Beim TBV sitzen die Zuschauer wie auf dem Schachbrett

Lemgo. Der Start in die neue Handball-Bundesligasaison rückt näher. Vorbehaltlich der Zustimmung des Gesundheitsamtes des Kreises Lippe sowie des Lemgoer Ordnungsamtes hofft der TBV Lemgo Lippe in zwölf Tagen beim ersten Heimspiel gegen den HSC 2000 Coburg auf 1000 Zuschauer in der Phoenix-Contact-Arena.

Wie kommt diese Besucherzahl zustande? Die Bundesländer möchten eine gemeinsame Vorgehensweise bei bundesweiten Teamsportveranstaltungen erreichen. In der Empfehlung für einen sechswöchigen Probebetrieb sollen unter Einhaltung des Hygiene- und Infektionsschutzes 20 Prozent der Stadion- bzw. Hallenkapazität genutzt werden. Das Land NRW hat sofort reagiert und diesen Passus bereits in seine neue Corona-Schutzverordnung eingearbeitet.

Wie werden die Tickets verteilt? Insgeheim hatte der TBV Lemgo Lippe auf eine Quote von 30 Prozent und mehr gehofft, um alle Dauerkarteninhaber bedenken zu können. Bei einer Kapazität von 1000 Zuschauern werden nicht alle Abonnenten bedient werden können. Bis Montag sind alle Dauerkartenbesitzer aufgefordert, ihre Einverständniserklärung bezüglich der Corona-Bestimmungen beim TBV abzugeben. Anschließend fällt die Entscheidung. &bdquo;Wir bemühen uns um ein faires Losverfahren unter Berücksichtigung von Haushalten“, verspricht Ulrich Kaltenborn. Sein Geschäftsführer-Kollege Jörg Zereike ergänzt: &bdquo;Unser Ziel ist es, dass Dauerkarteninhaber zumindest eines von zwei Spielen sehen können.“

Worauf sich die 1000 Zuschauer einstellen müssen. Die ursprünglich gebuchten Plätze werden aufgrund der Abstandsregeln in den ersten drei Heimspielen nicht zu realisieren sein. Die Kategorie soll jedoch erhalten bleiben. Die Plätze werden im Schachbrettmuster angelegt. Insgesamt gibt es für den öffentlichen Bereich sechs Sektoren mit maximal 150 Plätzen. Jeder Sektor hat einen eigenen Eingang (viermal über die Feuertreppen), eigene Toiletten und Theken.

Wie hoch ist der Mehraufwand? Natürlich ist deutlich mehr Aufsichtspersonal erforderlich. Für jeden Zuschauersektor wird zusätzliches Personal benötigt. Dieses wird durch jeweils einen Mitarbeitenden aus der Geschäftsstelle begleitet. Da es keine Tageskasse und keinen Fanshop gibt, werden hierdurch Kapazitäten frei. Zereike: &bdquo;Auch das Reinigungspersonal wird aufgestockt, denn die Toiletten und Kontaktflächen müssen regelmäßig geputzt werden.“

Wird es einen VIP-Bereich geben? Die Sponsoren und Logen-Inhaber können die komplette obere Ebene nutzen. Hier vertraut der TBV den Erfahrungswerten von Benjamin Krentz und seinem Team von Infinity, die bereits Erfahrungen mit einem eigenen Gastro-Konzept gesammelt haben.

Inwieweit kommen die Fanklubs zu ihrem Recht? &bdquo;Trommeln und Klatschen ist nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht“, sagt Ulrich Kaltenborn, der die Vertreter der Fanclubs bei einem Treffen in der nächsten Woche &bdquo;sensibilisieren“ möchte.

Gibt es noch einen Testlauf für das Hygienekonzept des TBV? Zunächst einmal hofft der Verein auf die Genehmigung durch die Behörden, wobei Geschäftsführer Jörg Zereike noch einmal ein Faustpfand der Phoenix-Contact-Arena hervorhebt: &bdquo;Die Lüftungsanlage ist top. Statt auf 30 Prozent werden wir die Umluft auf 100 Prozent Frischluftzufuhr einstellen und von der Stärke wie bei 5000 Besuchern agieren.“ Dennoch wird auch das letzte Testspiel gegen TuS N-Lübbecke am kommenden Freitag ohne Publikum stattfinden. Zum einen sei die Zeit schon sehr knapp. &bdquo;Zum anderen“, so Zereike, &bdquo;ist ein Spieltag mit VIP-Konzept eine ganz andere Nummer, als ein Testspiel in Hamm. So etwas kann man nicht simulieren.“

Bundesliga-Notizen Regionale Unterschiede. Dass die beiden hessischen Erstligisten HSG Wetzlar und MT Melsungen mit unterschiedlichen Zuschauerzahlen planen, klingt im ersten Moment merkwürdig. Während Melsungen gegen den TBV 2100 Zuschauer in die Halle lässt, sind es in Wetzlar lediglich 800 Besucher. Hintergrund ist die Anzahl an Sitzplätzen. &bdquo;Wetzlar hat einen hohen Stehplatzanteil“, weiß Jörg Zereike. Während es in der Rittal-Arena zirka 2500 Sitzplätze gibt, sind es in der Rothenbach-Halle in Kassel 3800 Sitzplätze. Zusätzlich hat die MT Melsungen die Stehtribüne in 600 weitere Sitzplätze umgewandelt, wodurch sich die Kapazität in der Messehalle auf 4400 Sitzplätze erhöht. Erste Spielverlegung in Essen. Die Anforderungen in der 1. Liga steigen nicht nur sportlich. Auch in die Infrastruktur in die Sporthalle &bdquo;Am Hallo“ in Essen muss mächtig investiert werden. Neben einem neuen Hallenboden oder Anbindung ans Glasfasernetz wird an einer komplett neuen Beleuchtung gearbeitet. Da die Gewerke bis zum Saisonstart nicht abgeschlossen sind, trägt der TUSEM sein erstes Heimspiel erst am 18. Oktober gegen Balingen aus.

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