;sensomotorische Reize" setzen. Was bedeutet das konkret?

Fastner: Der Mensch nimmt Reize von außen oder innen wahr und muss reagieren. Zum Beispiel im Winter. Wenn es plötzlich glatt ist und gewisse Muskeln unwillkürlich das Gleichgewicht steuern sollen. Man kann solche sensomotorische Reize ganz einfach setzen, wenn man sich zum Beispiel auf einem Bein stehend die Zähne putzt. Oder wenn man sich auf einer Bus- oder Zugfahrt nicht permanent festhält. Auch das aktiviert die Tiefenmuskulatur. Häufig sind wir zu bequem. Aber der Mensch muss einfach auch mal unbequem sein.

Da Sie viel Hilfestellung für Fernsehsportler bieten: Haben Sie auch Tipps für klassische Schreibtischtäter?

Fastner: Auch fürs Büro eignen sich Brasils wunderbar. Wenn man dabei jede Stunde nur zwei Minuten aufsteht, ist das immer noch besser als eine Stunde Bewegung in der ganzen Woche. Optimal wäre natürlich ein Stehpult. Wenn man sitzt, dann ist ein Sitzball oder ein Ballkissen gut. Früher wurde gelehrt, dass man unbedingt gerade sitzen soll. Doch es ist besser, immer mal die Position zu verändern. Bewegt sitzen ist das wichtigste.

Sie vermitteln täglich vielen anderen Menschen Fitnessübungen. Wie sieht ihr eigener, ganz persönlicher Trainingsplan aus?

Fastner: Ich mache generell alles, worauf ich Lust habe. Ein Trainingsgerät ist beispielsweise mein Hund. Wir sind viel in den Bergen unterwegs. Auch Radfahren bringt eine Menge Abwechslung.

Ob Pilates, Yoga oder Faszien. Überwiegend werden diese Übungsstunden von Frauen dominiert. Mit welchen Argumenten locken Sie die Männer?

Fastner: Männer kommen erst, wenn sie Schmerzen verspüren. Wenn sie ein Zwicken wahrnehmen. Dann muss man ihnen mit Hintergrundwissen kommen. Männer hinterfragen vieles und benötigen mehr Infos als Frauen.

Groß in Mode sind derzeit Fitnessarmbänder. Welche Rolle spielen die bei ihren Workouts?

Fastner: Ich finde sie nicht schlecht, weil man viele Dinge kontrollieren kann. 6000 Schritte am Tag wären gut, 10.000 Schritte sind besser. Wenn man sieht, dass da noch was fehlt, geht man abends vielleicht noch mal um den Häuserblock. Für Gymnastik sind sie nicht so wichtig. Doch irgendwie gehört ja alles zusammen.

Abschlussfrage: Haben Sie eigentlich schon mal Bekanntschaft mit dem inneren Schweinehund gemacht?

Fastner: (lacht) Nee. Ganz ehrlich: Den kenne ich nicht. Vielleicht, weil ich mich einfach unheimlich gerne bewege. Ich bin von klein auf ein echtes Naturbewegungskind. Das habe ich durch meine Eltern gelernt. Vielleicht habe ich sie auch deshalb überzeugen können, in den Filmen bei Telegym aktiv vor der Kamera mitzuturnen.

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