Beuchler will die HSG noch etwas besser machen

Blomberg. Die erste Kontaktaufnahme erfolgte in China. Irgendwo zwischen den Millionenstädten Shanghai, Danyang, Zhangjiang und Peking. Im August 2012 war Torben Kietsch Teil einer lippischen Handball-Entourage, die für den TBV Lemgo und die HSG Blomberg-Lippe Sponsoren im Reich der Mitte akquirieren wollte. Während sich die vermeintlichen Solar-Geschäfte als Luftnummer entpuppten, hat Kietschs freundschaftlicher Kontakt zum damaligen TBV-Trainer bis heute Bestand. Am 1. Juli mündet der lockere Austausch nun in einer regelmäßigen Zusammenarbeit. Dirk Beuchler steigt als Sportlicher Berater beim lippischen Frauen-Bundesligisten ein.

Um Missverständnissen zuvorzukommen: &bdquo;Ich habe keinerlei Absichten, mich als Trainer auf die Bank zu setzen“, sagt Beuchler, der zuletzt beim VfL Gummersbach unter Vertrag stand. Allerdings endete die auf drei Jahre fixierte Zusammenarbeit im Oberbergischen bereits nach einem halben Jahr. Beuchler wurde beurlaubt – und Gummersbach stieg ab. Ähnlich war es ihm zuvor beim TuS N-Lübbecke ergangen. Für Beuchler ein Signal. Der 49-jährige ehemalige Kreisläufer hat sich in der Zwischenzeit beruflich ganz neu aufgestellt. Anzug statt Sportkluft, Finanzcoach statt Handballtrainer, lautet seine neue Perspektive. &bdquo;Ich arbeite für die Deutsche Vermögensberatung. Das sind die, für die Jürgen Klopp Werbung macht.“

Prioritäten haben sich verschoben Seinen Lebensmittelpunkt hat Beuchler in Lübbecke, wo er mit seiner Frau Nadine – Lehrerin an der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule in Minden – und Sohn Jakob wohnt. Seine 25-jährige Tochter studiert in Leipzig Jura. &bdquo;30 Jahre lang habe ich alles dem sportlichen Wohl untergeordnet. Doch inzwischen haben sich meine Prioritäten verändert. Ich will mit 55 oder 60 Jahren nicht mehr an der Linie stehen.“

In Blomberg machte sich Geschäftsführer Torben Kietsch schon seit längerer Zeit Gedanken, wie er unabhängig vom erfolgreichen Trainerteam um Steffen Birkner auch abseits des Spielfeldes das sportliche Fachwissen erhöhen kann. Als Amateurfußballer habe er sich in die Frauenhandballszene zwar eingearbeitet. &bdquo;Doch es ist ein Unterschied, ob ein Autodidakt oder ein European Mastercoach ein fachliches Feedback gibt.“ Die höhere handballerische Expertise käme auch dem Führungszirkel der HSG zugute. Kietsch: &bdquo;Bekanntlich verfolgt die HBVF ja einen Masterplan mit Hallenausbau, LED-Banden und weiterer Professionalisierung. Durch Dirks Mitarbeit können wir vielleicht ein bis zwei Gehirnzellen weniger für den Sport verlieren.“

Beuchler ist kein Aufpasser Eines sagt auch Kietsch klar: &bdquo;Das ist keine Beschneidung des Trainers.“ Steffen Birkner, der am Pfingstmontag seinen 40. Geburtstag feierte und in der kommenden Woche in seiner Heimatstadt Stralsund den Bund der Ehe eingeht, goutiere die Entscheidung. Kietsch: &bdquo;Dirk Beuchler ist kein Aufpasser, der sportlich die Musik macht, sondern ein Sparringspartner, mit dem sich Steffen Birkner abgleichen kann.“Das langfristig angelegte Konstrukt beinhaltet, dass Beuchler stetig die sportliche Situation bewerten soll und den Trainern im Leistungsbereich im beratenden Dialog zur Seite steht. Kietsch: &bdquo;Seine Einschätzung zu potenziellen Neuzugängen wird ebenfalls sehr hilfreich sein. Ganz bestimmt kann er mit seiner einnehmenden, sympathischen Art auch dabei helfen, Spielerinnen nach Blomberg zu lotsen.“

Dirk Beuchler hat in den vorbereitenden Gesprächen einen positiven Eindruck von der HSG gewonnen. &bdquo;Ich möchte das Dreieck zwischen Trainer, Geschäftsführer und Beiratsvorsitzenden Jens Genge unterstützen. Ein Externer hat halt einen anderen Blickwinkel“, freut sich Beuchler auf eine &bdquo;sehr reizvolle Aufgabe“, die er gut mit seinem Zehn-Stundentag für die DVAG verknüpfen könne. Im persönlichen Gespräch mit Steffen Birkner und Björn Piontek will er in Kürze ausloten, welche Ansätze es ansonsten noch gibt. Beuchler denkt beispielsweise an interne Fortbildungen des HSG-Trainerteams: &bdquo;Ich würde mich freuen, wenn ich dazu beitragen könnte, die HSG noch ein paar Prozent besser zu machen.“

Persönlich Dirk Beuchler wurde am 9. Februar 1971 in Kampala in Uganda geboren. Er ist verheiratet und wohnt in Lübbecke. Beuchler begann seine Karriere 1979 in Mainz beim SC Lerchenberg. Mit der SG Wallau-Massenheim wurde der kraftvolle Kreisläufer zweimal Deutscher Meister, zweimal DHB-Pokalsieger und gewann den IHF-Cup. Anschließend spielte der achtfache Nationalspieler sechs Jahre für den TuS Nettelstedt. Es folgten Auslandsengagements in Spanien. Mit Portland San Antonia wurde er spanischer Meister und Europacupsieger der Pokalsieger. Nach zwei Jahren in Algeciras und Huesca fungierte er zwei Jahre als Teammanager in San Antonio und erlangte die spanische Trainerlizenz. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland heuerte er beim Zweitligisten SV Post Schwerin an, von wo ihn 2011 der Weg zum TBV Lemgo führte. Nach zwei Jahren in der Hansestadt kehrte Beuchler nach Nettelstedt zurück, wo er nach seiner Entlassung als Bundesligacoach zwischenzeitlich die A-Jugend der JSG NSM Nettelstedt coachte. Nur kurz durfte sich der Inhaber der EHF-Master-Coach-Lizenz 2017 beim VfL Gummersbach beweisen.

Beuchler will die HSG noch etwas besser machen

Aus für den Jugendkoordinator: HSG Blomberg-Lippe trennt sich von Timon Döring

Zu späte Reue: Ungarischer Verband verhängt 21 Strafen gegen Blombergs Europapokalgegner

Gute Zeit, lehrreiche Zeit: Blombergs Kurztrip nach Dänemark

Von Blomberg nach Ungarn: Bei der HSG fällt eine wichtige Entscheidung

Maske, Möstl und der Quarterback: Nur der SC Paderborn ziert sich noch

„Heute bin ich happy.“ Blombergs Zoe Ludwig ragt beim Sieg gegen Oldenburg heraus

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €