Darum ist Kehrmanns Quartett nicht der entscheidende Trumpf für den TBV Lemgo Lippe

Kiel/Lemgo. Das Blau des Meeres dominierte am Donnerstagabend die Wunderino-Arena. Der Kieler Themenspieltag zugunsten des Küsten- und Meeresschutzes (&bdquo;För de Küste“) war farblich wie gemacht für den TBV Lemgo Lippe. Doch die &bdquo;Blue Boys“ gingen im THW-&bdquo;Ozeaneum“ mit 29:35 baden. Gefühlt ein zu hohes Ergebnis, denn über weite Strecken sah es nicht danach aus, als würden sich die Gäste nass machen lassen.

Die Gründe Das Plus bei den Torhüterparaden (12 von Möstl/Kastelic gegenüber 8 von Wolff/Mrkva) verpuffte, weil der TBV in der Deckung keinen Zugriff bekam. In der Länderspielpause hatte der THW Kiel aufgetankt und powerte mit gewaltiger E-Energie auf die TBV-Deckung zu. Emil (Madsen) und Eric (Johansson), die beiden Kieler Halbspieler, feuerten aus allen Rohren und bekamen von ihrem Trainer Filip Jicha das Prädikat Weltklasse verliehen.

Besonderheiten Von langen Ballbesitzphasen, maximaler Spielkontrolle oder dem Sieben-gegen-sechs-Spiel – Kernstücke der Lemgoer DNA – war lange Zeit wenig zu sehen. Beide Teams brannten in der ersten Hälfte ein Offensivfeuerwerk ab, das die 9.989 Zuschauer in der nicht ganz ausverkauften Wunderino-Arena begeisterte. Der THW wurde maximal gefordert. In der zweiten Hälfte fiel den Gästen das Torewerfen deutlich schwerer, was sich auch in der Statistik niederschlug. Mit acht Feldtoren glückten dem TBV nur noch halb so viele Treffer aus dem freien Spiel wie dem THW Kiel.

Knackpunkte Untypisch für den bisherigen Saisonverlauf war die hohe Fehlerquote beim TBV, dem 15 technische Fehler zugeschrieben wurden (gegenüber 6 vom THW). &bdquo;Normalerweise sind es nur halb so viele“, sagt Geschäftsführer Jörg Zereike, der aber auch die Kieler Deckung lobte: &bdquo;Ihre Halben agieren sehr antizipativ, und dann haben sie noch einen Routinier wie Duvnjak, der immer wieder Fallen stellt, in die wir teilweise reingetappt sind.“ Bei Kehrmanns Quartettspiel stach die Karte mit den vier Rückraumspielern nicht so gut wie in den vergangenen Spielen. &bdquo;Die Nummer mit den vier Rückraumspielern zieht nur dann, wenn du auch die Zweikämpfe gewinnst. Aber Kiel verfügt über individuell sehr starke Abwehrspieler. Das ist schon ein anderes Level in der Deckung als beim VfL Gummersbach“, analysierte Jörg Zereike, der das Lemgoer Angriffsspiel allgemein als &bdquo;sehr gut“ bewertete. &bdquo;In der Summe war das Ergebnis etwas zu hoch. Doch die Niederlage ist keine Schande.“

Weitere Einschätzungen Beide Trainer sprachen in der Pressekonferenz von einem &bdquo;sehr intensiven Spiel“. Florian Kehrmann: &bdquo;Beide Teams haben sehr leidenschaftlich gespielt und mit tollen Aktionen die Zuschauer begeistert. Wir hätten nicht so viele Fehler machen dürfen, wenn wir etwas aus Kiel hätten mitnehmen wollen. Gerade Mitte der zweiten Halbzeit machen wir ein, zwei Fehler zuviel, die Kiel dann Sicherheit geben.“ Insgesamt habe man sich &bdquo;toll präsentiert“.

Und Filip Jicha, der von 2005 bis 2007 zusammen mit Kehrmann beim TBV Lemgo spielte, meinte: &bdquo;Unser maximaler Respekt vor Lemgo hat sich bestätigt. Der TBV ist ein sehr, sehr unangenehmer Gegner, und das Spiel war total ausgeglichen. Meine Mannschaft hat gute Aktionen gezeigt und vor allen Dingen sehr viel Geduld bewiesen. Das ist nicht einfach gegen Lemgo, da haben einige Teams auch schon die Nerven verloren. Wir nicht. Deshalb bin ich wirklich froh über die zwei Punkte und die Leistung.“ Gut eine Woche vor dem Final Four in der European League freuten sich die Kieler auch über die Rückkehr von Nikola Bilyk, der fünf Monate lang mit einer Oberschenkelverletzung ausgefallen war.

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