Die 38. Erstligasaison des TBV wird eine Herausforderung

Lemgo. Der TBV Lemgo Lippe kämpft derzeit nicht um Tore und Punkte, sondern um Sponsoren und Unterstützer. Dabei geht der lippische Handball-Bundesligist neue Wege. In einer vom Beiratsvorsitzenden Herbert Vogel moderierten Videoschalte haben sich die Geschäftsführung sowie Trainer Florian Kehrmann in der vergangenen Woche den TBV-Sponsoren gestellt.

Die Kommunikation lief über die Plattform Cisco, auf die die Sponsoren mittels eines Links Zugriff erhielten. Knapp 40 Personen waren live zugeschaltet. &bdquo;Viele Sponsoren sind aus verständlichen Gründen derzeit schwer zu erreichen. Darum sind wir proaktiv tätig geworden, um unsere Unterstützer über die aktuelle Situation beim TBV aufzuklären und in die Breite zu informieren“, erklärt Ulrich Kaltenborn den neuen Ansatz. Auch in einigen anderen Bereichen wird an der Bunsenstraße derzeit quer gedacht.

Rückforderungen. Durch den Abbruch der Bundesligasaison 2019/2020 sind drei Heimspiele weggefallen. &bdquo;Viele Unterstützer, die nicht ihre volle Leistung bekommen haben, zeigen sich solidarisch. Bislang halten sich die geforderten Ansprüche in Grenzen“, spricht Kaltenborn von einem tendenziell positiven Signal sowohl aus der Sponsorenschaft als auch von den Dauerkartenbesitzern. Letztgenannte erhalten dieser Tage Post vom TBV mit dem Angebot auf unterschiedliche Optionen. Bei einem Verzicht auf die Ansprüche aus der Abbruch-Saison soll der Name auf einer Spendenwand (siehe Kasten) verewigt werden. &bdquo;Außerdem bieten wir Gutscheine oder die komplette Rückabwicklung an“, sagt Kaltenborn, der für den 19. Mai auch den Start für den neuen Dauerkartenvorverkauf angepeilt hat.

Problemposten. Ein großes Ärgernis sind für fast alle Erstligisten die massiven Beitragssteigerungen zur Verwaltungsberufsgenossenschaft. Auch der TBV hat daran zu knapsen. &bdquo;Ungeplant mussten wir seit Dezember eine unerwartete Erhöhung von 100.000 Euro stemmen. Auch für die kommende Saison sind weitere Erhöhungen angekündigt, obwohl ein Drittel des Jahres noch nicht mal trainiert wird und das Verletzungsrisiko Null ist. Meiner Meinung nach werden diese Gegebenheiten unserer Branche nicht gerecht“, sagt Jörg Zereike.

Das Fundament 2020/2021. Während die Planungen bis 30. Juni verbindlich sind, sieht Kaltenborn die neue Saison, von der noch niemand weiß, wann und wie sie konkret ablaufen wird, problematischer. Zwar soll die 1. Liga mit 20 Teams spielen, was zwei zusätzliche Heimspiele bedeuten würde. Doch vieles ist nebulös. Kaltenborn: &bdquo;Wenn wir vom 30. Juni 2021 rückwärts planen, hätten wir mit dem Start noch bis Mitte Oktober Zeit, um terminlich durchzukommen.“ Grundsätzlich berichtet Kaltenborn von verhaltenen Reaktionen der Sponsoren. &bdquo;Wir haben einige Zusagen vorliegen. Aber das ist natürlich alles mit einem Risiko verbunden. Was ist ein Vertrag wert, wenn das Unternehmen plötzlich in die Insolvenz geht?“ Um sich einen Überblick über den künftigen Etat zu verschaffen, hat sich der TBV-Geschäftsführer eine Frist bis zum 31. Mai gesetzt. &bdquo;Einen Monat vor Saisonende wollen wir eine klare Wasserstandsmeldung haben.“

Die Hauptsponsoren. Hier weiß Kaltenborn Erfreuliches zu vermelden. &bdquo;Alle Großen bleiben an Bord. Sponsoring beim TBV ist eine nachhaltige Sache.“ Phoenix Contact habe seinen Vertrag bereits vor Eintritt der Coronakrise um zwei Jahre verlängert. Gleiches gelte für die Sparkasse und die Lippische Landes-Brandversicherungsanstalt.

Neuausrichtung. Ulrich Kaltenborn kündigt eine Vertriebsoffensive an. Da es sehr schwer sei, dicke Werbefische an Land zu ziehen, müsse der TBV in der Akquise wieder mehr in die Fläche gehen. Darum hatte der Verein in speziellen Sponsoring-Fachmedien Stellenanzeigen geschaltet. Der Rücklauf war mit 100 Bewerbern enorm. Unter den zehn eingeladenen Kandidaten wurde ein Vertriebsprofi vom Basketball-Bundesligisten Oldenburg Baskets verpflichtet, der seinen Dienst an der Bunsenstraße zum 1. Juli antritt. Zusammen mit einem Trainee sowie der Unterstützung durch Christoph Theuerkauf sei das eine gute Mischung, um den TBV werblich neu aufzustellen. &bdquo;Wir müssen anders denken und emotionaler rangehen, als wir es die vergangenen zehn Jahre gemacht haben“, ist Ulrich Kaltenborn überzeugt. Die Finanzierung der neuen Kraft erfolge über Kosteneinsparungen in anderen Bereichen. Kaltenborn: &bdquo;Wir können uns keine Spieler leisten, wenn die Sponsorenleistung zurückgeht. Darum müssen wir andere Wege beschreiten.“ Parallel arbeitet der TBV auch an der Infrastruktur. Alle Logen werden mit neuen Bildschirmen inklusive Sky-Zugang ausgestattet. Um den Werbetreibenden einen Mehrwert zu geben, wird im Eingangsbereich der Phoenix-Contact-Arena ein riesiger Bildschirm installiert.

Die blau-weiße Mauer Unter dem selbst ersonnenen Slogan &bdquo;Gemeinsam. Stark.“ bietet der TBV spezielle Angebote an, mit denen Lemgo-Fans ihre Solidarität mit dem Verein bekunden können. Wichtigstes Symbol für den Zusammenhalt ist eine blau-weiße Mauer, die symbolisch für die Abwehrstärke des TBV steht und in der Phoenix-Contact-Arena präsentiert wird. Wer auf Ansprüche aus Ticket- oder Dauerkartenkäufen verzichtet, bekommt einen Baustein mit seinem Namen in der blau-weißen Mauer und wird auf der TBV-Homepage in der Rubrik &bdquo;Gemeinsam.Stark.“ erwähnt. Zudem können TBV-Fans die symbolischen Bausteine zu unterschiedlichen Beträgen ab 3 Euro im TBV-Onlineshop erwerben. Außerdem hat der Verein royalblaue T-Shirts, einen Schal, die Sonderedition eines TBV-Trikots sowie Gesichtsmasken – allesamt mit dem Solidaritätsmotto &bdquo;Gemeinsam. Stark.“ – aufgelegt.

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