Rot-weißes Fußball-Eis schmeckt Marco Mescheder

Detmold-Hiddesen. Sein Herz schlägt für den FC Augustdorf – &bdquo;mein Heimatverein". Doch wenn er sich einen Ort für das Pressegespräch mit dem LZ-Redakteur aussuchen darf, wählt Marco Mescheder die Eisdiele &bdquo;Daniele" in Detmold-Hiddesen. Der 27-jährige Fußballer: &bdquo;Meine Mutter wohnt direkt gegenüber, meine Schwester Kim ist mit Fabio, der hier bedient, verheiratet. Und das Eis schmeckt unschlagbar gut."

Noch vor der Coronavirus-Krise sagte der Defensivallrounder beim Westfalenligisten VfL Theesen zu und wagt zur neuen Serie den großen Schritt, zwei Klassen höher zu kicken. Grund genug, um mit Mescheder nachfolgendes Interview bei Kaffee und Eis zu führen.

Warum wechseln Sie im Sommer nach Theesen?

Marco Mescheder: Ich möchte einfach wissen, ob ich es packe. Schon im Februar machte ich alles klar. Heinz-Werner Stork aus dem Vorstand und Coach Andreas Brandwein sowie das Probetraining überzeugten mich. Ich komme in ein familiäres Umfeld.

Kennen Sie schon Mitspieler?

Mescheder: Nur Oliver Bollwicht, ihn habe ich mal beim Futsal kennengelernt. Erst spielte er für Minden, nun für MCH Futsal Club Bielefeld-Sennestadt.

Wollen Sie weiter parallel für Cherusker Detmold Hallenfußball spielen?

Mescheder: Ja, so habe ich es mit Präsident Michael Grundmann besprochen. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt. Enes Cömert sowie Johann und Alexander Felker sind sehr gute Freunde. Julien Will ist auch oft dabei, wenn wir uns treffen. Mir bereitet es zudem unheimlich viel Freude, Futsal zu spielen.

Können Sie sonntags auf dem Fußballplatz Topleistungen bringen, wenn tags vorher ein anstrengendes Futsal-Spiel anstand?

Mescheder: Ja, sicher. Disziplin ist ein wichtiger Faktor. Ich habe das Gefühl, wenn ich mal schlecht spiele, dass es gleich am Futsal liegen soll. Ich behaupte: Futsal bringt mich auch als Fußballer weiter. Trotzdem müssen wir uns der Kritik stellen.

In welchem Bereich haben Sie sich durch Futsal verbessert?

Mescheder: Ich muss ruhiger am Ball werden, bin oft zu hibbelig. Wenn ich mir Johann Felker angucke, weiß ich: Seine Handlungsschnelligkeit fehlt mir. Futsal ist ideal, um an diesem Defizit zu arbeiten. Auch in Theesen kann ich viel lernen. Darauf habe ich so richtig Bock.

Konkret?

Mescheder: In Augustdorf war ich Führungsspieler, der stellvertretende Kapitän hinter Davut Sansar. Die Funktion habe ich gerne ausgeübt, nun nehme ich eine andere ein. Ich werde sehen, wie andere führen. Auf die neue Rolle freue ich mich.

Ihr Ziel?

Mescheder: Ich möchte spielen, ich will immer spielen. Aber ich weiß auch, dass in der Westfalenliga das Tempo ein anderes ist und dass meine Mitspieler besser ausgebildet sind. Ich möchte reifen und dem Team helfen. Ganz ehrlich: Ich schaue schon länger und musste nun nicht lange überlegen.

Spielt Geld eine Rolle?

Mescheder: Überhaupt nicht. Natürlich gibt es Spieler, die wegen ein paar Euros von Verein zu Verein weiterziehen. Das ist überhaupt nicht mein Ding. Ich will mich im Verein wohl fühlen.

Wie schwer fällt der Abschied aus Augustdorf?

Mescheder: Der FCA ist mein Heimatverein, das wird er immer bleiben. Ich habe hier viele Freunde, mein Bruder Marcel (25) spielt da ebenfalls in der ersten Mannschaft. Ich habe immer mit offenen Karten gespielt, der Verein war fair zu mir und akzeptierte meine Entscheidung.

Warum sind Sie nicht zum Post-TSV Detmold gewechselt, als die Felker-Brüder, Enis Cömert und Julien Will da kickten?

Mescheder: Wenn wir uns sehen, sagen wir immer, dass es cool wäre, wenn es mal klappen sollte. In Augustdorf hatte ich eine andere Clique, es ist die selbe Spielklasse gewesen und die Rivalität zwischen den Vereinen groß.

Mir wurde zugetragen, dass ein spannender Australien-Trip hinter Ihnen liegt. Erzählen Sie!

Mescheder: Das stimmt (schmunzelt). Ich wollte für vier Wochen einen Kumpel besuchen, wir sind an der Ostküste gereist. Es war toll. Dann kam ich nicht zurück – Corona. Ich rief meinen Chef an, der sagte: Dann solle ich nach Melbourne fahren, da hat Weidmüller auch einen Standort. Ich setzte mich also ins Auto und fuhr von Sydney nach Melbourne, um von dort zu arbeiten. Eineinhalb Wochen später konnte ich für 850 Euro zurückfliegen. Ich hatte meiner Mutter versprochen: Wenn die Preise unter 1000 Euro fallen, komme ich.

Sie gelten als Fitness-Junkie. Wie oft trainieren Sie?

Mescheder: Ich gehe zwei- bis dreimal in der Woche ins Fitnessstudio, habe während der Coronazeit auch viele Laufeinheiten gemacht. Trotz des Saisonabbruchs bin ich topfit. Per Fernstudium ließ ich mich zum Personal-Trainer ausbilden, dort habe ich auch viel über Ernährung gelernt.

Ihr Eis in Hiddesen gönnen Sie sich aber regelmäßig?

Mescheder: (schmunzelt) Ja, klar. So ein rot-weißes Eis in den FCA-Farben schmeckt einfach lecker. Ich bin aber auch gerne in der Detmolder Innenstadt – am liebsten im Café Halbstark oder im Café Verve.

In Ihrer bisherigen Karriere sind Sie immer wieder nach Augustdorf zurückgekehrt. Planen Sie das auch diesmal?

Mescheder: Ich verspreche nichts, aber es ist natürlich nicht ausgeschlossen. Jetzt freue ich mich aber erstmal auf die neue Herausforderung in Theesen.

Persönlich Der 27-jährige Marco Mescheder wohnt zusammen mit seiner Freundin Anna (24), mit der er seit acht Jahren liiert ist, in Detmold-Pivitsheide. In Augustdorf wuchs Mescheder auf, startete hier auch mit dem Fußballspielen, über SVE Jerxen-Orbke und FC Stukenbrock kehrte er zum FCA zurück, stieg mit Trainer Uwe Hohnhold in die Landesliga auf. Für die U23 des SC Verl kickte der Defensivallrounder ebenfalls. Der gelernte Mechatroniker arbeitet bei Weidmüller im technischen Produkt-Support.

Stimmen &bdquo;Marco ist ein super Typ, total ehrgeizig. Er wird sich in Theesen durchsetzen."

(Michael Grundmann, Präsident von Cherusker Detmold)

&bdquo;Ich kenne Marco seit 20 Jahren, er war immer einer der Talentiertesten von uns, wir hatten viel zu lachen. Gerne denke ich an die Erfolge zurück – Landesliga-Aufstieg, Pokalsieger, Rückkehr in die Bezirksliga und die LZ-Cup-Triumphe. Ich bin mir sicher, dass er in Theesen eine gute Rolle spielt."

(Sefik Kartal, Keeper des FC Augustdorf)

&bdquo;Wir sind noch nicht lange befreundet. Durch Cherusker haben wir uns besser kennengelernt, fahren inzwischen sogar gemeinsam in den Urlaub. Dass er es wagt, nach Theesen zu gehen, finde ich gut – raus aus der Komfortzone. Marco hatte mehrere Angebote, Theesen und die Westfalenliga sind der richtige Schritt. Vermutlich mag ich ihn so gerne, weil er es hasst, nur einen Zweikampf zu verlieren. Ich ticke ähnlich."

(Johann Felker, Cherusker-Mitspieler)

&bdquo;Schon zu der Zeit von Steven Hengstler (FCA-Trainer bis 2019, die Red.) trafen wir die Entscheidung, dass wir Marco keine Steine in den Weg legen. Er ist immer ehrlich gewesen und war ein Vorbild – auf und neben dem Platz. Zusammen mit Alexander Eck ist er der lauteste gewesen, nun wechselt er zu einem tollen Verein. Ich freue mich für ihn."

(Alexander Bechthold, Sportlicher Leiter des FC Augustdorf)

&bdquo;Mit Marco habe ich viele lustige Geschichten erlebt. Besonders gerne denke ich an eine WhattsApp-Nachricht zurück, in der er mich fragte: ,Trainer, wieso sagst du mir nicht, dass meine Bewegung aussah, wie beim Ex-Basketballer Shaquille ONeal. Tags vorher hatte er zu seinem unfassbaren Tor gescherzt, dass er sich wie Neymar fühle. Beim entscheidenden Spiel um den Aufstieg in Minden hatte er den ersten Gegenspieler getunnelt, den zweiten mit einem Doppelübersteiger nass gemacht und das Leder dann in den Winkel gehämmert. Die Halle stand Kopf. Ich sage nur: Das Fitnessstudio lässt grüßen."

(Cherusker-Trainer Kosta Triantafyllidis).

&bdquo;Marco schaute sich mehrere Vereine auf diesem Level an. Er besitzt eine sehr gute Physis, auch spielerisch kann er mithalten. Auch menschlich passt er zu uns."

(Theesen-Trainer Andreas Brandwein)

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