TBV ertränkt Pokalfrust im Seehaus an der Alster

Hamburg. Und wieder war der TBV Lemgo Lippe dem DHB-Pokal ganz nah. Vor dem ersten Halbfinale funkelte die 3,5 kg schwere Trophäe direkt vor der blauen Kurve. Auch sportlich hat beim 26:28 (12:12) gegen den THW Kiel nicht viel an einer Sensation 2.0 gefehlt.

Was waren die Schlüsselszenen? Zum einen die Phase kurz vor der Pause, als Finn Zecher sofort nach seiner Einwechslung dreimal zupackte und sich der TBV von 9:9 auf 12:9 lösen konnte. Kiel schwamm. &bdquo;Doch durch leichte Fehler konnten wir ihre Unsicherheit nicht bestrafen", meinte Florian Kehrmann. Ähnlich sah es THW-Coach Filip Jicha. Der 5:0-Lauf zum 14:12 (33.) &bdquo;hat uns zurück ins Spiel gebracht". Knackpunkt zwei war Lemgos vergebene Chance, beim 24:23 auf zwei Tore Vorsprung zu erhöhen (53.). Stattdessen fing Dahmke einen Pass auf Außen ab, und Wiencek traf zum 24:24 ins leere TBV-Tor. Anschließend hielt Landin zweimal grandios gegen Suton und beim 24:28 auch noch gegen den frei vom Kreis werfenden Simak. Während der TBV Pech mit Abprallern hatte, beendete auf der Gegenseite der unwiderstehliche Sander Sagosen mit den Treffern sieben und acht den Traum von der Titelverteidigung.

Womit überzeugte der TBV? Prunkstück war die unheimlich bewegliche, straffe, antizipative, aufreibende und wirkungsvolle Defensive. Hinten wie vorne im Zentrum stand Jonathan Carlsbogard, der zwar selbst nur ein Tor erzielte, aber dem Lemgoer Angriff eine fundierte Struktur verlieh, was beim kontinuierlichen Sieben-gegen-Sechs in der zweiten Hälfte ein Höchstmaß an Kontrolle verlangte.

Weshalb spielte Isaias Guardiola nicht? &bdquo;Ich hatte schon unter der Woche muskuläre Probleme", meinte Lemgos zweiter Kapitän, der nach dem Aufwärmen frustriert abwinkte. Zunächst übernahm Andreas Cederholm den Part und strahlte mit drei Toren viel Gefahr aus. Dass &bdquo;Ceder" in der zweiten Hälfte nicht mehr kam, führte Kehrmann auf die kontinuierliche Überzahl zurück, bei der eine sichere Ballführung oberste Priorität hat. &bdquo;Huti und Bobby haben das hervorragend gelöst", lobte der TBV-Coach Hutecek und Schagen.

Was sagten die Protagonisten? &bdquo;Es war ein unfassbar schweres Spiel, das für beide Seiten ausgehen kann", war Filip Jicha heilfroh über den knappen Sieg. Florian Kehrmann sah im zweifachen Welthandballer Niklas Landin den Unterschied. &bdquo;Wenn er in den letzten Minuten nicht vier freie Bälle wegnimmt, kann Großes entstehen. Doch wem soll ich einen Vorwurf machen? Die Mannschaft hat Unglaubliches geleistet. Wir waren ganz nah dran – und das nicht gegen irgendeine Kirmestruppe."

Wie verarbeitete der TBV das Halbfinal-Aus? Nach dem Duschen erklommen die meisten Spieler zunächst den Fanblock, wo sie an der Seite von Freunden, Fans und Familienangehörigen das zweite Halbfinale zwischen dem SC Magdeburg und dem HC Erlangen (30:22) verfolgten. Anschließend folgten sie dem Aufruf ihres Trainers. &bdquo;Wir werden heute trotzdem feiern. Das ist zwar keine Niederlagensause. Doch können wir auf unseren Auftritt stolz sein", nahm Florian Kehrmann gerne die Einladung von Sponsor DKB an, der das TBV-Team als Special Guests auf seiner After-Match-Party im Seehaus an der Alster begrüßte. Den 28:21 (12:13)-Endspielsieg des THW Kiel über den SC Magdeburg schenkten sich die Lipper aber. Bereits nach dem Frühstück fuhr Rüdiger Felski das TBV-Team zurück in die Heimat.

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